Eishockey-Legende Alois Schloder wird 75: "Mir geht's um die Helden"
München - Alois Schloders 75. am heutigen Donnerstag wird kein Geburtstag wie jeder andere. Die Kaffee-und-Kuchen-Runde muss erst mal warten. Der Jubilar fährt am Vormittag mit einem Freund hinein nach München, zum Olympiapark.
Im olympischen Hain sind ja die Sieger der 1972er Spiele verewigt, wobei der Zahn der Zeit seit Jahren an der Inschrift genagt hatte. Schloder findet: "Wenn der Klaus Wolfermann mit seinen Enkeln nach München fährt und keiner seinen Namen lesen kann. . . Das kann doch nicht sein." Er wollte das ändern, auch für seinen Spezl Wolfermann.
Helden-Tafeln erstrahlen in neuem Glanz
Vier Jahre hat Schloder mühsam darum gekämpft. "Da bist du wie der Don Quijote." Am Ende hat er, da halfen ihm auch seine Kenntnisse als Sportamtschef in Landshut, es hinbekommen: Die Helden-Tafeln erstrahlen in neuem Glanz. Schloder, der zur Feier mit seinem Freund Josef Schuster am Hain "ein Flascherl aufmachen wird", sagt der AZ: "Das ist eines meiner schönsten Geburtstagsgeschenke, dass man die Olympiasieger wieder lesen kann."

Eine Episode, die sinnbildlich für Schloder ist, wenn man sich umhört. Würdigung von Leistungen, Hartnäckigkeit, Freundschaft - die Essenz, um die Schloder sein Leben strukturiert hat, wie er selbst gegenüber der AZ betont und wie es auch Weggefährten immer wieder erwähnen. Franz Reindl, der spätere DEB-Präsident, zum Beispiel meint: "Konsequent ist Schloder immer schon gewesen, in vielerlei Hinsicht ein Vorbild". Reindl sagt das, obwohl er in der Bundesliga bei den bayerischen Derbys der erbitterte Rivale Schloders war. "Das waren damals Schlachten", meint Reindl: "Aber nach dem Spiel und der Karriere gibt man sich die Hand - und verträgt sich."
Poster von Schloder in der "Bravo"
Über seine Karriere - in der Bundesliga immer im Dress von Heimatklub EV Landshut - will Schloder gar nicht viel reden. "Die sportliche Beweihräucherung brauche ich nimmer. Da ist alles gesagt." Etwa über die Sternstunde des deutschen Eishockeys bei den Olympischen Spielen 1976, als die Nationalmannschaft um Kapitän Schloder in dramatischer Form Dritter wird. Erst nach einiger Verwirrung wegen des Rechenmodus und zwischenzeitlicher Enttäuschung war klar: Außenseiter Deutschland war im Torquotient um 0,041 besser als Finnland. Bronze, das sich wie Gold anfühlte!

Eishockey war hip, von Schloder (207 Länderspiele, 165 Punkte) erschien ein Poster im Jugendmagazin "Bravo". Immer noch staunt er, dass er in der Reihe mit Fußball-Lichtgestalt Franz Beckenbauer (der später zu seinem Karriereausstand kommen sollte) und Boxlegende Muhammad Ali auftauchte. "Der Titel war: Die Eiskanone", erinnert er sich und lacht.
Weniger lustig fand und findet er Berichte über ihn und die Spiele 1972. Erst kürzlich wieder war er an der Universität Eichstätt zu Gast und klärte 40 Journalistik-Studenten zum Thema "Anspruch auf ergänzende Berichterstattung" auf. Bis heute nämlich behaupten Medien, er hätte '72 in Sapporo gedopt. Dabei hatte ihm der Mannschaftsarzt, der das dann auch gestand, das falsche Medikament gegeben. "Er war nachweislich unschuldig", sagt Reindl, der die Konsequenz des Freundes bewundert: "Bis 2016 musste er für seinen Namen kämpfen."

"Seitdem habe ich damit abgeschlossen"
Erst dann, nach angedrohter Klage, löschte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Schloders Namen aus der Liste der Doper. Der "Don Quijote" resümiert: "Seitdem habe ich damit abgeschlossen."
Warum er sich trotz der Differenzen mit dem IOC, dessen Chef Thomas Bach er als "aalglatt" und "nur am Geschäft interessiert" ansieht, für die olympische Sache und für die Sieger von 1972 einsetzt? Schloder betont: "Mir geht's um die Helden und deren Wertschätzung."
Sein Nachbar in Landshut ist auch ein deutscher Held: Erich Kühnhackl, der Jahrhundertspieler. Schloder und er verbrachten fast ihre gesamte Karriere zusammen beim EV Landshut (über den Schloder 2018 eine Chronik mit 896 Seiten herausbrachte). Zuletzt ist Kühnhackl aber durch schwere Zeiten gegangen, er verlor seine geliebte Frau Sylvia. Schloder: "Es gibt Menschen, die verlieren ihren Partner und haben nach zwei Monaten einen neuen. Es gibt Menschen, die brauchen ein, zwei Jahre. Und es gibt welche, die kommen nicht recht über den Verlust hinweg."
Schloder, Kühnhackls früherer Kapitän, sorgt sich um seinen Freund. Sie treffen sich zum Kaffee, zum Ratschen. Auch auf einer Geburtstagsfeier, zu der auch Alt-Stars wie Reindl erwartet werden, ist Kühnhackl dabei. Freunde fürs Leben eben...