Eine Berlinerin lächelt für Bayern

Katarina Witt war das „schönste Gesicht des Sozialismus“. Jetzt ist sie das Gesicht der Olympia-Bewerbung für die Spiele 2018
von  Abendzeitung
Sie ist die Chef-Botschafterin der Münchner Winterspiel-Bewerbung: Katharina Witt.
Sie ist die Chef-Botschafterin der Münchner Winterspiel-Bewerbung: Katharina Witt. © dpa

Katarina Witt war das „schönste Gesicht des Sozialismus“. Jetzt ist sie das Gesicht der Olympia-Bewerbung für die Spiele 2018

MÜNCHEN Zum Schluss wurde Katarina Witt resolut. „Also Männer, weg hier“, sagte sie, und schon hatten die Herren um sie herum gekuscht. Münchens OB Christina Ude, Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, DOSB-Boss Thomas Bach, sie alle verschwanden rasch, damit Witt nicht im Gruppenbild mit Dame, sondern alleine für die Fotografen posieren konnte.

Als Chefbotschafterin der Münchnerin Olympia-Bewerbung. Als Eiskunstlauf-Idol holte sie bei Olympischen Spielen zweimal Gold, 1984 und 1988. 2018 soll sie nun Olympia ins Land holen. So wie einst Beckenbauer die WM 2006. Die Kati, der Franz des Winters.

Lange war gerätselt worden, wer das Gesicht der Bewerbung werden soll. Neuner oder Mittermaier, Wasmeier oder der Hacklschorsch. Doch die Vorzeigefigur kommt nun nicht von Isar oder Loisach, nicht von Schliersee oder Königssee. Sondern von der Spree und vom Wannsee. Eine Berlinerin soll’s für München richten, das einst schönste Gesicht des Sozialismus soll die Welt nun für Oberbayern bezirzen.

Als neue Vorsitzende des 23-köpfigen Kuratoriums (siehe rechts) wird sie nun in den nächsten zwei Jahren für München werben, bis zur Vergabe der Spiele durch das IOC am 6. Juli 2011. Und auch wenn sie noch von „hier unten in Bayern“ sprach und einen Austragungsort der Spiele permanent „Gamüsch-Patnkürschn“ nannte, ihr Bemühen war bereits zu Beginn ihrer Vorstellung erkennbar, als sie meinte: „Grüßgott. So sagt man doch hier bei Ihnen.“ Ja, so sagt man hier bei uns.

Und schon war sie natürlich dabei, den Stand der Bewerbung in den höchsten Tönen anzupreisen. „Die Planungen sind super“, sagte sie, „ich bin begeistert. Ich unterstütze die Bewerbung, und ich werde alles dafür tun, dass das IOC am Ende nur noch sagen kann: Die Spiele müssen nach München.“

Und schnell wurde klar, dass die Wahl Witts durch die Bewerbergesellschaft eine ganz bewusste war. „Das zeigt, wie weltoffen die Bayern sind“, scherzte Minister Fahrenschon, während OB Ude meinte: „Einen bajuwarischen Tonfall wird man ihnen nicht vorwerfen können. Das zeigt, dass nicht nur die Bayern hinter der Bewerbung stehen.“ Dass die Träume von den Winterspielen kein regionales Hirngespinst ist sondern eine nationale Vision. So zumindest war es auch letzte Woche im Bundestag erklärt worden, so hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel die Olympia-Bewerbung zur Chefsache erklärt.

So waren gestern alle zufrieden, schließlich gab es doch noch gemeinsame Bilder mit den Männern, besser wäre allerdings gewesen, wenn die 2018-Gesellschaft in der Pressemappe bei Witts Vita auf den letzten Hinweis verzichtet hätte. Da war von der TV-Diätshow zu lesen, die Witt Anfang 2009 moderiert hatte, bevor sie als kolossaler Flop wegen mangelnder Quote wieder eingestellt wurde.

Dazu passte der Titel der Show, wo es darum ging, möglich viel Gewicht abzuspecken: „The biggest loser“. Das will München 2011 sicher nicht sein, der größte Verlierer.

Florian Kinast

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