Sprachengewirr: Jetzt lernt der EHC deutsch

Die Spieler des Eishockey-Klubs bringen sich, aus eigenem Antrieb, ab sofort gegenseitig die jeweilige Landessprache bei. Coach Cortina ist begeistert von der Idee: „Ein Zeichen des Respekts”.
Matthias Kerber |
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Christian Wichert am Taktikbrett.
Martha Schlüter Christian Wichert am Taktikbrett.

Die Spieler des Eishockey-Klubs bringen sich, aus eigenem Antrieb, ab sofort gegenseitig die jeweilige Landessprache bei. Coach Cortina ist begeistert von der Idee: „Ein Zeichen des Respekts”

MÜNCHEN Zuweilen herrscht ein babylonisches Sprachgewirr in der Kabine des EHC Red Bull München. Amtssprache im Profieishockey ist natürlich Englisch, doch die Nordmänner Johan Ejdepalm und Neuzugang Viktor Ekbom unterhalten sich natürlich ganz gerne in ihrer Muttersprache Schwedisch, die Repräsentanten des Freistaats wie Jochen Reimer, Martin Buchwieser, Uli Maurer und Felix Petermann pflegen das Bairische – und Spieler wie der Rheinländer Sören Sturm oder der Ruhrpottler David Cespiva üben sich in ihrer Form des Hochdeutsch.

„Weil wir Deutsche beim Englisch eher rumgestöpselt haben und viele unserer ausländischen Spieler ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben, haben wir uns etwas einfallen lassen”, sagt nun Kapitän Felix Petermann. Eine Art täglicher Sprach-Kurs. „Die Idee wurde bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Blake Sloan und Christian Wichert geboren”, erklärt Petermann. Sloan erzählte, dass ihm trotz seiner sehr guten Deutschkenntnisse manche Worte einfach unbekannt seien. Und ob man da nicht Abhilfe schaffen könnte.


Gesagt, getan: Jetzt wird gelernt. Frei nach Gerhard Polt heißt es beim EHC nun: Man spricht Deutsch – oder zumindest: Man lernt Deutsch. An einer Taktiktafel schreibt auf der einen Seite der Amerikaner Sloan, der sehr gut deutsch spricht, jeden Tag ein englisches Wort mit der deutschen Übersetzung hin. Auf der anderen Seite darf der Ur-Münchner Christian Wichert den Deutschlehrer geben. Er sucht ein deutsches Wort aus und schreibt die Übersetzung dazu. „Ich entscheide aus dem Bauch heraus, welches Wort ich verwende”, sagt Wichert. Sanktionen für Lern-Muffel gibt es aber nicht. „Der Spaß steht ja im Vordergrund”, sagt Wichert.


Und der 37-jährige Sloan, der 1999 mit den Dallas Stars den Stanley-Cup holte und seit 2006 in Deutschland Eishockey spielt, meint: „Ich lebe seit Jahren hier in Deutschland, verdiene hier mein Geld, da ist es für mich selbstverständlich, dass ich auch die Sprache bestmöglich lerne.”


Auch Trainer Pat Cortina hat in den letzten Jahren fleißig gebüffelt. Er gibt bereits erste Interviews auf Deutsch. „Da ich ein Perfektionist bin, ist das nicht ganz leicht, weil ich die Feinheiten der Sprache sicher noch nicht beherrsche, aber es ist für mich ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Land, in dem ich arbeite, das mich aufgenommen hat, dass ich alles versuche, die Landessprache zu lernen”, sagt der Italo-Kanadier, dessen Großeltern einst aus Sizilien nach Montreal in Kanada ausgewandert sind.

„Was meine Werte und Einstellung angeht, fühle ich mich sehr deutsch. Und ich will mit den Fans kommunizieren. Es ist meine Pflicht, es ist unsere Pflicht, das möglich zu machen – es ist nicht die Pflicht der Fans, unsere Sprache zu sprechen.” Notfalls müssen sie eben Wichert zur Hilfe holen. 

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