Ein Team, ein Wunsch
TENERO - Mit einem Sieg am Donnerstag über Kroatien will sich die DFB-Elf den Weg zum Titel erleichtern. Das Plus dabei ist: „Die Nervosität vor dem Turnierstart, die Unsicherheit vor dem ersten Spiel, die Frage, wie es wohl wird im Stadion – das alles ist weg“, sagte Kapitän Michael Ballack.
Fußballer gelten ja als Gewohnheitsmenschen, und nicht wenige von ihnen sind so richtig abergläubisch. Was einmal geklappt hat, wird wieder so funktionieren. Es muss einfach.
Also war die Stimmung gelöst und zuversichtlich, als die Mannschaft am Mittwoch Nachmittag samt Trainer- und Betreuerstab von Lugano aus mit einem City-Liner der Lufthansa nach Klagenfurt flog. Einchecken ins Hotel „Holiday Inn“, Abschlusstraining im Wörthersee- Stadion – der Ablauf entsprach genau dem des vergangenen Sonntags, als der Tross zum ersten Gruppenspiel nach Kärnten gereist war und 2:0 gegen Polen gewonnen hat.
Auf ein Neues also am Donnerstag (18 Uhr, ZDF live) gegen Kroatien. Das Plus dabei ist: „Die Nervosität vor dem Turnierstart, die Unsicherheit vor dem ersten Spiel, die Frage, wie es wohl wird im Stadion – das alles ist weg“, sagte Kapitän Michael Ballack. Und daher gibt es nur eine Vorgabe, die Bundestrainer Joachim Löw so formulierte: „Es unser klares Ziel, auch dieses zweite Spiel zu gewinnen, da gibt es keine Taktiererei.“ Man könnte ja mit einem Unentschieden,wenn im zweiten Spiel die Polen und die Österreicher. . . – nein! Es soll nicht gerechnet werden. Sondern gewonnen. Ohne Wenn und Aber. Ein Team, ein Wunsch.
„Wir wollen mit einem Dreier gegen Kroatien die Sache mit dem Einzug ins Viertelfinale klar machen“, sagte Assistenztrainer Hansi Flick. Der erste Schritt wäre gemacht – noch wichtiger aber ist das Ziel Gruppensieg. Was perfekt wäre, wenn Deutschland Kroatien bezwingt und Österreich gegen Polen verliert. Dann hätte das DFB-Team einige Annehmlichkeiten, die mit Blick auf die K.o.-Spiele ab dem Viertelfinale einen erheblichen Vorteil darstellen könnten. A Ein lockerer Kick: Wären sie schon durch, dürfte es am 16. Juni in Wien gegen Österreich zwar ein Nachbarschaftsduell, aber keine bedingungslose Auseinandersetzung ums Weiterkommen geben. Löw könnte ein paar Spielern eine Pause geben und die Konzentration bereits auf die Viertelfinal- Partie lenken. „Wir würden dann wohl dennoch mit der besten Formation auflaufen, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen“, sagte Löw, „aber wir könnten den ein oder anderen schonen, der ein muskuläres Problem hat.“
Ein Tag mehr Pause
Gewinnt das DFB-Team die Gruppe B, geht es erst am 20. Juni und nicht schon am Tag zuvor weiter. Heißt: Für Platz zwei würden sie mit einem Tag weniger Regeneration bestraft werden, hätten nur drei statt in der Gruppenphase stets vier Tage zwischen den Spielen. „Im Laufe eines Turniers wird die Belastung immer höher, da einem die Spiele in den Knochen stecken“, sagte Ballack, „da ist man um jeden Tag zwischendurch froh.“ Dazu kommt: Der Gegner aus Gruppe A wäre mit einem Tag zusätzlicher Pause im Vorteil.
Das Reiseziel Wien
Als Gruppensieger hätte die DFBAuswahl erneut den Vorteil, im Viertelfinale wieder im Wiener Praterstadion spielen zu können und nicht in Basel. Was bedeutet: Eine bekannte Reise, ein bekanntes Hotel, ein bekanntes Stadion – ähnliche Abläufe, die Sicherheit geben. Zudem bekommen deutsche Fans in Wien (Kapazität 53 000) mehr Tickets, um die Mannschaft zu unterstützen, als in Basel (Kapazität 42 500).
Ein Sieg fürs Ego
Mit jedem Sieg steigt das Selbstvertrauen, Zweifel an der eigenen Form kommen nur bei Rückschlägen auf. „Natürlich gibt es keinen Ersatz für Siege“, betont Löw. Weil er dann alles richtig gemacht hat, keine Unruhe bei den Reservisten aufkommt. Damit es dabei bleibt – ein Team, ein Wunsch: Als Gruppensieger zum EM Triumph.
Patrick Strasser/Thorsten Klein