Eishockey: Bloß nicht absteigen
Am Freitag beginnt in der Slowakei die Eishockey-WM. „Kämpfen bis zum Umfallen”, rät Peppi Heiß.
Bratislava - Fast genau ein Jahr ist es her, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der Heim-WM durch den 2:1-Sieg nach Verlängerung über den haushohen Favoriten USA vor der Weltrekord-Kulisse von 77803 Zuschauern in der ausverkauften Fußball-Arena auf Schalke eine wahre Eishockey-Euphorie entfachte. Am Ende erreichte die Truppe von Bundestrainer Uwe Krupp sensationell den vierten Platz.
Jetzt steht die WM in der Slowakei (29. April bis 15. Mai) an und es gilt zu beweisen, dass die Erfolge 2010 nicht nur eine Eintagsfliege on Ice waren. „Die Heim-WM war großartig, aber sie ist natürlich auch eine Bürde”, weiß Deutschlands Rekordnationaltorhüter Joseph „Peppi” Heiß, Co-Trainer des EHC München, „das Ziel für Deutschland war im Eishockey immer, den Abstieg zu vermeiden. Alles andere ist die Zugabe, der Nichtabstieg die Pflicht. Das war zu meiner aktiven Zeit nicht anders als heute. Das Abstiegsgespenst, das hattest immer im Nacken. Viele, die nur von der Euphorie der Heim-WM reden, haben schon vergessen, was im Jahr davor passiert ist.” Da wäre das deutsche Team bei der WM in der Schweiz abgestiegen, wenn sie nicht als Ausrichter der nächsten WM automatisch qualifiziert gewesen wären. Die AZ ging mit Heiß die deutschen Vorrundengegner durch.
Russland (29, April, 16.15 Uhr, Sport1 live): Der Vize-Weltmeister, der Deutschland bei der WM 2010 im Halbfinale gestoppt hatte, ist der Auftaktgegner der Deutschen um Torhüter Dennis Endras. „Es wäre für uns ganz wichtig, einen guten Start ins Turnier zu haben. Ich sehe es als Vorteil, dass wir gleich gegen die Russen ran müssen”, sagt Heiß, „die sind technisch und schlittschuhläuferisch einzigartig, aber sie sind nocht nicht eingespielt. Daher ist es besser, jetzt gleich auf sie zu treffen als erst später, wo sich die Spieler schon gefunden haben.”
Das Krupp-Team muss verhindern, dass die „rote Bestie” richtig ins Rollen kommt. Heiß: „Kämpfen bis zum Umfallen, ist angesagt, wir müssen dagegenhalten, aus einer sicheren Defensive Konter fahren, dann können wir auch die Russen ärgern.”
Slowakei (1. Mai, 20.15 Uhr, Sport 1 live): Im zweiten Spiel geht es für die Deutschen gegen Gastgeber Slowakei. „Technisch sind die toll”, sagt Heiß, „aber irgendwie hat deren Spielsystem uns Deutschen immer gelegen. Wir müssen sehr diszipliniert sein, keine Strafen kassieren, aber gleichzeitig sehr gut den Körper spielen, das mögen die Slowaken nicht so. Wir dürfen aber nicht hinten aufmachen.” Kontrollierte Offensive ist in diesem Spiel also angesagt. „Wir Deutschen kommen besser zurecht, wenn wir nicht selber das Spiel machen müssen. Die Zeiten, in denen wir einen Didi Hegen oder Gerd Truntschka hatten, die an der Scheibe so gut waren, dass sie ein Spiel bestimmen konnten, sind schon lange vorbei. Diese Spieler haben wir auch jetzt nicht”, sagt Heiß, „wir werden nur als Mannschaft siegen können.”
Slowenien (3. Mai, 16.15 Uhr, Sport 1 live): Nach der Papierform sicher der schwächste Gegner in der deutschen Gruppe, doch Heiß warnt: „Hier müssen wir das Spiel machen und die Slowenen werden eher destruktiv agieren. Wenn wir in den ersten beiden Partien genügend Selbstbewusstsein aufgebaut haben, wird Slowenien uns nicht stoppen können, aber wenn es nicht läuft, sind solche Spiele die schwersten. Alles in allem denke ich aber, dass wir unsere Pflichtaufgabe – den Nichtabstieg – klarmachen werden. Und danach, warum sollte es nicht wiederein kleines Eishockey-Wunder geben, wie schon 2010?”
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