Tod mit 33! Cortina weint um seinen Kapitän
MÜNCHEN - Der ungarische Eishockey-Star Gabor Ocskay ist tot, gestorben an einem Herzinfarkt. EHC-Trainer Pat Cortina erfährt es auf der Heimfahrt aus Bremerhaven und ist „zutiefst schockiert“.
Es hätte ein Tag zum Freuen werden können. Der EHC München hatte 3:1 in Bremerhaven gewonnen und den Einzug ins Playoff-Halbfinale der 2. Bundesliga klar gemacht. Jetzt saß das Team im Bus auf der langen Heimfahrt, mit der Aussicht auf einen freien Tag. Kurz vorm Ziel, es war 8.13 Uhr am Mittwochmorgen und der Bus passierte gerade die Allianz Arena, schaltete Trainer Pat Cortina sein Handy an. Die SMS, die er dort vorfand, machte alles anders.
Cortina schlug die Hände vors Gesicht, ihm stiegen Tränen in die Augen. „My captain, my captain“, stammelte er fassungslos. Später sagte er zur AZ: „In der SMS stand, dass Gabor gestorben ist. Ich bin zutiefst schockiert.“
Gabor, das war der ungarische Eishockey-Nationalspieler Gabor Ocskay. Kurz nach Mitternacht war er in Budapest an einem Herzinfarkt verstorben. Er wurde nur 33 Jahre alt. Und Cortina, der neben dem EHC auch die ungarische Nationalmannschaft trainiert, war sein Trainer gewesen. Er hat Ocskay seit Jahren gekannt. Sehr gut sogar.
Der Eishockey-Star, der gerade mit Alba Volan Szekesfehervar zum neunten Mal ungarischer Meister geworden war, besuchte seine Verlobte in Budapest, als er über Übelkeit klagte und kurz danach leblos zusammenbrach. Der sofort hinzugerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Bereits im September 2004 war beim 187-maligen Nationalspieler eine Herzmuskelschwäche festgestellt worden, Ocskay wurde operiert. Vier Monate durfte er nicht spielen, dann gaben ihm die Ärzte das Okay. Seitdem war er unter ständiger medizinischer Kontrolle. Kurz vor seinem Tod hatte Ocskay gesagt: „Ich habe einen großen Traum in meinem Leben: Ich will bei der WM im April dabei sein, das wäre das Größte.“ Cortina hätte ihm den Traum erfüllt, Ocskay wäre dabei gewesen.
"Pat ist sehr mitgenommen"
Jetzt ist ein Albtraum eingetreten. „Pat ist sehr mitgenommen“, sagt EHC-Manager Christian Winkler. Der Schock sitzt tief. Auch beim EHC.
Deshalb will der Klub Konsequenzen aus dem neuerlichen Herztod eines Spitzensportlers – Olympialäufer Rene Herms (28 †) war im Januar einem Herzinfarkt erlegen – ziehen: Obwohl der Eishockey-Verband Herzuntersuchungen nicht vorschreibt, sollen sie beim EHC zum Pflichtprogramm werden. Winkler: „Ich bin mit einem der besten Kardiologen Bayerns gut bekannt. Ich werde Kontakt zu ihm aufnehmen, damit unsere Spieler ab der kommenden Saison am Herzen untersucht werden. Damit kann man nicht alles verhindern. Aber wir wollen zumindest alles tun, um das Risiko zu minimieren.“
Wie wichtig solche Untersuchungen sind, weiß Kapitän Andreas Raubal (34): „Als ich in Garmisch gespielt habe, wurden bei zwei Spielern Unregelmäßigkeiten festgestellt. Auch bei mir stellten die Ärzte was fest“, sagte der 34-Jährige, „sie meinten, mein Herz schlägt nicht normal, sondern wie eine Salontür, die nachschwingt. Das ließ sich durch Training zwar regulieren, aber ohne die Untersuchung hätte ich das nie erfahren.“
Cortina reiste am Mittwoch zu seiner Familie. Winkler: „Er braucht Abstand und seine Liebsten, die ihm darüber hinweghelfen.“
Matthias Kerber, Stephan Imre
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