„Eine Stimmung wie bei der WM 2006“

DOSB-Chef Thomas Bach ist überzeugt, dass „die Münchner 2018 den Funken zünden“
Herr Bach, wie groß ist die Anspannung in dieser Phase der Bewerbung?
THOMAS BACH: Das ist wie vor einem großen sportlichen Wettkampf. Ich fühle mich in meine aktiven Zeiten zurück versetzt.
Hat man es im Dreikampf eigentlich nur noch mit dem Gegner Pyeongchang zu tun?
Nein. Jede Bewerbung ist gut beraten, sich auf sich zu konzentrieren statt links und rechts zu schauen. Das könnte fatal werden. Man hat in München genügend Argumente für tolle, emotionale Spiele.
Aber Sie als alter Hase in Sachen IOC können uns doch sagen, ob die Probleme der Franzosen und Koreaner Münchens Chancen verbessern.
Gerade weil ich mich im IOC auskenne, gebe ich diesen Rat: die eigenen Stärken herausarbeiten und dem IOC diese mit Sympathie, Humor und Emotion nahe bringen.
Pyeongchang behauptet, einen neuen Markt erschließen zu können. Was ist Münchens Plus?
Zum einen ist der europäische und der deutsche Markt für den Wintersport viel wichtiger als der südkoreanische. Aber das ist nicht der Unterschied. Es ist nach einiger Zeit wichtig, dass sich das IOC auf seine Wurzeln besinnt und dort hingeht, wo die olympische Bewegung wirklich lebt und atmet, dort Kraft schöpft, um wieder zu neuen Ufern aufzubrechen. Das kann man nicht ständig machen. Irgendwann muss man auch mal ankommen. Die Münchner Bewerbung wäre ein glänzendes Zeichen zu zeigen, dass Wintersport in einem Umfeld stattfinden kann, wo Begeisterung und Fachkunde herrscht, wo die Menschen das nicht nur als Event betrachten, sondern den Sport auch leben und diese olympische Atmosphäre entfachen, die wir alle wollen.
Pyeongchang bewirbt sich zum dritten Mal, München ist Erstbewerber für Winterspiele, denen in der Regel weniger gute Chancen eingeräumt werden.
Schauen Sie sich Sotchi an! Es gibt viele, die sich mehrfach beworben haben und nie zum Zuge gekommen sind. Hier gibt es kein Gesetz der Serie.
Sie sprachen unlängst von einer möglichen Stimmung wie bei der Fußball-WM 2006. Ist das realistisch?
Wir haben das schon 1972 gesehen, als die Münchner und Bayern gezeigt haben, dass sie mit ihrer Gastfreundschaft und Sportbegeisterung diesen Funken entzünden können. Wir sehen das an den Wintersportwochenenden, beim Biathlon, beim Skispringen und an den Einschaltquoten. Das alles innerhalb von zwei Wochen, mit dem Signet Olympia 2018 versehen - da habe ich den geringsten Zweifel.
Kommende Woche geht es zur nächsten Präsentation nach China. Ist das der selbe Vortrag wie in Acapulco?
Im Groben. Allerdings stehen diesmal statt 20 nur zehn Minuten zur Verfügung. Das wird also sehr geballt sein, was Katharina Witt und Bernhard Schwank mit Staatsminister Siegfried Schneider da sicher großartig darstellen.
Wieder mit Zuschaltung von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel?
Details kenne ich nicht. Aber es muss kompakt sein. Zehn Minuten sind schnell rum.
Bis zur Entscheidung in Durban liegen noch weitere Präsentationen vor Ihnen?
Eine Menge! Vor den europäischen NOKs präsentieren wir im November in Zagreb, dann geht’s nach Afrika, Ozeanien und zur technischen Präsentation nach Lausanne – und am 6. Juli nach Durban.
Interview: Thomas Becker