Wolf: "Das ist die Weltmeisterschaft für Vereine"
Am Donnerstag gilt es für den EHC Red Bull München in der Champions League bei HC Kosice. Die AZ spricht mit Kapitän Michael Wolf.
AZ: Herr Wolf, Sie haben in Ihrer illustren Karriere schon viel erlebt, aber mit der Champions League betreten Sie nun Eishockey-Neuland. Sie müssen am Donnerstag mit dem EHC Red Bull in Kosice ran.
MICHAEL WOLF: Ja, und ich freue mich sehr darauf. Das war eines der großen Ziele, für das wir in der vergangenen Saison so hart gearbeitet haben, diese Spiele, dieser Wettbewerb ist jetzt der Lohn dafür. Es ist ein perfektes Format, sich mit den Meistern aus fast ganz Europa zu messen. Da geht einem als Sportler das Herz auf, dafür sind wir ja Sportler, um uns mit den Besten zu messen. Das habe ich bei Weltmeisterschaften schon gehabt und das sind unvergessliche Erlebnisse. Für mich ist die Champions League so etwas wie die Weltmeisterschaft auf Vereinsebene.
Wie gut kennen Sie denn den ersten Gegner Kosice?
Ich habe mich in den letzten Tagen etwas mit denen beschäftigt, bin den Kader durchgegangen. Wenn man sich die Statistiken so anschaut, dann sind da wirklich sehr gute Spieler dabei. Ich habe ja mit der Nationalmannschaft schon öfter gegen die Slowakei gespielt, früher haben die sehr verschnörkelt gespielt, den Tanz um den Puck veranstaltet, aber davon sind sie seit einiger Zeit abgekommen, die sind jetzt sehr gerade heraus. Wir wissen nicht extrem viel über sie – und die nicht viel über uns. Das ist fast ein Duell zweier Wundertüten (lacht).
Am Sonntag geht’s dann nach Klagenfurt. Ist das für Sie eigentlich noch ein besonderes Spiel, da ja Ihre Mutter Österreicherin ist und Sie selbst auf internationaler Ebene auch Ihre negativen Erfahrungen mit den Österreichern gemacht haben?
Eigentlich nicht. Ich habe eine zehnjährige internationale Karriere, ja, da gibt es dieses eine Spiel, das ich nicht vergessen habe, das ich wohl in meinem Leben nie vergessen werde...
Die Partie, die Deutschland erst in Verlängerung gewinnen konnte und so die Teilnahme an Olympia 2014 im russischen Sotschi verpasste.
Danke fürs Klarstellen (lacht). Ja, genau, auf der anderen Seite erinnere ich mich auch an den Sieg über Österreich, der uns dann zu den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver gebracht hat. Ich habe ganz sicher kein Österreich-Trauma erlitten.
Haben Sie Ihren Schritt, nach der WM im Mai aus der Nationalmannschaft zurückzutreten, schon mal bereut?
Nein, nicht eine Minute. Es war ja auch kein spontaner Entschluss, sondern eine Entscheidung, die über eine gewisse Zeit in mir gereift ist. Ich stehe dazu, denn es war die richtige Entscheidung.
Sie sind 34 Jahre alt, Ihr Vertrag beim EHC läuft nach dieser Saison aus. Steht da noch eine wohlüberlegte Entscheidung – das Karriereende – an?
Jetzt ist August, da spielen wir noch viel Eishockey und über alles andere reden wir dann ein andermal.
Wie lange hatten Sie denn am frühen Aus der Red Bulls gleich in der ersten Playoff-Runde zu knapsen?
Schon so seine Zeit. Gerade, weil wir ja in der Hauptrunde sehr konstant und gut gespielt haben. Es gab Gründe für das frühe Scheitern, der Hauptgrund war sicher diese schon unheimliche Verletztenmisere, die ich in all den Jahren im Eishockey in dieser Art auch noch nie erlebt hatte. Aber klar ist: Das darf uns nicht noch mal passieren. Wir haben jetzt eine sehr gute Truppe, der Charakter stimmt, alle sind sehr fit ins Trainingslager gekommen, man merkt schon, dass alle sehr motiviert sind. Wir alle wollen was beweisen, denn wie gesagt – nochmal sollte uns das nicht passieren.
Um in der ersten Playoff-Runde zu scheitern, sind Sie nicht unbedingt aus Iserlohn zum EHC gewechselt.
(lacht) Nein, ganz sicher nicht. Ich hatte mir auch vorgestellt, ein bisschen länger um den Titel mitzumischen. Aber das ist eben Eishockey.
Als Sie vor einem Jahr zum EHC kamen und Kapitän wurden, meinten Sie, dass Sie die Hilfe der Arrivierten wie Felix Petermann und Uli Maurer bräuchten, da Sie die Stadt noch nicht gut kennen. Wie schaut’s jetzt aus?
Ich bin nicht mehr ganz so verloren, wie vor einem Jahr (lacht). Aber Spaß beiseite, ich kenne jetzt viel mehr Sachen, weiß, wo ich anrufen kann. Leider ist Petermann ja nicht mehr im Team, aber es gibt doch noch ein paar Altgediente, wenn ich mal nicht mehr weiterwissen sollte.
Einer der Hauptgründe für Ihren Wechsel von den Iserlohn Roosters nach München war ja, dass Sie mit Ihrer Tochter, die jetzt zwei Jahre alt wird, näher bei den Großeltern sein wollten, die in Kempten leben.
Ja, das waren auch nicht nur Worte, die ich so dahingesagt habe, oder vorgeschobene Gründe. Ich bin Familienmensch, meine Frau stammt ja auch aus dem Allgäu. Alle Großeltern sind da. Aus Iserlohn waren das 650 Kilometer, mit einem kleinen Kind wird das gleich zu einer kleinen Weltreise, jetzt sind es 100 Kilometer. Das ist zwar noch kein Katzensprung, aber leicht und oft zu stemmen. Wir machen das öfter, so haben alle was davon. Meine Entscheidung war definitiv richtig.
Sie wird noch richtiger. Im Oktober werden Sie erneut Vater.
Ich werde ja auch nicht jünger (lacht). Spaß beiseite, wir freuen uns riesig, die Wolf-Familie wächst.
Wissen Sie, was es wird?
Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir es wissen. Aber mehr sage ich nicht, man muss ja auch kleine Geheimnisse haben dürfen.
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