Verteidiger Matt Smaby: Der EHC-Checker

Der 31-jährige Amerikaner spielt seit 2013 als Verteidiger beim EHC Red Bull München, mit dem er am Mittwoch (19 Uhr) zu Spiel 4 der Halbfinalserie bei den Kölner Haien antritt.
AZ: Herr Smaby, Ihnen kommt ja gerade in den Playoffs eine ganz besondere Rolle beim EHC Red Bull München zu: Trainer Don Jackson setzt Sie auf die Topstürmer der Gegner an – was gerade Kölns Patrick Hager schon einige Male mit schmerzhaften Checks zu spüren bekam.
MATT SMABY: (lacht) Ich genieße diesen Teil des Spiels, ich genieße die Herausforderung, gegen die besten Spieler anzutreten und die damit einhergehende Verantwortung. Hager ist ein wirklich exzellenter Spieler. Er ist schnell, er ist trickreich, er kann schießen, man darf ihm kein bisschen Platz auf dem Eis bieten. Gegen ihn muss man immer sein eigenes Spiel auf höchstem Niveau haben, sonst lässt er einen ganz schnell mal sehr dumm auf dem Eis aussehen. In meinen Augen bin ich am besten, wenn ich eine spezifische Aufgabe habe, in die ich mich verbeißen kann. Daher genieße ich es. Und einen guten Check zu setzen, macht auch richtig Spaß. Zumindest mir, dem anderen vielleicht nicht so. (lacht)
Der EHC führt in dieser Halbfinalserie mit 2:1, kam aber in der ersten Partie bei den Haien mit 1:5 unter die Kufen. Was lief da falsch? Schließlich hat man Köln bei den Heimspielen klar dominiert.
Wir waren sicher alle sehr enttäuscht, wie das Spiel gelaufen ist. Wir haben zwar nicht erschreckend schlecht gespielt, aber wir haben zu viele Fehler gemacht. Unnötige Fehler. Deswegen wollen wir es jetzt besser machen und in deren Halle einen Sieg einfahren. Das ist wichtig für die Serie – und als Statement.
Um dann am Freitag vor heimischer Kulisse den Finaleinzug klarzumachen?
(lacht) So sieht der Plan aus, aber im Sport sind die meisten Sachen, speziell der Erfolg, nicht planbar. Aber wir haben unsere verrückten Fans im Rücken, die uns noch mal eine kleine Energie-Infusion geben, die uns noch stärker machen. Zudem haben wir eine Mannschaft, die es einfach wissen will, die nie mit dem Erreichten zufrieden ist. Es ist schön, dass der Einzug der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist, aber damit sind wir nicht zufrieden. Wir haben in den letzten Jahren in den Playoffs hier nicht gerade große Erfolge gehabt, es ist Zeit, das zu ändern. Wir sind auf einer Mission.
Wann haben Sie persönlich zuletzt eine Meisterschaft geholt?
Oh, Gott, das ist leider schon sehr lange her. Zu lange. 2003 war ich nationaler Meister, und 2007 in der NHL Conference-Meister, aber damit hat es sich. Auch das ist noch nicht die ganz große Erfolgsgeschichte. Die sollte ich wohl besser auch umschreiben.
Viele ausländische Spieler schicken Ihre Familien zu den Playoffs heim, um sich ganz auf die Spiele konzentrieren zu können. Wie sieht es in der Beziehung bei Ihnen aus?
Ja, das machen sehr viele Spieler, es zeigt, wie viel sich einfach in den Playoffs für die Spieler ändert. Auch gerade im mentalen Bereich. Bei mir ist es so, dass meine Frau und die beiden Kinder weiter da sind. Wir haben das vor der Saison so besprochen. Meine Familie gibt mir sehr viel Kraft, lenkt mich nicht ab. Sie genießen es übrigens sehr, im Stadion zu sein und dem Papa bei der Arbeit zuzusehen. Ich glaube zwar, dass sie das Konzept der Playoffs nicht wirklich verstehen können. Aber bei ihnen ist so: Je lauter es ist, desto toller finden sie es. Und unsere Fans sind sehr laut! Die Playoffs sind sowieso eine ganz andere Zeit. Man merkt, wie die Intensität sich steigert. Der Druck, der auf einem lastet, ist größer. Aber es ist ein positiver Druck, keiner, der dich zu Boden zwingt, dich abschnürt. Sondern einer, der dich dazu bringt, das Beste aus dir rauszuholen. Grenzen sind nur solange Grenzen, bis man sie für sich überschritten hat.