England schämt sich
Die britischen Boxer Haye und Chisora sorgen nach dem Klitschko-Kampf für einen Eklat – jetzt droht den beiden sogar ein Berufsverbot. Die Übeltäter geben sich mittlerweile reumütig.
München - Die Wurzeln des modernen Boxens, sie liegen im viktorianischen England. Der Faustkampf galt als Sport für Gentlemen, der auch gerade von Adeligen zelebriert wurde. Es war der Schotte John Scholto Douglas, der 9.Marquis von Quensberry, der 1865 dem Sport ein Regelwerk verpasste, nach dem großteils noch heute geboxt wird. Darin geht es nicht nur um Regeln, sondern auch um Werte. Anstand, Respekt, Verantwortlichkeit für seine Aktionen, aber auch – und gerade – für das Wohlergehen des Gegners.
Jetzt haben ausgerechnet zwei Briten diese Werte mit Füßen getreten. Oder besser gesagt: mit Flaschen und Kamerastativen zerstört. Die Briten-Boxer Dereck Chisora und David Haye hatten die Pressekonferenz nach Chisoras Niederlage beim WM-Kampf in München gegen Weltmeister Vitali Klitschko, der nach seinem Sehnenriss in der Schulter noch vor Anfang Juni wieder kämpfen möchte, zu einem unwürdigen Schauspiel degradiert. Chisora und Haye schlugen mit Glasflaschen aufeinander ein, lieferten sich eine Gossen-Prügelei und beschmutztem damit ihren Sport, aber auch den guten Ruf Englands.
Die britische Promoterlegende Frank Warren, dessen Sohn Francis den Rüpel-Boxer Chisora unter Vertrag hat und der bei dem München-Eklat selbst Augenzeuge war, verhehlte seine Abscheu nicht. „Es hat mich angewidert, dass Dereck Wladimir im Ring angespuckt hat. Genauso abgestoßen war ich von dem Kampf, den sich Haye und Chisora lieferten“, sagte Warren, „man hat sich in diesem Moment geschämt, Brite zu sein.“ Gerade die Morddrohungen von Chisora gegen Haye haben Warren aufgebracht. 1989 war er auf offener Straße niedergeschossen worden. „Dieses Gerede ist inakzeptabel. Ich bin erschüttert. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe es durchgemacht.“
Die englischen Zeitungen äußerten Abscheu. „The Times“ schrieb von „Neandertalern“, laut „Daily Telegraph“ ist das „des Boxens dunkelster Tag“, der „Daily Star“ sieht „das britische Boxen in die Gosse gerissen“. Die Ausraster dürften für beide Boxer Konsequenzen haben. Haye und dem vorbestraften Chisora, der von der Polizei vor dem Abflug festgenommen und vernommen wurde, ehe er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, drohen juristische Konsequenzen. So wird gegen Haye wegen „gefährlicher Körperverletzung“ ermittelt, gegen Chisora wegen Bedrohung und Körperverletzung. Dem Proll-Duo droht auch ein Berufsverbot. „Wir beraten über eine lebenslange Sperre“, sagte Robert Smith, Generalsekretär des Kontrollausschusses des britischen Verbands.
Haye, offiziell im Boxruhestand, würde dann eine Lizenz auf Lebenszeit verweigert. Der Weltverband WBC hat angekündigt, dass Chisora mindestens ein Jahr gesperrt werde.
Beide zeigen nun Reue: „
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