„Unser Christkind heißt Cale“

Der Sohn von EHC-Verteidiger Dave Reid kam als Frühchen zur Welt. Nun feiert die kleine Familie zum ersten Mal Weihnachten.
Cale – der Name steht für Tapferkeit, Willensstärke und Kampfgeist.
All diese Charaktereigenschaften benötigte der kleine Cale ab seinem allerersten Atemzug im Übermaß. Denn der Sohn von EHC-Verteidiger Dave Reid und seiner Frau Shauna erblickte am 26. Juli als Sechs-Monats-Frühchen das Licht der Welt. Gerade einmal 1400 Gramm wog Cale, als die Ärzte sich im Klinikum Großhadern entschieden, das Kind in einer Notgeburt auf die Welt zu holen.
„Ich hatte eine schwere Infektion im Körper, die sich über das Fruchtwasser direkt auf den Kleinen übertrug. Deswegen war ich bereits zwei Wochen im Krankenhaus. Am 26. Juli kamen dann die Ärzte rein und meinten, sie werden heute Mama“, erinnert sich Shauna Reid.
Und Dave, der exklusiv in der AZ erstmals öffentlich über die schwere Zeit redet, meint: „Die Ärzte sagten, dass die Infektion so schwer wäre, dass es für Cale besser wäre, wenn er nicht mehr Zeit im Mutterbauch verbringen würde.“
Die nächsten 48 Stunden war der Zustand des kleinen Cale kritisch. Seine Geburt war eigentlich für den 10. Oktober, also fast drei Monate später, berechnet. „Es war die mit Abstand härteste Zeit unseres Lebens“, sagt Reid nun, während er mit seinem Sohn unter dem Weihnachtsbaum in der Wohnung in Germering spielt. Sanft drückt er ihm einen Kuss auf die Wange. Als der kleine Cale daraufhin dem stolzen Papa ein seliges Babylächeln schenkt, stockt Reid die Stimme. „Das hier“, sagt er und gibt dem Filius einen weiteren zärtlichen Kuss, „das ist unser Christkind. Kürzlich fragte mich Shauna, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Ich habe nur Cale angeschaut und gemeint: ’Ich habe alles, was ich will und brauche.’“
Seit seiner Geburt hat Cale sein Gewicht vervierfacht. „Die Ärzte konnten kaum glauben, wie er sich gemacht hat, wie sehr er gewachsen ist“, sagt Shauna, „die Ärzte haben ein Wunder vollbracht.“
53 Tage musste Cale im Krankenhaus bleiben. Es war ein wahres Martyrium. Die ersten zwei Wochen durften seine Eltern ihn nur im Brutkasten leicht berühren, erst danach durften sie ihn auch in den Arm nehmen. „Die Ärzte sagten uns, dass es bei Frühgeburten immer eine Achterbahnfahrt ist. Es geht ihnen ein paar Tage gut, dann wieder schlecht, dann wieder gut. Genau so war es auch“, sagt Shauna, „es war auch eine emotionale Achterbahnfahrt für uns. Wir haben beide viel Gewicht verloren in der Zeit, graue Haare gekriegt.“
Cale bekam eine schwere Infektion, er musste eine Bluttransfusion erhalten, er litt unter schwerer Apnoe – Atem-aussetzern. Jeden Tag waren die Eltern im Krankenhaus bei ihm, saßen vor dem Brutkasten. „Wir haben ihm Lieder vorgesungen, ihm aus Büchern vorgelesen. Wir haben viel geweint und noch mehr gebetet“, erinnert sich Dave Reid, der vom EHC volle Unterstützung in dieser schweren Zeit erhielt. „Der EHC ist wirklich wie eine Familie. Man hat uns extrem geholfen und viel Verständnis entgegengebracht“, sagt Reid, „denn die Zeit im Krankenhaus war immer herzzerreißend. Auch dann noch, als es Cale schon besser ging. Zu sehen, wie andere Eltern das durchmachen mussten, was wir da schon hinter uns hatten, das geht dir an die Nieren, denn du weißt genau, dass sie gerade die Hölle auf Erden durchleben.“
Nach 53 Tagen konnte Cale, der kleine, tapfere Kämpfer, das Krankenhaus endlich verlassen. Anfangs war er noch ganztägig an einem Monitor angeschlossen, der die Atemaussetzer sofort anzeigt. Jetzt braucht er den Monitor nur noch im Schlaf. Beim Spiel gegen die Nürnberg Eistigers war der kleine Reid auch schon im Stadion. Und prompt schoss der Papa sein allererstes Saisontor. „Cale ist nicht nur mein ganzes Glück, er ist auch mein Glücksbringer“, sagt Reid, während er seinen Sechs-Kilo-Talisman im Arm hat. Der trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Mein erstes Weihnachten“.
Das erste gemeinsame Weihnachten der kleinen tapferen Reid-Familie.
Matthias Kerber