Steve Pinizzotto vom EHC München: Sperre im ersten Finale nach Foul an Plachta

München - Der Deutsch-Kanadier Steve Pinizzotto ist das Raubein des EHC Red Bull München. Für Partie eins der Finalserie gegen die Eisbären Berlin (ab Freitag, 19.30 Uhr) sitzt der 33-Jährige das letzte Spiel seiner Fünf-Spiele-Sperre (hier der Bericht) aus dem Halbfinale gegen die Adler Mannheim ab.
AZ-Interview mit Steve Pinizzotto
Herr Pinizzotto, Sie müssen nach Ihrer Fünf-Spiele-Sperre nach Ihrem Brutalo-Check gegen Mannheims Matthias Plachta noch am Freitag in Partie eins der Finalserie gegen Berlin auf der Tribüne Platz nehmen. Nicht gerade Ihr Lieblingsplatz, oder?
STEVE PINIZZOTTO: Ganz ehrlich?
Ja, bitte, Fake News hören wir schon genug.
Es fühlt sich schrecklich an, wenn man da draußen stehen muss, während die anderen Jungs in meinem Team ihren Job erledigen. Es kotzt mich an. Man will nur eins: auf dem Eis sein und den Jungs mit allem, was man hat und kann, zu helfen. Und dann ist man im Halbfinale der Playoffs, der schönsten Zeit des Jahres für Eishockeyspieler, zur Untätigkeit verdammt.
Unschuldig sind Sie an dieser Situation ja wirklich nicht ...
Wer mich und mein Spiel kennt, weiß, dass ich nicht darauf aus bin, irgendjemanden zu verletzen. Oder gar Menschen umzubringen, wie mir auch schon vorgeworfen wurde. Aber ich bin einer, der seine Checks bis zum Ende durchzieht, nicht mittendrin aufhört. So wie ich das sehe, spielen wir immer noch Eishockey und es war ein Hockey-Check. Ja, es war ein Hit, der in dieser Art eher in Nordamerika üblich war. Und da wir sind nicht in Nordamerika, sondern in Deutschland sind, gab es diese Sperre. Von mir wird es kein Nachtarocke, kein Gejammer geben. Das bin nicht ich. Ich habe die Strafe aufgebrummt bekommen, ich akzeptiere die Entscheidung der Liga.

Steve Pinizzotto: Akzeptiere das Urteil der DEL
In Ihren Augen war die Aktion regelkonform?
Ich war bei der Liga, wir haben uns alles in Super-Zeitlupe Bild für Bild angesehen. Der Erstkontakt war meine Schulter, das Momentum überträgt sich in den Ellenbogen. Die Liga hat es für richtig befunden, mich zu sperren. Das akzeptiere ich, sitze ich ab. Zum Glück spiele ich in so einem starken Team, dass sie es ohne mich ins Finale geschafft haben und ich ab Partie zwei wieder ein- und angreifen kann. Ich bin ein Mann auf einer Mission in diesem Finale. Seid da mal sicher.
Wie gehen Sie mit dem unverhohlenen Hass um, der Ihnen danach entgegenschlug?
Sollen sie mich hassen. Das stört mich nicht. Ich sehe mir das an und es bringt mich nur zum Lachen. Es ist doch so: Wenn ich für ihr Team spielen würde, dann würde ich Herzchen und Geschenke kriegen. So kriege ich halt ihren Hass. So sei es. Nichts könnte mich weniger interessieren. Es ist doch einfach geil und aufregend, wenn die Halle in Sprechchören deinen Namen brüllt.
Also Hauptsache der Name Pinizzotto, ob danach das Wort Arschloch folgt, ist egal?
Ich höre immer nur Pinizzotto (lacht). Für mich ist das Motivation. Die Fans in Deutschland können sehr emotional werden. Manchmal wird man mit Dingen beworfen. Aber auch das stört mich nicht. Solche Dinge, so eine Atmosphäre bringen doch auch für meine Mannschaft nur Feuer und Emotionen ins Spiel. Wir rücken noch näher zusammen, als wir eh schon sind. Das war im Mannheim-Spiel nötig.
Mannheim ist für seine brutale Spielweise berüchtigt...
Wer das Spiel der Mannheimer in der Halbfinalserie gesehen und wirklich zugeschaut hat, weiß, dass Mannheim sehr dreckig gespielt hat. Das war ihr Gameplan. Wir mussten von Anfang an klarmachen, dass man mit uns so nicht umgehen kann, dass wir uns das nicht gefallen lassen, dass wir dagegenhalten. Wenn jemand glaubt, uns einschüchtern zu können, dann sollte er lieber ein zweites Mal drüber nachdenken. Wir sind München, wir lassen uns von niemandem rumschubsen.
Sie sind auch für Ihren Trash-Talk – das Austauschen von Verbal-Injurien – bekannt.
Auch das gehört zum Eishockey. Unser Sport ist so anders als Fußball, wir leben von der Emotion, dem Adrenalin. Und es ist halt schon oft so, dass während der Saison gewisse Animositäten entstehen, die sich in den Playoffs fortsetzen. Ich bringe Emotionen und wenn man in die Halle schaut, wird man auch ziemlich viele Fans in Pinizzotto-Jerseys sehen. Anscheinend treffe ich einen Nerv mit meiner Art. Und ich werde mich nicht fundamental ändern.
Der EHC hat jetzt die Chance, das historische Meister-Triple zu schaffen, das ist zuvor nur Berlin und Mannheim gelungen.
Wenn wir das Triple schaffen könnten, wäre das großartig, das ist unglaublich schwer zu schaffen. Aber wir sind auch ein unglaubliches, ein außergewöhnliches Team Wir haben ein Team, das Geschichte schreiben kann.
Steve Pinizzotto: im August kommt das Kind
Und wie geht es mit Ihnen weiter? Bleiben Sie in München? Ihr Vertrag läuft aus.
Ich glaube, dass ich diesem Team noch ein paar Jahre weiterhelfen kann, aber die Entscheidung darüber, obliegt Manager Christian Winkler. Warten wir beide die Antwort ab.
Es tut sich einiges im Leben des Steve Pinizzotto. Sie werden auch noch Vater!
Stimmt, im August ist es soweit. Ich bin so gespannt. Ja, es gibt viele Änderungen in meinem Leben. So wie ich es sehe, wird alles nicht nur gut, sondern besser.
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