Ein Krimi wird zum Klassiker: "Wie Bayern gegen Dortmund"

MÜNCHEN Die Bayern haben noch eine Sekunde, um ihren Angriff abzuschließen, es steht 76:73. 47 Sekunden vor Schluss. Nihad Djedovic hat den Ball. Und wirft, ziemlich wild. „Ich habe den Korb gar nicht gesehen”, sagte er nach dem Spiel. Der Ball knallt gegen das Brett und in den Korb. Es steht 79:73. Die Baskets Bamberg, der deutsche Meister, sind gebrochen. Der FC Bayern gewinnt zum Heimauftakt, am Ende steht es 84:74. „Gott hat wohl gesehen, wie ich gekämpft habe und deswegen ist der Ball reingegangen”, sagte Djedovic.
Dank gab es für seinen Treffer jedenfalls in der Umkleide von Vorzeigefan Bastian Schweinsteiger. Auch Präsident Uli Hoeneß und Sport-Vorstand Matthias Sammer hatten für das erste Saisonspiel der Basketballer die Feier der Fußballer auf der Wiesn verlassen. Hoeneß war begeistert. „Das war schon toll heute. Da zeigt sich die Klasse unserer Mannschaft. Letzte Saison hätten wir so ein Spiel verloren.” In dieser Saison sorgten die Mannschaft für einen perfekten Saisonstart.
Tatsächlich zeigten die Bayern nicht nur gegen Bamberg, sondern auch schon beim Sieg in Bonn am Donnerstag eine erstaunliche psychische Stabilität, gerade in den letzten Minuten. „Wenn man enge Partien gewinnt, tanken die Spieler Selbstvertrauen”, sagte Trainer Svetislav Pesic. „Das lässt sie, wenn es einmal nicht so gut läuft, an sich glauben.”
Zudem schaffte seine Mannschaft in den zweiten 20 Minuten des Spiels ein erstaunliches Kunststück: Sie leistete sich keinen einzigen Turnover, keinen unnötigen Ballverlust. „Das habe ich in meiner Zeit in Deutschland noch nie gesehen”, sagte Pesic.
Der Audi Dome war ausverkauft, die Stimmung, gerade daran gemessen, dass die Saison erst zwei Spieltage alt ist, prächtig. „Heute haben wir Enthusiasmus gezeigt, alle haben gekämpft”, sagte Pesic.
Da durften sich die Bayern nach dem Spiel auch selbst ein bisschen auf die Schulter klopfen. Center John Bryant schwärmte: „Wir sind ein großartiges Team.” Hoeneß stimmte zu: „Wir haben 12 gleichwertige Spieler.”
Und auch, wenn in der Basketballabteilung des FC Bayern derzeit niemand gerne das Wort „Druck” verwendet – die Erleichterung war gerade bei den Spielern nach dem Prestige-Sieg gegen den Rivalen aus Franken zu spüren. Auch die Basketballer sind zum Siegen verpflichtet. „Wir sind in jedem Spiel der Favorit”, sagte Djedovic. „Wir müssen uns präsentieren. Und das machen wir bisher gut.”
Bambergs Coach Chris Fleming gratulierte nach der Partie artig den Bayern, sagte aber auch, sehr bestimmt: „Wir sehen uns in Bamberg wieder.” Mit dem 84:74 haben die Bayern ein erstes Ausrufezeichen im Duell der beiden Topfavoriten gesetzt. Ihren Anspruch müssen sie aber nun eine Saison lang beweisen.
Hoeneß hat nach dem Krimi in der Rivalität schon einen Klassiker ausgemacht: „Bayern gegen Bamberg, das ist wie Bayern gegen Dortmund.” Nur, dass den Basketballern bisher in der Neuzeit noch der Titel fehlt.