Wird der ganze Klub verkauft?

Der DEL-Verein steckt in großen finanziellen Nöten und erklärt offiziell, dass „ein Umzug samt Eigentümerwechsel“ geprüft wird. Die AZ beantwortet die drängendsten Fragen
von  Matthias Kerber
Der EHC München schien schon am Ende: Jetzt ist der Münchner Eishockeyverein wieder obenauf.
Der EHC München schien schon am Ende: Jetzt ist der Münchner Eishockeyverein wieder obenauf. © Rauchensteiner

 

MÜNCHEN - Es war einmal? Das Eishockeymärchen des EHC, der 2002 aus den Ruinen der Barons entstanden war und es von der Bayernliga bis in die DEL geschafft hatte, könnte ein trauriges Ende finden. Dem Verein droht durch den sich abzeichnenden Ausstieg des Gesellschafters Waldemar Jantz der Finanz-Exitus, es wird mit Zweitligist Schwenningen über einen Verkauf der Lizenz verhandelt (AZ berichtete). Die AZ klärt die wichtigsten Fragen rund um die offene Zukunft des EHC:


 

Wie reagiert der Verein? Auf seiner Homepage informierte der EHC gestern die Fans, dass man der „sportlichen und kaufmännischen Leitung“ aufgetragen habe, die „Planungen für die neue Saison voranzutreiben“. Weiter heißt es: „Aus gesamtwirtschaftlichen Gründen prüfen die Gesellschafter auch weitere Optionen. Dazu zählt unter anderem ein Umzug des Klubs, gegebenenfalls in Verbindung mit einem Eigentümerwechsel.“ Die Käufer von Dauerkarten und die Sponsoren wurden über die neuesten Entwicklungen informiert, die Beträge für die Tickets werden momentan nicht abgebucht.


Wie würde ein Lizenzverkauf über die Bühne gehen? „Da müssten sich die möglichen Vertragspartner untereinander einigen und auch den Preis aushandeln. Die Lizenz geht nicht an die DEL zurück, auch der Preis würde ausschließlich zwischen den Parteien ausgemacht“, sagte DEL-Sprecher Alexander Morel der AZ. Wenn der Vertrag zustande kommt, muss er von den DEL-Gesellschaftern abgesegnet werden. „Das Okay wäre aber zu erwarten, wenn der Verein den DEL-Richtlinien entspricht, insbesondere das Stadion DEL-tauglich ist“, erklärt Morel, „das wäre bei Schwenningen wohl der Fall.“ Mit der Lizenz gehen auch die Geschäftsstelle, die Angestellten und auch die Mannschaft mit all ihren gültigen Verträgen an den Käufer über. Ein Umzug und eine etwaige Namensänderung werden danach durchgeführt.


Wer will die Lizenz kaufen? Da es laut Kooperationsvertrag der DEL mit den unteren Ligen keinen sportlichen Aufsteiger geben wird, kann ein Verein nur durch den Erwerb einer DEL-Lizenz ins Oberhaus gelangen. Schwenningen will unbedingt in die DEL und hat deswegen mehrere Vereine – unter anderem eben den EHC München – kontaktiert. Die Verhandlungen zwischen München und Schwenningen haben jedoch noch kein Ergebnis gefunden, sind aber auch nicht gescheitert. Auch Landshut und Rosenheim, die zur Zeit das Finale in der 2.Liga bestreiten, sollen Interesse angemeldet haben. Bei Landshut hat man, seit Rainer Beck der neue Gesellschafter ist, große Pläne. „Ich bin mir sicher, dass Landshut sich das durch den Kopf gehen lässt und durchkalkulieren wird“, sagt Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, der in Landshut lebt. „Beck träumt von der ersten Liga.“ Und auch die Rosenheimer könnten am Kauf interessiert sein. Gerüchteweise ist zu hören, dass man einen potenten Geldgeber an der Hand hätte, der mit seinem Energydrink auch sehr gut zum Vereinsnamen „Starbulls“ passen würde. Offizielle Bestätigungen gibt es aber nicht.


Wie geht es denn anderen Vereinen in der DEL? Die gesamte Liga hat Finanzprobleme. Topklubs wie Hamburg und Berlin sind vom Investor Anschütz abhängig, Mannheim von Daniel Hopp, Sohn von Multi-Milliardär Dietmar Hop. Andere Klubs wie Hannover, Düsseldorf, Krefeld kämpfen ums Überleben. Zudem ist nicht klar, ob der nach der Saison auslaufende Fernsehvertrag mit Pay-TV-Sender „Sky“ verlängert wird. Ein Geld-Posten, den die Vereine zur Zeit in ihre Etats nicht einkalkulieren können.

 

 

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