„Wir steuern gegen – mit aller Macht“

EHC-Coach Pat Cortina lässt die Verlierer kräftig schwitzen, verhängt Strafen – und baut wieder auf Markus Jocher.
AZ: Herr Cortina, am Freitag hat der EHC die Chance, sich nach der 2:6-Klatsche gegen Ravensburg gegen Freiburg zu rehabilitieren. Was erwarten Sie von Ihren Spielern?
PAT CORTINA: Ich erwarte all die Dinge, die ich gegen Ravensburg nicht gesehen habe. Ich erwarte, dass mein Team nicht nur bereit ist zu spielen, sondern auch wirklich zu kämpfen, für den Erfolg zu arbeiten und nicht nur darauf zu warten, dass er einem in den Schoß fällt. So geht das manchmal, aber eben nicht regelmäßig. Ich erwarte von meinem Team, dass es EHC-Eishockey spielt.
Und das bedeutet für Sie?
Ehrliches Eishockey, keine Abkürzungen zum Erfolg zu nehmen, sich nicht selbst betrügen, auch im Erfolg bescheiden zu sein. Wir haben uns zu sehr zurückgelehnt und den Erfolg als Selbstverständlichkeit gesehen, nicht als Produkt der harten Arbeit. Und mit dem Wort „wir“ schließe ich mich ausdrücklich ein.
Was werfen Sie sich vor?
Dass ich zu lange zugesehen habe, dass ich geglaubt habe, dass die Selbstreinigungskräfte des Teams von allein greifen. Ich habe zu lange akzeptiert, dass die letzte Konsequenz im Training fehlte. Wir hatten zwar gute Resultate, aber es ist nicht so, dass alles so gelaufen wäre, wie ich mir das vorstelle. Wir sind ja nicht erst gegen Ravensburg vom Kurs abgewichen. Und jetzt werden wir gegensteuern mit aller Macht.
Die Trainingswoche soll sehr hart gewesen sein.
Ja, sie war intensiv. Ja, es ist sicher sehr viel Schweiß auf dem Eis geblieben. Spieler glauben gerne, dass sie sich nur gut fühlen müssen, um zu gewinnen. Aber wenn man sich gut fühlt, spielt man oft nur gut, wenn es gut läuft. Wer sich gut fühlt, ist oft nicht willens, diesen Schritt aus der Komfortzone zu machen, um zu gewinnen, das gewisse Extra zu tun, das weh tut. Das werden wir wieder tun, dafür werde ich sorgen.
Sie haben nach dem Ravensburg-Spiel die Frustfouls von Dave Reid und Patrick Seifert angeprangert. Haben Sie Strafen verhängt?
Ja, so etwas habe ich nach dem Spiel verkündet. Die Fouls haben mich geärgert. Ich frage mich, was sie eigentlich so frustriert hat. Wer hart arbeitet, hat ein Recht, frustriert zu sein, aber wenn man eh nicht hart arbeitet, worüber ist man dann eigentlich frustriert? Diese Frustfouls waren ein weiterer Indikator dafür, dass der Einsatz nicht gestimmt hat. Deswegen kann ich sie auch nicht einfach so stillschweigend akzeptieren.
Am Freitag hat der EHC mit Ömer Cetin nur einen Junioren als Ersatztorhüter.
Ja, er ist eine schnelle Lösung. Genau wie Markus Jocher, der nach den Ausfällen von Chris Bahen und Dylan Gyori unser Team verstärken wird.
Interview: Matthias Kerber