Entrosteter Eisenmann

Faris al-Sultan startet am Sonntag beim Ironman in Frankfurt. Nach zwei Seuchenjahren ist der Spaß am Triathlon zurück. Sein Konkurrent lässt sich derweil im Altersheim mit Kuchen verwöhnen.
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Im Oktober in Hawaii will er wieder weltbester Ironman werden: Faris al-Sultan
dpa Im Oktober in Hawaii will er wieder weltbester Ironman werden: Faris al-Sultan

Faris al-Sultan startet am Sonntag beim Ironman in Frankfurt. Nach zwei Seuchenjahren ist der Spaß am Triathlon zurück. Sein Konkurrent lässt sich derweil im Altersheim mit Kuchen verwöhnen.

FRANKFURT 36 ist Chris McCormack. Ein stattliches Alter für einen Spitzensportler, den Ironman-Sieger von Hawaii, der seit Jahren die Triathlon-Szene beherrscht. Doch zumindest in seinem Wahl-Domizil war McCormack nun in den vergangenen vier Wochen der mit Abstand Jüngste.

Denn der australische Eisenmann lebte in einem hessischen Altersheim.

Vom jungen wilden Partyleben daheim in Sydney in ein betreutes Seniorenstift nach Darmstadt, ein radikaler Wandel im Leben des Chris McCormack, vor dem Ironman Europe, dem Triathlon-Spektakel in Frankfurt.

„Hier im Altersheim konnte ich mich in Ruhe vorbereiten“, sagte McCormack, „außerdem haben mich die Bewohner die ganze Zeit mit Kuchen verwöhnt.“ Damit wurde ihm das Leben noch mehr versüßt.

Die fetten Jahre schienen für einen anderen Ironman-Helden bereits vorbei. Faris al-Sultan, der Münchner Hawaii-Sieger von 2005, der Eisenmann, der langsam einzurosten schien. Im Oktober 2008 reichte es gerade noch zu einem elften Platz auf Hawaii, der Münchner wirkte müde und resigniert. „Es lief so ziemlich alles schief“, sagte al-Sultan am Freitag zur AZ, „ich hatte mich nach Krankheiten nie richtig erholt, dazu kamen Rückenprobleme durch meine extreme Position auf dem Rad.“ Jetzt hat sich der 31-Jährige wieder aufgerichtet.

„Ich habe den Spaß wiedergefunden“, sagt der Münchner, und das vor allem durch sein neues Privatteam „Abu Dhabi“, dem noch vier weitere Triathleten angehören. Gesponsert, wie der Name schon sagt, von der Tourismusbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate, wohin der Sohn einer Münchnerin und eines Irakers bereits seit zehn Jahren im Winter ins Trainingslager fährt.

Länger als bisher wird er aber auch nicht dort sein, im Sommer sei es da eh zu heiß. „Außerdem bin ich ja auch froh, wenn ich mal wieder in München bin. Zum Karteln mit den Freunden oder zum Schwimmen am Baggersee.“ Deswegen wird sein Ritual auch gleich bleiben, sagt er.

Bei großen Erfolgen wird er weiter die Bayern-Fahne auspacken. Und nicht die grün-weiß-schwarz-rote der Emirate.

Spätestens in Hawaii am 10. Oktober will er dann wieder mit der weiß-blauen Flagge wedeln. „Dann will ich wieder in Weltklasseform sein“, sagt al-Sultan. „In Frankfurt werde ich noch nicht ganz vorne sein.“ Anders als McCormack, den mit dem Münchner eine gegenseitige Abneigung verbindet (al-Sultan: „Wir mögen uns nicht, und ich kann gut damit leben“), der aber nach seinem Streckenrekord aus dem Vorjahr auch heuer wieder als unschlagbar gilt.

McCormacks Gegnern geht es am Sonntag wohl so wie zuletzt seinen Mitbewohnern im Altersheim. Sie werden ziemlich alt aussehen.

Florian Kinast

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