Ein Jahr nach dem WM-Coup: Hölzl heiß auf Olympia

Whistler (dpa) - Als die führende Österreicherin Kathrin Zettel ihren Vorsprung im Riesenslalom bei der Weltmeisterschaft in Val d'Isere 2009 verspielt hatte, begannen für Kathrin Hölzl die glücklichsten Momente ihrer Skirennfahrer-Laufbahn.
Von Maria Riesch wurde sie im weltmeisterlichen Freudentaumel von Val d'Isère in den Schnee heruntergerissen, später von den Teamkolleginnen auf den Schultern durch den Zielraum getragen - vor lauter Rührung erlebte sie von der Siegerehrung kaum etwas bewusst mit. «Ich war da eigentlich so aufgedreht von dem ganzen Tag, vom Rennen, das ging alles so schnell nacheinander, dass ich das eigentlich gar nicht mehr richtig mitbekommen hab, vor lauter Euphorie und Freude», sagte die 25-Jährige. «Das war ein Wahnsinnserlebnis, weil es ja auch für mich selber überraschend gekommen ist. Das war einfach geil.»
Am Tag der olympischen Eröffnungsfeier ist der Überraschungs-Coup von Hölzl genau ein Jahr her. Der Sieg, der vielleicht erst den Weg zu Maria Rieschs späterem Slalom-Gold ebnete, der die jahrelange Durststrecke der deutschen Alpinen beendete. Und die Ansprüche bei Hölzl und den Teamkolleginnen steigen ließ. «Da steckt man seine Ziele schon höher, man möchte wieder ganz vorne sein, weil das Erlebnis so schön war. Man möchte ganz vorne mitfahren und ist nicht mehr mit einem 10. oder 15. Platz zufrieden», sagte die Bischofswiesenerin, die nach dem Sieg von Val d'Isère und zwei Saison-Erfolgen im Weltcup Lust auf weitere Siegerehrungen mit ihrer Hymne verspürt.
Im Schatten von Maria Riesch geht Hölzl nun ihre ersten Winterspiele an. Riesch fährt in allen fünf Disziplinen, Hölzl hat in einer, im Riesenslalom, gute Medaillenchancen. «Ich konzentriere mich auf das, was ich kann und hoffe, dass das funktioniert», sagte die zweimalige Weltcup-Gewinnerin.
Hölzl und Riesch sind gut befreundet, auch wenn die beiden so unterschiedlich sind. Vielfahrerin Riesch genießt die Welt von Glamour und Glitter, die Weltcup-Zimmergenossin hat es gerne ruhiger und ohne großen Rummel. «Sie liebt es in den Medien zu sein und in sämtlichen Sendungen aufzutreten. Ich bin der komplett andere Typ und halt mich bewusst immer im Hintergrund», erzählte Hölzl, die am liebsten täglich auf dem heimischen Hof mit den Neffen, dem Freund und ein paar Leuten aus dem Ort Fußball spielt.
Zu den Olympischen Winterspielen reist Hölzl als Führende der Riesenslalom-Wertung. «Kathrin zählt mittlerweile zu den absoluten Top-Athletinnen im alpinen Weltcup-Zirkus. Sie ist körperlich topfit und verfügt vor allem im Riesenslalom über eine phänomenale Technik», lobte Bundestrainer Mathias Berthold.
Die gute Technik besaß sie schon, bevor sie zur «Gold-Katy» wurde. Und spätestens seit dem Coup in den Savoyen hat sie auch die Gewissheit, dass ihre Nerven dem Titelkampfdruck standhalten. Aber auch schon bei der WM 2007 in Are fuhr sie als Sechste die beste deutsche Platzierung ein. «Ich glaube schon, dass ich der Typ bin, der auf den Punkt genau die Leistung abrufen kann. Das hab ich damals auch bewiesen und das denke ich mir auch bei Olympia», sagte die fünfmalige Weltcup-Podestfahrerin. Planen könne man Edelmetall aber leider nicht, sagte Hölzl. Gerade bei Großereignissen habe es auch schon viele Zufalls-Sieger gegeben. «Eine Überraschung kann jetzt durchaus auch passieren - was ich nicht hoffe.»