Ein Flieger aus Freimann
Severin Freund, Deutschlands derzeit bester Springer, lebt seit zwei Jahren in München, studiert BWL und verbringt Silvester mit Freundin Caren in Garmisch.
OBERSTDORF Wer – wenn nicht der Bundestrainer – könnte den derzeit besten DSV-Skispringer charakterisieren? „Severin klettert die Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben. Er ist kein Überflieger, musste sich vieles erarbeiten. Daher weiß er, worauf es ankommt, weil er nichts geschenkt bekommt“, sagt Werner Schuster über Severin Freund, Sechster beim ersten Springen der Vierschanzentournee, „das Ergebnis wird ihn befreien, ihm gut tun. Vielleicht klappt’s noch mit einem Podestplatz bei der Tournee.“ Die AZ sprach mit dem Münchner Severin Freund über:
Seine Qualitäten als Skispringer:
„Ich gehöre eher zu den Athletischeren, kann mich auf meine Sprungkraft verlassen. Es ist wichtig für den Kopf, dass ich weiß: Mein Sprung funktioniert auch bei Rücken- oder Aufwind.“
Verbesserungsmöglichkeiten:
„Ich könnte noch ein bisschen lockerer fliegen. Da bin ich noch zu verbissen.“
Die Umstellung auf die neue Bindung:
„Der erste Sprung damit war sicherlich komisch. Man versucht, einen ganz normalen Sprung zu machen, aber es funktioniert einfach anders, es verhält sich alles ein bisschen anders. Dadurch, dass es eine starre Verbindung gibt, wirkt sich alles mehr aus und man spürt alles direkter. Aber nach einer Weile sieht man, welche Kräfte darin liegen, die man nutzen kann.“
Seinen Status als neuer Frontmann:
„Teamintern bin ich nicht derjenige, der im Vordergrund steht. Ich bin 22 – da sind Leute dabei, die schon wesentlich mehr erreicht haben. Deswegen bin ich nicht der Leader. Wir sind allgemein ein gutes Team, passen als Gruppe gut zusammen. Da ist soweit alles okay.“
München:
„Ich bin im Oktober 2008 von Berchtesgaden nach München gezogen und lebe derzeit in Schwabing-Freimann.“
Sein Studium:
„International Management ist ein BWL-Studium auf die Bedürfnisse von Leistungssportlern zugeschnitten und gilt nur für Kaderathleten. Man kann sich einteilen, wann man was macht, so wie es der Sport halt zulässt. Im Winter belege ich dann keine Kurse. Meine Freundin studiert auch BWL, aber bei ihr ist das schon anspruchsvoller, insofern können wir nicht zusammen, sondern nur ich von ihr lernen.“
Hobbies:
„Ich versuche die Zeit zu Hause zu nutzen, um mal wegzukommen vom Springen. Lesen, Computer, mal einen Tag faul auf der Couch oder irgendwas unternehmen, ganz spontan.“
Silvester in Garmisch:
„Meine Schwester mit ihrem Mann und meine Freundin Caren mit einer Freundin werden da sein. Die gehen vorher italienisch essen und kommen um zwölf zu uns ins Hotel.“
Die Schanze in Garmisch:
„Da hatte ich in der Tournee bislang noch keine guten Ergebnisse. Aber im Sommer waren wir dort zum Training, das ging richtig gut. Wenn man gut drauf ist, kann man auf jeder Schanze gut springen.“
Seinen Traum:
„Dass die Tournee so weitergeht.“
Thomas Becker