Einer gegen alle - alle gegen einen

Bayerns Basketballer auf Einkaufstour: Sie schnappen Bamberg und Berlin die Stars weg. Ihre Rolle haben sie sicher – die Bösen!
von  Julian Galinski

Bayerns Basketballer auf Einkaufstour: Sie schnappen Bamberg und Berlin die Stars weg. Ihre Rolle haben sie sicher – die Bösen

MÜNCHEN Es gibt eine Art Blaupause für ein Fan-Schild, in ähnlicher Art wird es bei jedem Auswärtsspiel der Basketballer des FC Bayern in der Bundesliga emporgestreckt: „Herz gegen Kommerz”, steht dort drauf und es soll bekräftigen: Auf der einen Seite Werte und Moral, auf der anderen Seite ein großer Geldbeutel. „Wir sind die Guten und Sympathischen”, hat Bambergs Großsponsor Michael Stoschek erklärt. Und nur nicht zu Ende gesprochen: „Und die Bayern die Bösen.”


Da passt es den anderen Vereinen und deren Unterstützern nur vortrefflich ins Weltbild, dass der FC Bayern sich derzeit munter an den Top-Spielern der Liga bedient. Mit Heiko Schaffartzik und Nihad Djedovic aus Berlin ist man sich nach AZ-Informationen einig und die Unterschrift nur noch Formsache, mit relativ großer Wahrscheinlichkeit wird neben dem National- und dem Flügelspieler auch All-Star Deon Thompson nach München wechseln. Und, wenngleich die Vereine dementieren, respektive schweigen, ist der Wechsel von Anton Gavel, dem wohl besten Spieler der Basketball-Bundesliga, von Bamberg nach München zur Saison 2014 ebenfalls beschlossene Sache.


Von einem Etat von 16 Millionen Euro beim FC Bayern will Bambergs Gönner Stoschek erfahren haben, tatsächlich aber bewegt er sich im Bereich zwischen elf und zwölf Millionen Euro. Viel Geld, gerade im Basketball, aber im europaweiten Vergleich noch eher zahm. Tatsächlich scheiterte die Weiterverpflichtung von Bayerns Topscorer Tyrese Rice gerade an dessen exorbitanten Gehaltsvorstellungen. Auch der Name eines Euroleague-erfahrenen Topstars fehlt im Kader.


Sportdirektor Marko Pesic erklärt das so: „Was bringt es uns, wenn wir die ganz großen Namen verpflichten? Was wir brauchen, ist Harmonie. Junge und hungrige Spieler mit Perspektive, die trotzdem schon Erfahrung haben.” Dass einige dieser Spieler gerade von den schärfsten Konkurrenten kommen? „Zufall”, sagt Pesic lapidar, diese Profis hätten eben sehr gut zum Anforderungsprofil gepasst. Anderswo sieht man darin aber Versuche, die Konkurrenz zu schwächen.


Die Bayern zahlen dabei gut, klar, sie bieten eine lebenswerte Stadt und erstklassige medizinische Versorgung. Von den Spielern ist aber immer wieder ein Grund zu hören, nach München kommen zu wollen: Trainer Svetislav Pesic. Bambergs Trainer Chris Fleming? Einer der besten in Europa. Aber keine Legende wie Pesic. Berlins Sasa Obradovic? Möglicherweise in zehn Jahren ein großer Coach. Derzeit fehlen ihm noch andere Varianten der Ansprache an die Spieler, abgesehen von: sehr laut.


Pesic dagegen gilt als Förderer, als Versteher und als Vertrauen-Geber. Ein Zugang wie Lucca Staiger weiß, dass er beim FC Bayern keine 30 Minuten spielt. Aber er weiß auch, dass die Dreier, die er werfen und treffen soll, wichtig für die Mannschaft sind.


Derartige weiche Faktoren interessieren außerhalb von München aber niemanden. Denn die Menschen mögen gute Geschichten. Und viele der besten Geschichten gehen ganz einfach so: Gut gegen böse. Oder: Der Rest der Liga gegen den FC Bayern. 

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