Einpacken! Die Bayern kommen

Die weiß-blauen Goldhoffnungen rüsten für die Spiele. Einige nehmen ihre Eltern mit, andere ein Schatzi, eine Ziehharmonika oder Rockmusik. Die AZ schaut den Stars ins Olympia-Gepäck.
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Der Blick geht nach vorn - und nach oben: Felix Neureuther weiß, dass er inzwischen siegen kann. Auch bei Olympia?
dpa Der Blick geht nach vorn - und nach oben: Felix Neureuther weiß, dass er inzwischen siegen kann. Auch bei Olympia?

Die weiß-blauen Goldhoffnungen rüsten für die Spiele. Einige nehmen ihre Eltern mit, andere ein Schatzi, eine Ziehharmonika oder Rockmusik. Die AZ schaut den Stars ins Olympia-Gepäck.

MÜNCHEN Letzte Woche hatte Alexander Resch noch einen wichtigen Termin. Nicht in Schlitten-Werkstatt, Eiskanal oder Kraftkammer. Sondern in Freilassing. Im Musikhaus Oellerer. Beim Herrn Oellerer hatte sich Rodler Resch nämlich eine Ziehharmonika bestellt. Resch nimmt nicht nur seinen Spezl Patric Leitner mit nach Vancouver, für den zweiten Olympiasieg im Doppelsitzer nach 2002. Sondern auch seine Ziach zum zünftigen Musizieren, zur Siegesfeier im Kufenstüberl, wenn's dann geschafft ist.

Und auch sonst wollen Bayerns Sportler bei den Winterspielen den Ton angeben.

Ein bayerisches Festspiel könnte es werden, dieses Olympia in British Columbia. Ein Goldrausch in weiß und blau. Es gibt viele Favoriten und Medaillenhoffnungen aus dem Freistaat, die den Traum vom Olympiasieg mit dabei haben, aber sonst auch noch recht viel: Glücksbringer, Bücher, Musik, die kleinen Dinge, die helfen sollen auf der Mission zum Gold. Was genau, das verrieten die Sportler vor ihrem Abflug noch der AZ.

Maria Riesch etwa, die am Montag über Frankfurt nach Vancouver flog, wo sie ein Mammutprogramm erwartet. Riesch hat viel vor, sportlich wie literarisch, so startet sie nicht nur in fünf Disziplinen, sie will sich auch durch vier Bücher kämpfen. „Die Päpstin“ von Donna Cross, dazu die Krimi-Trilogie von Stieg Larsson: Verblendung, Verdammnis, Vergebung. Auf Verzweiflung darf verzichtet werden.

Rieschs Schwester Susi nimmt weniger mit, weil sie ja aber auch nur am drittletzten Olympia-Tag Slalom fährt, ist sie auch nicht so lang dort. Sie hat ein Buch von Horst Eberspächer im Gepäck, dem Sportpsychologen. Titel: „Gut sein, wenn's drauf ankommt.“ Ein treffliches Motto für den Olympia-Slalom am 26. Februar. Und ein Maskottchen soll den Schwestern auch noch helfen. Ein rosa Stoff-Schwein. Die gab es kürzlich noch als Präsent von der Garmischer Spielbank, daheim gleich ums Eck.

Monika und Sigi, die Eltern, kommen auch mit, zumindest in der zweiten Woche sind sie dort, während Mama und Papa Neuner die ganze Zeit Tochter Lena anfeuern werden bei ihren Biathlon-Rennen. „Das freut mich gewaltig, dass meine Eltern dabei sind“, sagt die sechsmalige Weltmeisterin, die aber vor allem auf Harmonie mit ihrem „Baby“ hofft. So nennt sie ihre Waffe. Glücksbringer sonst: Fehlanzeige. „Abergläubisch“, sagt Neuner, „bin ich nicht.“

Michael Greis schon eher. Er hat wieder seine Frosch-Mütze mitgenommen, die ihm zwei Kinder einer befreundeten Familie in Pfronten gestrickt haben. In Turin hat sie geholfen, da gewann er dreimal Gold.

Evi Sachenbacher hat schon einmal Gold geholt, vor acht Jahren in Salt Lake. Vier Jahre nach den verkorksten Spielen von Turin, als es bei ihr mehr um überhöhte Blutwerte ging als um sportliche Erfolge, hofft sie nun wieder auf ein lustiges Olympia. Ob sie mit dem „Alchimist“ von Paulo Coelho das richtige Rezept findet? In ihrem Zimmer liegt dann auch ein Französisch-Lexikon auf dem Nachtkasterl. „Zum Auffrischen des Wortschatzes“, wie sie sagt. Allez les blancs et bleus. Auf geht's, ihr Weiß-Blauen.

Langlauf-Kollege Tobias Angerer dagegen liest zur Zeit Andre Agassis Autobiographie „Open“ und von Eckart von Hirschhausen „Glück kommt selten allein“. Muss es ja auch nicht. Dann wird er eben zweimal Olympiasieger. Zur akustischen Erbauung hat Angerer daheim in Traunstein noch einmal seinen Ipod neu bespielt mit 15 Stunden Musik, „und zwar nur gutem harten Rock“. Und natürlich hat er wie immer Schuhe dabei, kleine Basketball-Kinder-Turnschuhe. Von seiner eineinhalbjährigen Tochter Karlotta. In kleinen Schritten zum Olympia-Sieg.

Und die übrigen bayerischen Spitzenkräfte?

Felix Neureuther und Amelie Kober fliegen vor allem mit viel Selbstvertrauen nach Kanada, das Slalom-Ass und der Snowboard-Star, er auf zwei Brettern, sie auf einem. Nach den Siegen von ihm in Kitzbühel vor gut zwei Wochen und von ihr am Sudelfeld am Samstag. Nach ihrem Erfolg am Hausberg sah man Kober dabei mehr lachen als Anni Friesinger die ganze Saison zusammen: Die Eisschnellläuferin hat Sorgen vor Olympia, nicht nur wegen einer missratenen Saison, sondern auch wegen des Ärgers um Verbandsarzt Gerhard Lutz, den sie bekanntermaßen ablehnte. Es sieht nicht gut aus vor ihren letzten Olympischen Spielen.

Für den Berchtesgadener Felix Loch dagegen schon, für ihn sind es die ersten, und er hat auch gar nicht viel mitgenommen, weil für ihn auch gleich schon wieder alles vorbei ist. Die Entscheidung bei den Rennrodel-Männern fällt schon am zweiten Wettkampftag, dem Sonntag, dann war es das für ihn schon wieder. Natalie Geisenberger, Miesbachs Goldhoffnung im Eiskanal, ist zwei Tage später fertig, Maskottchen gibt es nicht. „Der Glücksbringer“, sagt sie, „ist hoffentlich mein Schlitten.“ Zu dem habe sie eine ganz innige Beziehung, manchmal würde sie ihn sogar „Schatzi“ nennen. Auf ihn fährt sie ab und auf ihm auch – am besten schneller als alle anderen.

Ob mit Schatzi, ob mit Baby, ob mit Schwein oder Frosch, so unterschiedlich die persönlichen Dinge sind, die Bayerns Top-Olympioniken mitnehmen, sie alle zusammen haben zwei große Ziele. Erst die Hymne bei der Siegerehrung hören. Und dann ein Gstanzl. Im Kufenstüberl, auf der Ziach vom Alex Resch.

Florian Kinast

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