"So grausam kann unser Sport sein"

Hier spricht Stefan Schneider, die Stimme des Eishockeys, über den traurigen Tag – und adelt Trainer Cortina
AZ: Herr Schneider, seit 25 Jahren sind Sie die Stimme des Münchner Eishockeys, aber so etwas wie dieses Finale als der EHC bis sieben Minuten vor Schluss in den Playoffs war, am Ende aber wieder mit leeren Händen dasteht, dürften auch Sie ihn nicht oft erlebt haben.
STEFAN SCHNEIDER: Das stimmt, wir haben heute schmerzhaft erleben müssen: So grausam ist unser Sport. Da hatte sich schon wirklich viel gegen uns verschworen. Ich habe aus der Ferne mitgefiebert, ich war über die modernen Kommunikationsmittel stets informiert, aber im Schmerz bin ich ganz nah bei der Mannschaft, den Spielern, bei Manager Christian Winkler und Trainer Pat Cortina. Wir haben am Freitag beim Sieg über den amtierenden Meister Eisbären Berlin gesehen, wie grandios Eishockey in München sein kann, jetzt haben wir die gesamte Härte dieses Sports gesehen. So nah sind eben Himmel und Hölle im Eishockey zusammen.
Und wieder ist der EHC – wie schon in der Vorsaison – nur noch Zuschauer.
Ja, aber wenn man ehrlich ist, muss man sagen, die Mannschaft hat doch mehr erreicht als man ihr zutrauen konnte und durfte. Zu Saisonbeginn hätte doch keiner damit gerechnet, dass der EHC mit dieser Truppe überhaupt bis zum letzten Spiel noch bei der Vergabe der Playoffplätze mitreden würde. Das für sich ist ein Erfolg. Das macht es aber im Moment auch nicht leichter mit diesem Ergebnis umzugehen.
Damit ist auch die Ära Pat Cortina beim EHC beendet, er konzentriert sich ja nun ganz auf sein Bundestraineramt. Mit zwei verpassten Playoff-teilnahmen blieb letztlich der ganz große Erfolg irgendwie aus.
Aber Cortina hat mehr aus der Mannschaft rausgeholt als eigentlich drin war. Er hätte definitiv mehr verdient als jetzt hier so zu Scheitern. Ich habe im Münchner Eishockey viele große Trainer erlebt. Hardy Nilson mit Hedos, Sean Simpson mit den Barons, aber auch solche Versuche wie Bernie Englbrecht. Cortina ist für mich ganz oben auf der Liste, er ist ein außergewöhnlicher Mensch und ein außergewöhnlicher Trainer. Ich hoffe, dass er eines Tages wieder zum EHC zurückkommt.