Eine Leidenschaft, die verbindet

MÜNCHEN - Multi-Kulti ohne Ende und eine Sprachenvielfalt, wie man sie sonst in München nur vom Profi-Kader des Fußball-Rekordmeisters FC Bayern kennt. Auch beim Sportverein Studentenstadt Freimann kommen die Spieler aus vielen verschiedenen Ländern: Aus Schweden, Simbabwe, Argentinien oder Neuseeland. Und sie alle verbindet eine Leidenschaft: Rugby.
Derzeit jagen 62 starke Kerle aus 22 Nationen dem eiförmigen Spielgerät in der Studentenstadt im Münchner Norden hinterher. Eine Weltauswahl aus Amateur-Spielern, die ihresgleichen sucht. Doch wie klappt es angesichts dieses babylonischen Sprachenwirrwarrs mit der Kommunikation im Training und während des Spiels? Trainer Carlos Martini (37), der selbst vor ein paar Jahren aus Argentinien des Studium wegens nach München kam, meint dazu: „Unsere Clubsprache ist deutsch, was auch die meisten sprechen. Aber natürlich gibt es auch ausländische Spieler, die neu ins Team gekommen sind und kein Wort deutsch verstehen."
In solchen Situationen weiß sich die Rugby-Truppe jedoch zu helfen – mit Simultan-Dolmetschern. Genau wie sie es auch beim großen FC Bayern machen. Als beispielsweise Luis Vasquez (24) aus Venezuela, von seinen Kollegen liebevoll „Machine" gerufen, zu Beginn der aktuellen Saison neu zur Rugby-Mannschaft gestoßen ist, verstand er kaum ein Wort. „Wenn ich dann im Training etwas erklärte, übersetzten unsere spanischsprachigen Spieler gleichzeitig dem Luis alles auf spanisch und somit konnten wir ihn sehr schnell ins Team integrieren", sagt Martini. Etwa die Hälfte der Mannschaft besteht aus Studenten aus der gesamten Bundesrepublik, die andere Hälfte bilden Austauschstudenten aus der ganzen Welt. Seit der Gründung der Rugby-Sparte im Jahr 1999 kämpfte sich die Truppe um Trainer Martini von der Regionalliga in die 2. Bundesliga Süd, wo sie seit mehr als vier Jahren die Klasse hält.
Gedanken mit Händen und Füßen vermitteln
Auch Kapitän Henner „Knick Knack" Paskarbies (28) hatte schon so manches Erlebnis auf dem Rugby-Feld mit seinen ausländischen Mitspielern, die teilweise weder deutsch noch englisch sprechen: „Manchmal ist's schon schwierig. Es ist im Spiel schon vorgekommen, dass ich einem bulgarischen Kollegen mit Händen und Füßen meine Gedanken vermitteln musste." Um die sprachlichen Barrieren möglichst schnell abzubauen und die jedes Semester neu hinzukommenden Spieler rasch ins Team zu integrieren, trifft man sich häufig in der Studentenstadt nach dem Training noch auf ein Weißbier und eine bayerische Brotzeit. Und manchmal geht's gar afrikanisch zu, wenn zum Beispiel Stürmer Robert Ahiagha (45), ein gelernter Koch aus Togo, ein leckeres Menü für seine Mitspieler zubereitet. Lost in Translation? Nicht beim Rugby, beim Sportverein Studentenstadt Freimann.
Stefan Hörhammer