Eishockey-Ikone Hegen wird 60: "Ich bleibe für immer der Didi"

AZ-Interview mit Didi Hegen: Der Kaufbeurer ist eine deutsche Eishockey-Legende. Er war sieben Mal deutscher Meister und drei Mal Torschützenkönig der Liga, er nahm an fünf olympischen Spiele und 13 Weltmeisterschaften teil, in 290 Länderspielen traf er 111 Mal. Seit 2011 ist er in der Hall of Fame, er wurde ins deutsche All-Star-Team des Jahrhunderts gewählt.
AZ: Herr Hegen. Kalender lügen ja bekanntlich nicht, Sie, die deutsche Eishockey-Legende, werden heute 60 Jahre alt!
DIDI HEGEN: Leider lügt er nicht (lacht). 60, das hört sich jetzt schon richtig alt an, aber was soll's, ich kann es nicht ändern. Also freue ich mich lieber darüber, dass ich schon so alt geworden bin. Aber die Zahl klingt nicht mehr gut, gerade, wenn man - wie ich - Bayern-Fan ist. Ein Freund von mir spricht auch nur von 59+1, weil er das Wort "sechzig" als fanatischer Bayern-Fan nicht in den Mund nehmen will, das gönnt er den Sechzgern nicht. Ich bin da nicht so extrem, obwohl ich ein Roter im Fußball bin.
Woher kommt es?
Gerd Müller! Das war mein absolutes Idol im Fußball, ich war einfach fasziniert davon, wie flink und wendig er war, welch unglaubliches Näschen er dafür hatte, Tore aus allen Lebenslagen zu erzielen.
Wegen Gerd Müller wurde er Bayern-Fan
Dann hat es ja bestens gepasst, dass man Sie zu Ihrer aktiven Zeit auch den Gerd Müller des Eishockeys genannt hat.
Das war eine riesige Ehre für mich. Leider haben wir uns nie getroffen. Aber Müller ist dafür verantwortlich, dass ich Bayern-Fan wurde - und immer noch bin. Ich bin ja auf dem Land aufgewachsen, da war man Bayern-Fan. Als die Löwen 1966 Meister wurden, wollten viele wechseln und plötzlich Sechzig-Fan werden, weil die Bayern da noch nicht so erfolgreich waren. Aber dann hat man ihnen schnell klar gemacht, dass es so nicht geht. Sechzig, das war der Münchner Stadtklub, aber Bayern das waren wir auf dem Land.

Haben Sie selber mal an eine Karriere als Fußballer gedacht?
Nicht wirklich. Bei uns gab es damals noch eineinhalb Meter Schnee im Winter, alle Seen waren zugefroren, da war einfach klar, dass es auch Richtung Wintersport ging. Als ich dann so vier war, bin ich mal mit meinem Bruder mit ins Eisstadion gegangen. Er hat da schon Eishockey gespielt - und ich zugeschaut. Und da dort nicht so viele Kinder waren, hat man mich gleich angesprochen, ob ich es nicht auch versuchen will. Also habe ich die Schlittschuhe angekriegt, habe die ersten Runden mit der Hand an der Bande gedreht, dann rauf aufs Eis - und schon war ich infiziert. Gefühlt waren wir ja am Tag fünf, sechs Stunden draußen - und danach noch ins Eisstadion.
Mit sieben wurde Didis Talent entdeckt
Wann hat man denn gesehen, dass aus dem kleinen Didi mal ein Großer werden konnte?
Mit sechs, sieben hat man schon erkannt, dass ich wirklich Talent habe. Ich habe ja auch eigentlich immer eine Altersgruppe übersprungen. Irgendwie ging immer alles blitzartig. Meine Mama hat dann noch gesagt, als ich so 15, 16 war, "jetzt machst eine gescheite Lehre und danach entscheidest du dich, was du wirklich willst". Ich habe dann Heizungsinstallateur gelernt, die Stelle hat mir der Verein besorgt und der Chef hatte immer ganz viel Verständnis, wenn ich zu einem Spiel musste. Und danach habe ich mich endgültig für Eishockey entschieden.
Eine mehr als gute Entscheidung.
Wohl meine beste. (lacht)

Die großen Momente von Didi Hegen
Welche Momente sind Ihnen denn besonders in Erinnerung geblieben?
Das sind so viele. Aber gleich am Anfang, als wir die deutsche Schülermeisterschaft gewonnen haben, das war besonders. Wir in Kaufbeuren waren ja immer so ein bisschen hinten dran im Vergleich zu Füssen, Landshut, Bad Tölz und dann haben wir Füssen sehr deutlich 7:3 oder 7:4 geschlagen. Das war ein Fest für alle, die ganze Region.
Mit wie vielen Toren von Didi Hegen?
Ich glaube, es waren drei.
Was blieb sonst noch hängen?
Mei, die Meisterschaften, die Zeiten in Köln, Düsseldorf, München, die waren alle für sich toll. Ich habe viel erlebt - und auch mitgemacht.

Er hat noch alle Trikots
Etwa die Pleite der Maddogs in München.
Sicher ein Tiefpunkt, aber es gab so viele tolle Erlebnisse. Die Olympischen Spiele, Weltmeisterschaften. Ich habe von allen großen Ereignissen die Trikots aufbewahrt. Ich habe wunderbare Erinnerungen. Als ich zum Beispiel an der Seite von Erich Kühnhackl, der nicht nur für mich, sondern ganz Deutschland das Idol schlechthin war, spielen durfte, das war ein ganz besonderer Moment. Und natürlich als ich dann in das deutsche All-Star-Team des Jahrhunderts gewählt wurde. Das war so eine Ehre, das ist mir sehr wichtig und bedeutet mir so, so viel. Das sticht sicher in meiner Karriere hervor, ja.
Wie feiern Sie jetzt eigentlich Ihren Ehrentag?
In Düsseldorf. Wir machen eine kleine Feier. Okay, viel
leicht wird sie auch mittelgroß. Ach was, es wird schon richtig groß (lacht). Es kommen auch ganz viele Freunde und Familienangehörige aus Kaufbeuren und dann werden wir es in Düsseldorf sehr turbulent begehen, da bin ich mir sicher. Man wird ja nur einmal sechzig.
Oder 59+1.
Oder so. (lacht)
"Den Didi nehme ich mit bis zum Ende"
Aber der Didi bleiben Sie auch in diesem Alter, oder?
Ich bleibe für immer der Didi, in Dieter brauche ich das auch nicht mehr ändern, den Didi nehme ich mit bis zum Ende.
Ist ja auch eine Auszeichnung, wenn man nur einen Vornamen nennt und die Leute gleich wissen, wer gemeint ist. Der Franz, der Boris, der Erich, die Steffi, Otto.
Und ich bin eben der Didi.