Eine Überdosis Viagra

Doping mal anders: Gerolsteiner stellt den Rad-Profi Andrea Moletta vom Rennbetrieb beim aktuellen Giro d’Italia frei – wegen 82 Päckchen Potenzmittel.
von  Abendzeitung
Der Mann in blau und das Mysterium der blauen Pillen: Andrea Moletta wurde freigestellt.
Der Mann in blau und das Mysterium der blauen Pillen: Andrea Moletta wurde freigestellt. © Roth/Augenklick

FORLI - Doping mal anders: Gerolsteiner stellt den Rad-Profi Andrea Moletta vom Rennbetrieb beim aktuellen Giro d’Italia frei – wegen 82 Päckchen Potenzmittel.

Dass Radfahrer bei den mörderischen Etappen fast unmenschliche Leistungen bringen, bei denen es darauf ankommt, möglichst lange durchzuhalten, ist hinlänglich bekannt. Dass sie dafür auch gerne mal das eine oder andere Pülverchen verwenden, um die Leistungsfähigkeit zu steigern, ist nach den andauernden Dopingskandalen auch bestens dokumentiert. Doch jetzt wurde eine neue – äußerst ungewöhnliche – Methode offenbar, mit der sich die Herren Radsportler offenbar zusätzliche Kraft holen.

Das Team Gerolsteiner, das ja eh schon auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor ist, nachdem der Geldgeber sich 2009 zurückziehen wird, hat nun seinen Fahrer Andrea Moletta (Italien), Edelhelfer von Superstar David Rebellin, vom Rennbetrieb beim aktuellen Giro d’Italia freigestellt – und zwar wegen einer Überdosis Viagra!

„Kleine blaue Freudenspender“

Der Vater des 29-Jährigen wurde, zusammen mit zwei weiteren Personen, von der italienischen Polizei in einem Auto gestellt. In dem Wagen, der in der Nähe von Padua angehalten wurde, und der sich auf dem Weg zum Giro d’ Italia befand, fanden die Beamten nicht weniger als 82 Packungen des Potenzmittels Viagra sowie Einwegspritzen, die in einer Zahnpastatube versteckt waren. Dies teilte die in Italien für die Drogenfahndung zuständige Behörde NAS mit. Viagra, auch als „kleine blaue Freudenspender“ bekannt, dient nicht nur dazu, schlappe Männer wieder sexuell munter zu machen, sondern kann aufgrund seiner gefäßerweiternden Wirkung auch zu einer erhöhten Sauerstoffzufuhr führen.

„Bis die Sache geklärt ist, wird Andrea bei uns nicht mehr eingesetzt“, sagte Gerolsteiner-Besitzer Hans-Michael Holzcer, „auch wenn sich die Anwesenheit von Moletta Senior als rein zufällig erweisen könnte, haben wir in einer äußerst scharfen Auslegung des Code de Conduite ohne zu zögern gehandelt.“

Der „Code de Conduite“ ist ein selbst auferlegter Ehrenkodex der Profirennställe, nach dem die Teams bei Auffälligkeiten tätig werden sollen.

Klar ist bisher nur, dass der angehaltene Wagen nicht Molettas Vater gehörte. Eigentümer soll, laut italienischen Zeitungen, Fulvio Miotti sein, der sportliche Leiter einer italienischen Amateur-Equipe. Aus dieser Tatsache schöpft man bei Gerolsteiner die Hoffnung, dass die Mittel nicht für Moletta bestimmt waren.

„Das war eine gezielte Polizei-Aktion. Wenn die also Moletta im Visier hatten, warum gab es bei uns im Hotel nicht sofort eine Razzia? Bisher war hier alles ruhig“, erklärte Gerolsteiner-Sprecher Christian Henn.

Die „Repubblica“ berichtete von „zwei italienischen Dopingärzten“, die von den Behörden gezielt observiert worden seien und auf die Spur der Insassen des kontrollierten Fahrzeuges geführt hätten. Auf jeden Fall haben Moletta und Gerolsteiner ein blaues Wunder erlebt.

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