Shooting-Star Buchwieser: „Mal mit dem Adler auf der Brust – ein Traum“

Jungstar Martin Buchwieser (21) steht im Kader der Eishockey-Nationalmannschaft für den Deutschland-Cup. Hier erklärt er, warum er dem EHC dankbar ist – und warum er noch zweifelt.
von  Abendzeitung
Martin Buchwieser hat seinen Vertrag beim EHC bis 2013 verlängert.
Martin Buchwieser hat seinen Vertrag beim EHC bis 2013 verlängert. © sampics/Augenklick

Jungstar Martin Buchwieser (21) steht im Kader der Eishockey-Nationalmannschaft für den Deutschland-Cup. Hier erklärt er, warum er dem EHC dankbar ist – und warum er noch zweifelt.

AZ: Gratulation, Herr Buchwieser, Sie stehen nun offiziell im erweiterten Kader der deutschen Nationalmannschaft für den Deutschland-Cup im November in München. Damit sind Sie auch der erste Nationalspieler, den der EHC selber hervorgebracht hat.

MARTIN BUCHWIESER: Danke für die Gratulation, aber irgendwie glaube ich noch gar nicht, dass ich beim Deutschland-Cup dann wirklich auf dem Eis stehe. Da gibt es noch ganz andere Kaliber und es wird ja noch einmal eine Kaderverkleinerung direkt vor dem Cup geben. Ich würde meine Gefühlslage so beschreiben: Ich bin stolz, aber ich bilde mir nichts drauf ein.

Jetzt haben Sie die Chance, mit Spielern im Nationalteam zu spielen, von denen Sie sich vor zehn Jahren noch Autogramme geholt hätten.

So schaut’s aus. Gerade so Typen wie der Stefan Ustorf oder Daniel Kreutzer, denen habe ich als Kind vor dem Fernseher immer gerne zugeschaut, wie sie sich für Deutschland zerrissen haben. Für mich ist das alles immer noch ein bisschen unglaublich. Aber es ist sicher schön, dass man eine Anerkennung von außen kriegt für die harte Arbeit, die man macht.

Auch für den EHC ist es ein denkwürdiger Tag: Der erste selbst hervorgebrachte Nationalspieler...

Mei, für den EHC freut es mich ganz besonders. Im nachhinein war es das Beste, was mir passieren konnte, dass ich in München gelandet bin.

Sie spielen auf Ihre Garmischer Zeit an, wo Sie laut Manager Winkler „fast vom Hof gejagt“ wurden.

Genau. Das war echt blöd, wie das gelaufen ist. Wegen 200 Euro im Monat haben die mir keinen Vertrag gegeben. Das war damals schon verletzend. Da habe ich dann halt beim EHC unterschreiben. Und das ist gut so. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. So geht jetzt für mich ein Traum in Erfüllung.

Den haben Sie sicher schon als kleiner Bua gehegt...

Klar, träumt man als Bua davon, mal mit dem Adler auf der Brust für Deutschland spielen zu dürfen. Ich habe ja mit sieben Jahren mit dem Eishockey angefangen. ich war damals sehr gut mit dem Bua vom Reindl Franz (ehemaliger Nationalspieler und jetziger DEB-Sportdirektor, d. Red.) befreundet. Der hat gesagt: Kimm, mach mit, wir gehen Eishockey spielen. Ich bin mitgegangen und auch dabeigeblieben. Das ging dann immer so weiter, ich wurde auch immer besser. Und irgendwann war ich dann so alt und auch schon so weit, dass ich mir gesagt hab: Jetzt brauchst auch nimma aufhören. Das ist alles unglaublich gelaufen.

Was fällt Ihnen zum Wort Deutschland als Erstes ein?

Zusammenhalt! Wenn man gesehen hat, was bei der Eishockey-WM in Deutschland oder auch der Fußball-WM abging, denke ich an Zusammenhalt. Ich finde, da haben wir alle das neue, moderne Deutschland gesehen, auf das wir auch alle stolz sein können. Ein Deutschland voller Lebensfreude, voller Toleranz. Das war toll. Ich war nicht selber bei der Eishockey-WM bei den Spielen dabei, weil ich nach der Saison einfach mal die Nase voll von Eishockey hatte, aber die Stimmung, die dort transportiert wurde, war grandios. Das verbinde ich mit Deutschland.

Interview: Matthias Kerber

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