Wenn die Einstellung im Winterschlaf ist: EHC mit Torgala nach dem Weckruf
Wer nur das Ergebnis sieht, könnte denken: 7:3-Sieg für das Spitzenteam EHC Red Bull München gegen das Schlusslicht Bietigheim Steelers, alles wie erwartet. Aber dass die Truppe vom Oberwiesenfeld sieben Tore schoss und überhaupt gewann, dazu hatte es erst einer Aussprache in der Kabine gebraucht.
Verteidigungs-Star Zach Redmond schüttelte fassungslos mit dem Kopf, als es um die ersten 40 Minuten ging. 0:2 lag der EHC da hinten und war auf dem Weg zur fünften DEL-Pleite in Serie. Redmond kritisiert bei Streamingdienst "MagentaSport": "Die Einstellung hat viel damit zu tun."
EHC München: Einstellung passte im ersten Drittel nicht
Und gerade im ersten Drittel (0:1) passte die nicht, als wäre sie angesichts des ordentlichen Tabellenstands längst mental am warmen Ofenbankerl im Winterschlaf. Leitwolf Ben Street sprach schon da Klartext: "Wir waren zu schlampig, die Pässe kommen nicht auf den Schläger. Es gibt zu wenig Unterstützung, Bietigheims Forecheck ist viel zu effektiv."
20 - schon etwas bessere - Minuten später kam es dann zur Aussprache. Street, einer der Leitwölfe, zur AZ: "Wir haben offen angesprochen, was nicht gut lief. Das Team hängt gerade etwas durch und der Weg raus ist es, die Dinge nicht zu verkomplizieren, die Spielzüge nicht zu schön zu spielen, sondern alles einfach halten. Und die Chancen nutzen."
Das tat der EHC dann im Schlussdrittel. Er wütete vor dem Steelers-Tor wie ein aus dem Winterschlaf aufgeweckter, hungriger Grizzly-Bär. Sieben Tore in einem Abschnitt hatte Don Jacksons Truppe, davor schon mit 23 DEL-Partien mit sieben Toren oder mehr, bis dato noch nie geschafft. Gegen Bietigheim brauchte sie gar nur 15 Minuten und 27 Sekunden!
"Wir müssen über die vollen 60 Minuten ein starkes Spiel abliefern"
Die Top-5-Aufstellung des EHC ging voran. Die Sturmreihe um Street (zwei Tore), Trevor Parkes und Frederik Tiffels sowie die beiden Verteidiger Redmond (je ein Tor) und Konrad Abeltshauser als Vorlagengeber sorgten für die ersten fünf Münchner Treffer. Nach dem Sechsten durch Filip Varejcka war Bietigheims Schlussmann Sami Aittokallio bedient, er schleuderte seinen Stock übers Eis und schimpfte. Austin Ortega legte dann noch den siebten Streich nach.
Für den EHC geht es schon am Donnerstag, 19.30 Uhr, gegen die Fischtown Pinguins weiter. Die Bremerhavener lagen am Dienstag gegen die Augsburger Panther mit 4:1 in Front, kassierten den Ausgleich, gewannen aber mit 6:5. Der Tabellensiebte ist eine andere Nummer als Bietigheim und hat mit dem "Karawanken-Express" - ein Slowenen-Trio um den Ex-Münchner Jan Urbas - eine teuflisch gefährliche Reihe.
Bleibt für den EHC zu hoffen, dass die Einstellung nach dem Sieben-Tore-Wahnsinn gegen Bietigheim nicht wieder in den Winterschlaf gegangen ist. Die Ansage von Street: "Niemand glaubt, dass wir immer mit einem Drittel durchkommen oder wir geheilt sind. Wir müssen über die vollen 60 Minuten ein starkes Spiel abliefern."