Schwele: "Eine Geschichte von ganz unten nach ganz oben"

Heute vor 20 Jahren wurde der HC München 98, Vorgänger des EHC Red Bull, gegründet. In der AZ erinnert sich Gründungsmitglied Basti Schwele an die Anfänge und die wechselhafte Historie des EHC.
Simon Stuhlfelner |
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Höhepunkt der 20-jährigen Vereinsgeschichte des EHC München: Die Meisterschaft 2016.
Rauchensteiner/Augenklick/Sport 1/Nadine Rupp/AZ Höhepunkt der 20-jährigen Vereinsgeschichte des EHC München: Die Meisterschaft 2016.

München - Die AZ hat mit Basti Schwele gesprochen. Der 41-Jährige war Gründungsmitglied des HC München 98. Der heutige Sportkommentator spielte bis 2007 für den EHC. Am Sonntag kommentiert er das Auswärtsspiel des EHC bei den Straubing Tigers (17 Uhr/Sport 1 live).

AZ: Herr Schwele, heute vor 20 Jahren wurde der HC München 98, der Vorgängerverein des EHC Red Bull München, gegründet. Sie gehörten damals zu den Gründungsmitgliedern. Wie erinnern sie sich daran?
BASTI SCHWELE: Im Sommer oder Herbst 1997 gingen die Vorgespräche bei einer Gartenparty, zu der Franz Jüttner (später 1. Vorsitzender des neuen Vereins, d. Red.) eingeladen hatte, los. Dort wurde das Ganze eingeleitet. Offiziell gegründet wurde der Klub dann im Prinzipal.

Wie kam es zu der Idee, einen neuen Eishockey-Klub in München zu gründen? Mit dem ESC München gab es zu der Zeit ja schon einen Verein.
Der ESC war aus unserer Sicht ein bisschen abgedriftet. Der Verein hatte zum Teil gute, aber auch einige verrückte Ideen. Es wurde sehr viel Geld für Spieler ausgegeben. Franz Jüttner, Leos Andrysek, ich und ein paar andere, wir haben dort nicht mehr gespielt. Wir haben gesagt: ‘So wie das Ding dort abhebt, geht das eh nicht mehr lange gut.’ Das hat uns schon wieder an die Endzeiten von Hedos erinnert. Wir wollten eine Alternative dazu schaffen, weil wir uns gesagt haben, sonst gibt es in München bald kein Eishockey mehr. Wir wollten auch dem Nachwuchs eine Basis geben. Außerdem gab es schon die Gerüchte um den Einstieg von Anschütz ins Münchner Eishockey. Wir haben dann sehr blauäugig den neuen Verein gegründet.

Warum blauäugig?
Weil von uns keiner über Vereinswesen und Vereinsrecht Bescheid wusste – und was mit einer Nachwuchsabteilung alles an Arbeit auf uns zukommen würde. Wir wollten eigentlich nur einen Verein von Spielern für Spieler gründen.

2002, der HC 98 war mittlerweile von der Bezirksliga in die Bayernliga aufgestiegen, zogen dann die von Anschütz 1999 in der DEL installierten Barons schon wieder weg – und der HC 98 war plötzlich der höchstklassige Eishockeyklub der Stadt. Er wurde in EHC umbenannt.
Dass der HC 98 bis dahin überlebt hat, war schon ein komplettes Wunder. Da die Stadt das Prinzregentenstadion zu der Zeit saniert hat, mussten wir unsere Heimspiele im Grafinger Eisstadion austragen. Das war natürlich finanziell ein Komplett-Desaster. Nur durch sehr viel Eigeninitiative, zum Beispiel von Angela Pertschy, die sehr viel Geld investiert hat, hat der Klub überlebt. Und wenn 2002 Jürgen Bochanski nicht eingestiegen wäre, wäre das Kapitel definitiv zu Ende gewesen.

Welche Rolle hat Bochanski, der ja bis 2012 als Präsident und Gesellschafter eine führende Funktion beim EHC hatte, in den folgenden Jahren gespielt?
Eine sehr gute natürlich, weil er einer war, der sehr viel Enthusiasmus und Geld in den Verein gesteckt hat. Trotzdem wäre es auch unter ihm beinahe zweimal schiefgegangen.

In den Jahren zwischen 2002 und 2010 ist der EHC von der Bayernliga über die Oberliga und 2. Bundesliga bis in die DEL aufgestiegen.
Den Grundstein, damit Eishockey zu dieser Zeit beim EHC professionalisiert wurde, hat bei den Trainern sicherlich Michael Eibl gelegt, der ja wie Franz Jüttner leider schon verstorben ist. Der hat uns 2002 in der Bayernliga übernommen und uns bis ins Oberliga-Halbfinale 2004 geführt. Eibl hat innerhalb der Kabine Strukturen geschaffen, und er hat dort einen Kraftraum bauen lassen und selbst die Geräte dafür konzipiert. Den Kraftraum gibt es übrigens immer noch, er wird heute von Nachwuchsspielern genutzt. Mit Pat Cortina gingen dann natürlich auch viele Erfolge, der DEB-Pokalsieg und der Aufstieg in die DEL 2010 einher.

2012 stand der EHC in der DEL bereits wieder vor dem Aus, Red Bull hat den Klub dann übernommen. Damit ist erneut eine neue Ära angebrochen.
Ja, aber Red Bull konnte auch nur übernehmen, weil der EHC vorher die Aufbauarbeit geleistet hat. Der DEL-Aufstieg, das war ein Werk des Vereins bzw. der GmbH, in die er 2004 umgewandelt wurde. Also ist die Geschichte des EHC schon eine, die von ganz unten nach ganz oben geht.

2016 hat der EHC Red Bull dann seine erste deutsche Meisterschaft geholt, Sie haben damals live im Fernsehen kommentiert. Hat sich für Sie damit ein Kreis geschlossen?
Tatsächlich nicht. Erstens bin ich in meinem Beruf zu sehr Journalisten, als dass ich da noch zu viel Herzblut reinlegen würde. Zweitens ist diese Mannschaft bzw. das Konstrukt an sich mittlerweile komplett losgelöst vom ursprünglichen EHC-Gedanken. Das Besondere war für mich eher, dass eine Münchner Mannschaft mal wieder Meister wurde.

Eine sportliche Frage zum Abschluss. Der EHC Red Bull hat sich am Wochenende wieder die Tabellenführung gesichert. Führt die Meisterschaft wieder nur über den EHC?
Einfache Antwort: Ja. Die Mannschaft wirkt nicht mehr ganz so dominant wie in den beiden letzten Jahren. Trotzdem stellt sich mir immer die Frage: Welcher Gegner soll diese Mannschaft in den Playoffs in einer Best-of-Seven-Serie schlagen? Die einzige Mannschaft, die den EHC über sieben Spiele fordern kann, ist vom Gefühl her Nürnberg.

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