Smaby im Interview: "Wie ein Schlag von Mike Tyson!"

Matt Smaby, Verteidiger des EHC Red Bull München, bekam im Kosice-Spiel einen Puck ins Gesicht. Exklusiv in der AZ spricht er über den schmerzhaften Unfall.
AZ: Herr Smaby, was macht Ihr Gesicht, nachdem Sie am Freitag im Spiel des EHC Red Bull München in der Champions League gegen Kosice von einem Puck im Gesicht getroffen wurden?
MATT SMABY: Oh, mir ging es schon besser, aber im Vergleich zu dem, wie ich mich vor ein paar Tagen gefühlt habe, wie ich da ausgesehen habe, fühle ich mich schon sehr, sehr gut. Es geht aufwärts. Mein Gesicht ist von den Prellungen und Schwellungen noch aufgedunsen. Einen Model-Contest würde ich nicht gewinnen, aber den hätte ich sonst auch nicht gewonnen (lacht).
Es hätte viel schlimmer enden können.
Definitiv. Ich hatte letztlich sehr viel Glück, dass nichts gebrochen ist. Ich habe die Situation auch gar nicht genau mitbekommen. Es war ein Schuss, der irgendwie abgefälscht wurde und dann direkt nach oben in mein Gesicht geknallt ist. Ich habe die Scheibe erst im allerletzten Moment gesehen und gerade noch so viel reagieren können, dass es eben nicht zum Schlimmsten gekommen ist. Ich war im ersten Moment nicht sicher, was alles kaputt ist. Denn ich konnte nach dem Treffer meinen Kiefer nicht mehr bewegen. Es war so, als hätte einem Mike Tyson eine geballert. Aber als sich dann die Sperre des Kiefers nach so 20 Minuten wieder gelockert hat, ich wieder reden konnte, da hatte ich gleich das Gefühl, dass es nur eine Prellung und keine Frakturen sind. Das wurde dann im Krankenhaus bestätigt. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich sowas abgekriegt habe.
Sie wurden schon öfter von einem Puck im Gesicht getroffen?
Nun, Unfälle dieser Art bringt der Job mit sich. Ich wurde noch einmal, relativ am Anfang meiner Profikarriere, im Gesicht getroffen. Da habe ich einen Schlagschuss aus einem Meter Entfernung abgekriegt, das war noch schlimmer. Aber auch da habe ich keine Brüche davongetragen. Insgesamt ist mir noch nicht so viel passiert. Ich bin ja sehr groß.
Fast zwei Meter...
Ja, und damit ich am Kopf getroffen werde, muss schon sehr viel schief gehen – oder der andere ein miserabler Schütze sein (lacht).
Was haben Ihre Frau, die Kinder zum verschwollenen Papa gesagt?
Ich habe meine Frau danach angerufen und sie vorgewarnt und raten Sie mal, wie sie reagiert hat, als sie mich das erste Mal gesehen hat?
Bestürzung, Mitleid?
Nein, sie hat gelacht. Sie sehen, Mitleid kann ich da nicht erwarten, auch Eishockeyfrauen sind tough (lacht).
Der EHC hat in der Champions League mit drei Siegen gleich die nächste Runde erreicht. Was unterscheidet den EHC in dieser Saison vom EHC der vorherigen?
Ich glaube, wir haben einfach noch ein paar sehr erfahrene Spieler mehr dabei, die schon sehr viel gewonnen haben. Das merkt man auf dem Eis, aber auch in der Kabine. Ich denke, das wird uns in dieser Saison sehr helfen. Es war zwar noch nicht alles perfekt, aber wir haben schon sehr gut zueinandergefunden.
Bei Ihnen hat es relativ lange gedauert, bis Sie auch für diese Saison wieder für den EHC unterschrieben haben. Woran lag es?
So ist das Geschäft. Die Gespräche begannen deutlich vor den Playoffs, aber es dauert, bis beide Seiten mit dem Angebot zufrieden sind. Ich wollte immer nach München zurückkehren. Die NHL habe ich für mich, nachdem ich 2013 bei den Arizona Coyotes als letzter Spieler gestrichen wurde, abgehakt. Ich habe alles gegeben, war mit meiner Leistung zufrieden. Mehr konnte ich nicht geben.Ich sehe meine Zukunft nicht mehr dort und München hat mir und meiner Familie viel zu bieten.
EHC-Coach Don Jackson hat Großes mit Ihnen vor, Sie sollen der Verteidiger sein, der beim Gegner den besten Angreifer aus dem Spiel nimmt.
Ja, wir haben darüber gesprochen. Und ich liebe diese Aufgabe. Ich denke, dass ich da immer am besten bin. Wenn ich eine klare Aufgabe habe, auf die ich mich auch
konzentrieren kann, wo ich mich richtig festbeißen kann. Ich liebe die Verantwortung, die damit einhergeht. Ich denke, es gibt nicht viele Spieler, die von der Kraft her mit mir mithalten können.
War es eine Auszeichnung für Sie, dass ein Mann wie Jackson, der selber in der NHL ein herausragender Verteidiger war, Sie für diese Aufgabe auserkoren hat?
Absolut. Er ist ein Mann, der als Spieler so viel erreicht hat, der den Stanley Cup gewonnen hat, der es geschafft hat, diesen Erfolg in seine Trainerkarriere mitzunehmen. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihm. Er ist einer, der es sich zum Ziel gesetzt hat, seine Spieler immer besser zu machen. Und er macht diese auf eine sehr positive, konstruktive Art.
Vergangene Saison waren Sie beim EHC auch der Mann, der sich auf dem Eis vor die anderen gestellt hat, wenn es hart auf hart ging. Jetzt hat der EHC mit Steve Pinizzotto jemanden, der auch gerne mal die Fäuste fliegen lässt.
Steve ist auf dem Eis eine extrem beeindruckende, einschüchternde Erscheinung. Da muss man nicht drumherum reden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass er in meiner Mannschaft spielt und nicht bei den Gegnern. Jeder wird es sich zwei Mal überlegen, sich mit ihm anzulegen.
Wäre der Trainerjob irgendwann auch mal was für Sie?
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe in meiner Karriere so viel erlebt. Ich hatte grandiose Trainer wie Don, der dich nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch besser macht. Der dir immer wieder Anstöße gibt. Und ich hatte Trainer, die das Gegenteil sind, die destruktiv sind, die Gift für ein Team sein können. Man lernt von beiden. Von den einen, wie man es macht, von den anderen, wie man es auf keinen Fall macht.
Lassen Sie uns raten, Sie werden jetzt keinen Namen in den Mund nehmen.
Jackpot, richtig geraten! (lacht)