"Ein kleiner Traum geht in Erfüllung"
MÜNCHEN - Die Löwen haben endlich wieder einen waschechten Münchner als Kapitän. Daniel Bierofka (29) wird die Mannschaft in der neuen Saison aufs Feld führen. Der Mittelfeldspieler zeigte sich über die Entscheidung des Trainers gerührt.
Mit dieser Entscheidung kann sich Marco Kurz nur viele Freunde machen. Der 1860-Trainer ernannte am Donnerstag Vormittag den wohl beliebtesten Löwen zum Kapitän. Ur-Münchner Daniel Bierofka, dessen Herz praktisch seit Geburt für den TSV 1860 schlägt, ist ab sofort der Führer der Löwen-Bande. Bierofka löst damit Danny Schwarz ab, der aber immerhin Bierofkas Stellvertreter bleibt.
Der Auserwählte reagierte auf die Nachricht, die ihm Trainer Kurz vor dem Vormittags-Training übermittelte, gerührt. „Es erfüllt mich wirklich mit Stolz, jetzt in einer Reihe mit Peter Grosser, Rudi Brunnenmeier, Manfred Schwabl oder Marco Kurz zu stehen“, sagte Bierofka und sprach ehemalige Löwen-Kapitäne an. „Für mich geht ein kleiner Traum in Erfüllung.“
Schließlich ist Bierofka für die meisten Fans der Inbegriff des Löwen-Spielers. Sein Vater Willy war schon Spieler bei den Löwen und in den achtziger Jahren auch Trainer. Und Daniel, heute 29, saß damals im Grünwalder Stadion auf der Tribüne – und wurde zum Fan. Genauso wie es jetzt auch schon Daniels Söhnchen David (2) ist.
Davids Papa wurde Fußball-Profi. Sein Debüt feierte er – bei den Löwen. Und nach Stationen in Leverkusen und in Stuttgart, nach Einsätzen in der Champions League und in der Nationalmannschaft, nach einer gewonnenen Meisterschaft, aber auch vielen Verletzungssorgen, kehrte Bierofka letztes Jahr zurück zu 1860. Nun ist er Kapitän. „Das kam überraschend für mich“, sagte er am Donnerstag, „aber natürlich ist es eine Ehre für mich, 1860 als Kapitän aufs Feld zu führen.“ Als Vorbilder nannte Bierofka Fernando Meira, der in Stuttgart sein Kapitän gewesen war, Jens Nowotny, der dieses Amt in Leverkusen inne hatte, Marco Kurz, der jetzt sein Trainer ist – und seinen Vorgänger Danny Schwarz. „Danny hat dieses Amt sehr sachlich und sehr ruhig ausgeführt. Das hat mir gefallen letztes Jahr“, sagte Bierofka, „ich bin eher ein emotionaler Mensch. Ich glaube, dass ich mir viel von Danny lernen kann.“ In den nächsten Tagen und Wochen will Bierofka nun gezielt das Gespräch suchen mit seinem Vorgänger und jetzigem Stellvertreter. „Wir teilen uns im Trainingslager und im Hotel sowieso das Zimmer. Ich will dieses Amt mit ihm zusammen ausführen.“ Bierofka möchte versuchen, ein Vorbild zu sein auf dem Platz. Denn: „Man kann immer viel erzählen, aber man muss das auch vorleben auf dem Platz.“
Trainer Kurz betonte am Donnerstag, dass er die Entscheidung erst unmittelbar vor dem Training gefällt hätte. „Das war keine Entscheidung gegen Danny“, sagte er, „er ist gleichberechtigter Vize.“ Bierofka werde in dieses Amt hineinwachsen, „da habe ich keine Bedenken“, so Kurz. In den Mannschaftsrat wählten die Spieler übrigens noch die Torhüter Michael Hofmann und Philipp Tschauner und Verteidiger Torben Hoffmann.
Reinhard Franke, fil