Verletzter Torhüter: Der Fluch des Jochen Reimer
Der Torwart des EHC Red Bull München leidet noch an den Folgen einer Gehirnerschütterung, er fehlt im Saisonfinale. Wie schon vergangenes Jahr, wie auch 2012. „Das ist wirklich ärgerlich!“
MÜNCHEN Déjà-vu beim EHC Red Bull München: Die reguläre Saison geht in ihre ultraheiße Phase – und Ausnahmekeeper Jochen Reimer ist mal wieder schwer angeschlagen.
Wie schon in der Saison 2011/2012, wie auch in der Spielzeit 2012/2013. Nationalkeeper Reimer ist nach seiner Gehirnerschütterung, die er sich beim Spiel gegen die Nürnberg IceTigers am 16. Februar zugezogen hat, immer noch nicht beschwerdefrei. Damals hatte ihn ein Schuss am Helm getroffen. Reimer trainiert zur Zeit immer noch nicht voll mit der Mannschaft.
„Jochen war in dieser Saison sicher unsere größte Konstante, hat uns mit Irrsinnsparaden immer wieder in den Partien gehalten“, sagte Trainer Pierre Pagé vor dem Spiel gegen die Straubing Tigers, der vorletzten Partie der regulären Saison.
Vor einem Jahr hatte sich Reimer eine Knieverletzung zugezogen, die ihn am Ende die WM-Teilnahme kostete, zudem musste sich der jetzt 28-Jährige einer Stimmband-Operation unterziehen, bei der ihm mehrere Wucherungen entfernt werden mussten. In der Saison davor – seiner ersten für den EHC – erlitt er im Saisonfinale einen Muskelbündelriss im Oberschenkel. Und auch jetzt beim Deutschland-Cup im November 2013 in München musste Reimer wieder passen.
Er wurde erneut an seinen Stimmbändern operiert. „Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum es immer wieder mich in den entscheidenden Phasen erwischt. Das ist schon wirklich ärgerlich“, sagte Reimer damals, „a bisserl fühlt man sich da schon manchmal verflucht. Aber ich bin keiner, der sich lange mit verpassten Chancen aufhält, ich schaue lieber nach vorne.“
Reimer hat sich immer noch nicht entschieden, ob er das seit Monaten vorliegende Angebot des EHC annimmt, den auslaufenden Vertrag zu verlängern. Ob er in der regulären Saison noch einmal zum Einsatz kommt, ist fraglich, es hängt vom Okay der Ärzte ab.
Bei Gehirnerschütterungen muss der Verletzte einen Sechs-Punkte-Plan durchlaufen, ehe er wieder aufs Eis gelassen wird. Dadurch soll verhindert werden, dass die Spieler eine weitere Gehirnerschütterung in kurzer Zeit erleiden. Dieses „Second-Impact“-Syndrom hat etwa den ehemaligen EHC-Star Neville Rautert zum Karriereende gezwungen.
Rautert, der zuletzt als Assistent von Manager Christian Winkler beim EHC tätig war, wird den Verein verlassen: Er wechselt zum ERC Ingolstadt, wird dort Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Für Reimer steht seitdem der Finne Mika Noronen im EHC-Kasten. Der 35-Jährige war bisher ein ausgezeichneter Ersatz für Reimer.
Die Entscheidung von Trainer Pierre Pagé und Manager Christian Winkler, die letzte noch verbliebene Ausländerlizenz Ende Januar an einen Keeper zu vergeben, war angesichts der Verletzung von Reimer goldrichtig. Trotz aller Kritik, die die EHC-Bosse damals abbekamen. „Es kann am Ende den Unterschied machen, wenn eine Mannschaft nicht nur einen starken Keeper hat, sondern sich auf ein starkes Duo verlassen kann“, sagte Pagé, „man sieht ja, wie schnell sich ein Torhüter auch mal verletzen kann.
Das ist die eine Position, die man nicht so einfach adäquat ersetzen kann. Unsere Stürmer wie Uli Maurer können auch als Verteidiger spielen, aber ins Tor will ich ihn dann doch nicht stellen.“