Ein älteres Kind mit 24

Der 24-Jährige Philipp Kohlschreiber begann seine Karriere 1997 bei Iphitos. Seit 2001 ist er Profi, im Vorjahr gewann er die BMW Open.Der Titelverteidiger der BMW Open über die Nerven seiner Mutter und halbe Versprechen.
MÜNCHEN Ist ja klar, dass Philipp Kohlschreiber sein erster Turniersieg „ewig im Gedächtnis bleiben wird“, wie er sagt. Es war bei den BMW Open (6. Mai 2007). „Der Sieg hier letztes Jahr war der schönste Moment, den ich bisher im Tennis erleben durfte. In München habe ich den Durchbruch nach vorn geschafft“, sagt der Augsburger (24) vor seinem Auftakt-Match heute (12 Uhr) gegen Matthias Bachinger, dem Nachwuchs-Crack aus Dachau.
AZ: Hat Ihnen Ihre Mutter schon verziehen, Herr Kohlschreiber?
PHILIPP KOHLSCHREIBER: Dass ich gewonnen habe?
Nein, Ihren Spruch bei der Siegerehrung. Sie sagten: „Sorry Mama, dass du wegen mir den Löffel früher abgeben musst.“
Ach, sie weiß schon, wie sie mich nehmen muss. Sie steigert sich halt bei meinen Matches immer so rein, das macht sie nervlich fertig. Aber Mama lebt noch. Und sie kommt, wenn sie nicht arbeiten muss, auch heuer wieder zu Iphitos.
Sie sind in der Szene ohnehin für lockere Sprüche bekannt.
Ja, soll ich denn schlecht drauf sein? Ich habe einen Traumjob, verdiene mit meinem Hobby gutes Geld, meinen Lebensunterhalt. Ich wache jeden Tag gut gelaunt auf. Und: Mit 24 ist man nicht vollreif, ich bin ein bisschen noch ein älteres Kind.
Tennis, ein Traumjob ohne Einschränkungen?
Na ja. Manchmal hast du das Gefühl: Täglich grüßt das Murmeltier. Jedes Jahr die gleichen Städte, Hotels, Anlagen, Restaurants. Aber der schönste Beruf hat mal negative Nebeneffekte.
Wer hilft, wenn’s doch mal so richtig nervt?
Mein Team, das mich begleitet , vor allem meine Freundin Lena (Alberti, d. Red.). Es ist ganz wichtig, dass sie immer dabei ist. Für eine Fernbeziehung hätte ich nicht die Kraft. Das würde mich beim Tennis hemmen. Sie macht mich auch zur Schnecke, wenn ich mal nicht so gut spiele. Mit Lena habe ich immer ein Stück Heimat dabei. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt.
Trotzdem haben Sie das Sieger-Auto von 2007, das Sie ihr geschenkt hatten, verkauft.
Wir hatten ja schon ein Auto.
Kommt da der Augsburger Schwabe durch?
Den Sommer über haben wir das Cabrio ja gefahren. Für den Winter ging aber zu wenig Gepäck rein, deshalb habe ich’s verkauft. Ich hab mein Versprechen also zur Hälfte gehalten. Aber ich verspreche nix mehr, dann habe ich keinen Druck.
Druck gab’s im letzten November durch Gerüchte, Sie hätten Kontakt zur Wettmafia: Es wurde verbreitet, auch deutsche Spieler gehörten dazu, inklusive Kohlschreiber.
Das hat mir den Urlaub versaut. Das war Rufmord, schockierend.
Sind Sie denn ein Spieler?
Das einzige, was ich spiele ist Playstation. Ich war heuer in Las Vegas, selbst da habe ich kein einziges Mal gezockt. Den Nervenkitzel brauche ich nicht, ich hole mir meinen Nervenkitzel beim Tennis.
Wurde Ihr Ruf durch die Gerüchte beschädigt?
Gar nicht. Die Spielerkollegen haben mich aufgebaut. Die sagten: So einer bist du nicht.
Interview: Franz Meier