Wie fit ist der EHC?
Der Absturz des EHC Red Bull hält an: Das Team von Trainer Pagé ist Drittletzter. Wer hat Schuld? Der Coach hat eine eigenwillige Sichtweise – und nennt auch die Physios. Das sind die wahren Probleme
MÜNCHEN Die Fans des EHC Red Bull hatten sich Mühe gegeben, bastelten eine große Choreographie. Klar, es war Derby – gegen Augsburg sind es besondere Spiele für den EHC. Auch die Spieler wussten das, doch was folgte, war indiskutabel: Ein 3:5, obwohl die Panther noch nicht einmal sonderlich stark spielten.
Nun geht der EHC in eine zweiwöchige Pause, mit dem Deutschland-Cup steht ein Länderspiel-Turnier an. Zuvor hat Trainer Pierre Pagé allerdings noch eine erstaunliche Erklärung für die schlechten Ergebnisse der vergangenen Wochen parat.
Denn Schuld an der Misere – der EHC steht auf Platz 12, dem drittletzten Platz – haben nach Empfinden des neuen Mannes in erster Linie andere: „Der Trainer trägt zu 25 Prozent die Verantwortung, der Fitnesstrainer zu 25 Prozent, die Physios 25 Prozent und natürlich die Spieler 25 Prozent.” Die AZ macht den Check zur Aussage des Trainers: Was sind die tatsächlichen Probleme beim EHC?
Wie fit ist die Mannschaft? Die EHC-Physios um Tim Krekeler sollen eine Mitschuld an den schwachen Leistungen haben, genau wie Fitness-Trainer Quirin Söhnlein. Fakt ist: Bei der jüngsten Niederlage in Augsburg brach der EHC im dritten Abschnitt ein. Doch: Aus der Mannschaft ist eher zu vernehmen: Sie ist platt vom Trainingsumfang. Den hat der Trainer zu verantworten.
Gab es bisher viele Verletzte? Nein. Martin Hinterstocker fiel mit einer Handgelenksfraktur acht Wochen aus, Nick Palmieri mit einer Innenbanddehnung zwei Wochen. Sean O'Connor war am Knie verletzt. Das war es auch schon.
Wie sieht das Pensum der Spieler aus? Die Mannschaft ist entnervt von langen Trainingstagen. Teilweise ackern die Spieler sechs Tage die Woche und kommen kaum mehr aus der Halle. Nach Spielen und Trainingseinheiten müssen die Spieler zusätzlich auf das Ergometer – begeistert sind sie davon nicht. Intern ist die Anspannung groß wegen der harten Methoden des Coachs.
Schuften wirklich alle Spieler? Die Arbeitseinstellung ist gerade bei den bisher überaus enttäuschenden US-Profis um Darran Haydar, Jon DiSalvatore, Andy Wozniewski, Grant Lewis und Danny Richmond deutlich verbesserungswürdig. Von bedingungslosem Kampf und Einsatz sind sie weit entfernt. Bitter für den Rest des Teams: Bislang strafte Pagé hauptsächlich die jungen Spieler. Der 18-jährige Torhüter Kevin Reich wurde verheizt und spielt mit dem Red-Bull-Jugendteam in der russischen Nachwuchsliga um sich zu entwickeln. Andreas Pauli wurde an Zweitligist Riessersee abgegeben, Thomas Merl „hat so naja trainiert”, sagt Pagé und durfte gegen Augsburg nicht mitspielen. Für Thomas Holzmann gab es erst einen Einlauf: „Er hat in Hamburg eine dumme Strafe genommen.” Und dann einen Tribünen-Platz.
Was hat Pagé jetzt vor? Erst einmal in Metaphern sprechen: „Du pflügst das Feld, du säst, dann erntest du. Ich versuche positiv zu sein, aber in den nächsten Tagen müssen wir das Feld pflügen.” Pagé und der EHC stehen vor sehr viel Feldarbeit.
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