"Ein polnisches Herz" - Poldi feiert mit der Familie

Ausgerechnet gegen das Heimatland seiner Eltern wird der Bayern-Star zum Matchwinner. Danach küsst Lukas seinen Vater Waldemar. Ein ganz besonderer Abend für die Familie Podolski.
von  Abendzeitung
Der Held im Fanblock: Lukas Podolski im Trikot des polnischen Nationalspielers Lewandowski
Der Held im Fanblock: Lukas Podolski im Trikot des polnischen Nationalspielers Lewandowski © Augenklick

KLAGENFURT - Ausgerechnet gegen das Heimatland seiner Eltern wird der Bayern-Star zum Matchwinner. Danach küsst Lukas seinen Vater Waldemar. Ein ganz besonderer Abend für die Familie Podolski.

Da staunten sie alle – die Kollegen, die Fans und die Zuschauer zuhause vor dem Fernseher. Denn Lukas Podolski lief nicht einfach nur in die Kurve. Nein, unten an der Absperrung küsste der überglückliche Matchwinner einen Mann. Keinen wildfremden natürlich, es war sein stolzer Vater Waldemar, der inmitten der ganzen Familie stand.

Es war ein ganz besonderer Abend für die Podolskis. Schließlich stammt die Familie – Lukas hatte für zehn Verwandte und Freunde Karten besorgt – aus Polen. Verständlich, dass der deutsche Held des Abends seine zwei Traumtore – eines in Halbzeit eins nach Klose-Vorlage (20.), eines nach abgefälschtem Pass von Schweinsteiger (72.) – eher zurückhaltend feierte. Kein euphorischer Jubel, keine Gefühlsausbrüche.

"Ein komisches Gefühl"

Nach beiden Treffer deutete er auf sein Herz. „Ein polnisches Herz“, wie er selbst immer wieder sagt. Gestern gab er zu: „Das ist ein komisches Gefühl, schließlich bin ich in Polen geboren. Ich habe eine sehr große Familie in Polen und habe großen Respekt für das Land. Und so habe ich ihnen allen Respekt gezollt.“

Doch damit wollte er es auch bewenden lassen. „Es war ein gutes Spiel“, erklärte er, „man darf sich nicht ausruhen. Es war nur der erste Schritt. So müssen wir weitermachen.“ Und so muss auch er weitermachen.

Zurück zur grandiosen WM-Form

Denn am Sonntagabend fand er auf ungewohnter Position zurück zu seiner grandiosen Form von der WM 2006. Es war der der Abend des Turnierspielers Podolski. Dabei war er gar nicht gesetzt, hatte um seinen Einsatz zittern müssen. Die spannendste Frage vor dem Spiel lautete: Schweinsteiger oder Podolski? Löw beantwortete sie – und Podolski, der sich selbst stets als Stürmer bezeichnet, erhielt seine Chance.

Doch er machte mehr, als nur die Außenbahn zu besetzen. Sein Torjägerinstinkt war zurück. Position hin oder her: Podolski ist zurück.

War das EM-Auftaktspiel die Wende in der zuletzt so verkorkst wirkenden Karriere des 23-Jährigen? Bei der WM 2006 war er ein Held, wurde zum besten Jungprofi gewählt. Es war nicht nur ein Teil des Sommermärchens, sondern im Film von Regisseur Sönke Wortmann – neben Bastian Schweinsteiger – der Hauptdarsteller.

Vom Kölner Volkshelden zum Münchner Bankdrücker

Was folgte, war ein Absturz. Podolski spürte im ersten Nach-WM-Jahr, wie rau das Dasein als einer von vielen bei Bayern sein kann: Vom Kölner Volkshelden zum Münchner Bankdrücker. „Er muss sich endlich mehr wehren“, forderte Bayern-Manager Uli Hoeneß. Podolski verstand spät, gegen Ende der Saison zeigte er ansprechende Spiele.

Seit er im April Vater geworden ist – sein Bub heißt Louis – wirkt er doch endlich etwas reifer. Podolski hat den Kampf um den Stammplatz beim FC Bayern aufgenommen. In der Nationalmannschaft dürfte er ihn seit Sonntag sicher haben. „Mal schauen, wo mich der Trainer am Donnerstag aufstellt“, sagte Podolski.

Und grinste. Zittern muss er nicht mehr.

ps/jos

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