"Eine riesige Strahlkraft"
Bayern-Vize Bernd Rauch spricht über Schulturnhallen, den Aufstieg, Katastrophen und die Zukunft des Basketball- Projekts.
AZ: Herr Rauch, der 24. Spieltag der ProA-Saison 2010/2011 steht an, mit einem Sieg in Crailsheim kann der FC Bayern den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga besiegeln. Aber wissen Sie noch, was am 24. Spieltag der vergangenen Saison passiert ist?
BERND RAUCH: Ich weiß es leider nicht mehr genau...
Ihre Basketballer haben mit 74:72 nach Verlängerung gegen Chemnitz gewonnen. Kenny Barker hat 33 Punkte gemacht.
Richtig, dieser Barker! Der hat an manchen Tagen von der Garage aus getroffen, dann ist er wieder verschwunden.
Denken Sie noch oft an die Säbener Straße, an 800 Zuschauer und die marode Schulturnhalle?
Die Säbener Straße war sehr wichtig für unser Projekt. Vor 500 Zuschauern in der Regionalliga zu spielen, war richtig, und später dann vor 800 in der zweiten Bundesliga. Ich habe als Vizepräsident alle Abteilungen des FC Bayern e.V. besucht: Handball, Schach, Tischtennis. Und wir mussten uns überlegen, wo wir unsere Leistungsspitzen setzen wollen. Ich habe gespürt, da müsste doch Potenzial sein.
Der Rest ist gut bekannt. Sie haben Uli Hoeneß überzeugt und gemeinsam Bundestrainer Dirk Bauermann verpflichtet. Der hat eine Mannschaft aufgebaut, um mit ihr in die BBL aufzusteigen. Was hatten Sie direkt vor der Saison für ein Gefühl?
Von der ersten Sekunde an, der ich Dirk Bauermann gegenüber saß, hatte ich keine Zweifel mehr, dass wir den Aufstieg schaffen. Bauermann hat dieses besonders angenehme Lächeln, aber er hat zugleich eine unglaubliche Sachlichkeit und Klarheit. Er hat gemerkt, was das für eine besondere Situation hier ist, und er hat auch den Glanz der Marke FC Bayern gespürt. Dass er uns sein Vertrauen geschenkt hat, war für mich ein Meilenstein.
Innerhalb weniger Saisonspiele verletzten sich erst Steffen Hamann und dann Demond Greene, zwei absolute Leistungsträger. Was ging in Ihnen damals vor?
Nach Greenes Ausfall habe ich zwei Nächte nicht geschlafen und war dazwischen schweißgebadet. Ich habe schon während der Saisonvorbereitung gemerkt, wie wichtig er ist und wie gut er bei den Leuten ankommt. Die Verletzung war eine Katastrophe.
Mit Robert Garrett haben Sie Greenes Abwesenheit noch gut kompensieren können.
Ich war damals eineinhalb Wochen im Urlaub, eine Woche davon habe ich mit einer Agentin telefoniert und über die Bedingungen verhandelt. Garrett war doch eigentlich schon zurückgetreten. Jedenfalls ist er, als Typ und als Sportler, ein Glücksgriff gewesen.
Einer von Dirk Bauermanns oft zitierten „guten Jungen”.
Das beeindruckt mich wirklich sehr: Was Bauermann da für eine Truppe formiert hat, die sich total mit dem Verein identifiziert, die eine riesige Strahlkraft nach innen und nach außen hat. Eine der größten Leistungen von Dirk Bauermann überhaupt. Sehen Sie sich nur Darius Hall an!
Der absolute Publikumsliebling, ein über zwei Meter großer, liebenswerter Clown.
Ohne Hall wäre mein Leben ein Stück unglücklicher. Man müsste ein Unmensch sein, ihn wieder ziehen zu lassen, trotz seiner 37 Jahre. Andere Spitzensportler liegen in diesem Alter im Bett, er gibt trotz Verletzungen immer alles.
Was war Ihr schönster Moment der Saison?
Als Steffen Hamann vor 12200 Zuschauern in der Olympiahalle gegen Würzburg bei einem Korb Vorsprung das Spiel in die Hand genommen hat und ein ums andere Mal zum Korb gezogen ist, als ob er den Würzburgern sagen wollte: So läuft das hier.
Das Spiel gegen Würzburg war zweifellos ein Höhepunkt – sportübergreifend. Aber noch ist die Zukunft Ihres Projekts unsicher. Der Umzug in die Rudi-Sedlmayer-Halle muss zur kommenden Saison gelingen.
Wir sind am Donnerstag durch jeden Raum gegangen und haben uns jedes Detail angeschaut, welche Handtrockner in welchem WC hängen. Jetzt verschaffen wir uns einen Überblick, ob wir die Kosten tragen können, die Halle spieltauglich zu machen.
Werden sie am Dienstag, 15. März, zum Stichtag die BBL-Lizenz beantragen?
Wir werden auf jeden Fall noch den Montag brauchen, um die Halle und die Kosten genau zu analysieren. Am Dienstag entscheiden wir. Wobei wir, sollten wir die Lizenz dann beantragen, von der BBL eine ungefähr einmonatige Fristverlängerung bekommen könnten, um Details bezüglich der Halle zu klären.