Zur Premiere fast schon perfektes Cortina-Eishockey

Knappe 3:4-Niederlage nach Verlängerung:Der EHC München überrascht bei seinem ersten Auftritt in der DEL mit einem Punktgewinn beim Rekordmeister in Mannheim.
MANNHEIM Der erste historische Moment ereignete sich um genau 18.47 Uhr: Der EHC München betrat zum ersten Mal das Eis als DEL-Klub. In der Mannheimer Arena, beim Rekordmeister, vor einer der beeindruckendsten Kulissen, die das deutsche Eishockey zu bieten hat. Knapp drei Stunden später war das erste DEL-Spiel des EHC zu Ende. Und die Münchner, das ist durchaus eine kleine Sensation, hatten einen Punkt geholt, erst nach Verlängerung und unglücklich 3:4 verloren.
Der EHC ist schon nach einem Spiel angekommen in der DEL. Und die Mannheimer taten schon vor dem ersten Bully alles, um den Aufsteiger würdig zu begrüßen: Halbnackten Männerkörpern folgten während der pompösen Show vor Spielbeginn riesige Adler auf dem Videowürfel, deren Kreischen durch Mark und Bein ging. Feuerfontänen stoben auf dem Eis bei jedem Mannheimer Spieler, der das Eis durch einen meterhohen aufblasbaren Adler betrat, empor.
Der Spannungsbogen flachte allerdings zunächst jäh ab, als das Spiel begann. Zwölf Minuten lang schoben Münchner und Mannheimer ein wenig den Puck hin und her und versuchten ein paar harmlose Torschüsse, ehe das Spiel kurzzeitig rasant – und gleich wieder Geschichte geschrieben wurde: Nach 12:46 Minuten fiel das erste Tor gegen den EHC, Matthias Plachta traf aus kurzer Distanz. Keine 30 Sekunden später allerdings schoss Stéphane Julien, der erste DEL-Kapitän des EHC, auch das erste Tor: Neville Rautert hatte sich den Puck an der Bande erkämpft, legte ab zu Star-Einkauf Eric Schneider, der dann Julien bediente. In der 17. Spielminute holte sich der Kanadier gleich auch noch die erste DEL-Strafzeit des EHC ab: Zwei Minuten wegen Haltens.
Es war erstaunlich, was die Truppe um Trainer Pat Cortina im ersten Saisonspiel zeigte: Keine Spur von Schüchternheit, schon gar nicht bei den Helden der vergangenen Zweitligasaison. Die zweite Reihe mit Neville Rautert, Mike Kompon und Brandon Dietrich ackerte unermüdlich, und als die Adler im zweiten Drittel durch Yannic Seidenberg wieder in Führung gingen, waren es genau diese drei, die in Zusammenarbeit wieder ausglichen. Rautert auf Kompon, zu Dietrich – Tor. Fast zehntausend Mannheimer schwiegen. Und die rund 80 Münchner Fans, in einem Eckchen auf dem Oberrang der Arena versteckt, feierten eine Premierenparty.
Die Mannschaft zeigte nahezu perfektes Cortina-Eishockey, spielte souverän, diszipliniert und wirkte immer bereit für den Zweikampf.
Auch im dritten Drittel stand da kein verunsicherter Aufsteiger auf dem Eis, sondern eine gestandene DEL-Mannschaft. Neuling und Rekordmeister waren ebenbürtig. Dylan Gyori traf für München – ehe Marcus Kink, Sohn des Ex-EHC-Coaches Georg Kink Mannheim in der vorletzten Minute in die Verlängerung rettete.
In der Overtime traf noch mal Nationalspieler Yannic Seidenberg für Mannheim. Der EHC München holte im ersten Auswärtsspiel gleich den ersten Punkt. Für einen Klub, von dem selbst der Präsident Jürgen Bochanski laut eigener Aussage auswärts eher wenig erwartet, ist das schon sehr viel.
Julian Galinski