"Ein Typ wie Thomas Schaaf"
AZ: Herr Prüsener, die Volleyballer von Generali Haching sind mit dem 3:1 gegen Friedrichshafen perfekt in die Saison gestartet. Am Sonntag (16 Uhr) geht's zu Ihrem Ex-Klub, den Netzhoppers aus Königs Wusterhausen.
SEBASTIAN PRÜSENER: Der Start hätte nicht besser laufen können. Am Sonntag muss es für mich ein Spiel wie jedes andere sein. Wenn ich zu übermotiviert wäre, geht das meist nach hinten los. Der einzige Unterschied: Die Netzhopper-Fans sind jetzt nicht mehr für mich, sondern gegen mich. Schön ist, dass ich meine Freundin (Romy, d. Red.) sehen kann, die aus Berlin kommt.
Andere Spieler gehen ins Ausland, Sie sind nun wieder nach Haching zurückgekehrt. Warum?
Ich habe zu Mihai (Trainer Mihai Paduretu, d. Red.) nie den Kontakt verloren. Er hat mich jedes Jahr, wenn es neue Verhandlungsrunden gab, angerufen und gefragt, ob ich zurückkommen will. Oft musste ich absagen, aber jetzt kam die Sache mit Ferdl (Kollege Ferdinand Tille, d. Red.) dazu.
Ferdinand Tille, in den letzten Jahren Hachings Libero Nr. 1, wollte ins Ausland, fand aber keinen Verein. Jetzt haben Sie seine Position in Haching, und er ist Reservist.
Das ist echt blöd gelaufen bei ihm. Für einen Libero ist es brutal schwer im Ausland unterzukommen, weil es ja die Ausländerbegrenzung gibt und der Libero der letzte ist, der geholt wird. Er war 2010 noch weltbester Libero und jetzt findet er nichts. Das ist mir ein Rätsel.
Sein Pech war Ihr Glück…
Das stimmt. Aber er versteht das. Wir haben kein Problem miteinander. Ich bin jetzt erster Libero, und bei ihm steht ja noch nicht fest, ob er doch noch weg geht. Es ist super, dass er noch dabei ist. Er kann uns im Training weiterhelfen, das Niveau steigern. Und wenn ich einen schlechten Tag habe, dann habe ich auch kein Problem damit, wenn er spielt. Er ist wichtig für uns.
Wie wichtig war Trainer Paduretu für Ihre Rückkehr?
Er war der Hauptgrund, dass ich zurückgekommen bin. Es steht außer Frage, welchen Wert er für Haching hat. Der Verein müsste eigentlich „Generali Paduretu" heißen. (lacht) Ich habe die Anfangszeit miterlebt, wo er alles komplett selber gemacht hat. Mihai hat alles kontinuierlich aufgebaut. Das ist gigantisch. Er ist ein super Trainer mit der richtigen Mischung zwischen Schleifer und Kumpeltyp. Er ist so ein Typ wie der Thomas Schaaf bei Werder Bremen.
Er hat Sie auch gleich zum neuen Publikumsliebling ernannt, weil Sie mit Ihrem spektakulären Spiel bei den Fans ankommen.
Spektakulär, weil ich nicht die typische Volleyballtechnik habe. Ich mache viel über das Ballgefühl, was manchmal komisch aussieht, wenn ich in der Gegend herumfliege. Außerdem bin ich generell der emotionale Typ auf dem Feld. Ich versuche immer die Zuschauer mit einzubeziehen, sie anzuheizen. Das ist auch meine Rolle im Team.
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