Schneiders Meisterstück
Der EHC München besiegt nach Köln dank dem Star-Einkauf auch Meister Hannover. Nach dem 4:3 nach Verlängerung feiern die Eishackler mit Bier. „Das ist ein Traum, der wahr wurde!“
HANNOVER Eric Schneider hatte kaum die Hände zum Jubel erhoben, da war er auch schon in einer blauen Jubeltraube verschwunden. Ein Schlag mit der flachen Hand von jedem Kameraden, die Eishockeyvariante des Ritterschlages, prasselte auf den Helm des Stürmerstars des EHC München nieder. Nach 47 Sekunden der Verlängerung beim amtierenden DEL-Meister Hannover Scorpions hatte der Kanadier den 4:3-Siegtreffer (Tore München: Schneider (2), Gyori, Buchwieser) für den Aufsteiger erzielt. „Das war ein ganz besonderer Tag“, sagte Schneider der AZ.
Ein ganz besonderer Tag für Schneider, der mit zwei Toren und einem Assist zum Matchwinner avanciert war. Und ein ganz besonderer Tag für den EHC. Der Aufsteiger hatte am Freitag in heimischer Halle beim 5:4-Sieg schon gegen die Kölner Haie sein Gesellenstück abgeliefert, in Hannover folgte nun das Meisterstück gegen den Titelträger. „Das ist ein echter Traum, wir haben den Meister geschlagen. Das fühlt sich wirklich grandios an. Das ist ein Traum, der wahr wurde“, sagte Torhüter Joey Vollmer, „jetzt haben wir uns ein echtes Bier verdient.“ Und Stürmer Mike Kompon befand: „Ein großartiges Spiel. Das hat Spaß gemacht.“
Kein Wunder, es war das erfolgreichste Wochenende des EHC in seiner Klubgeschichte. Fünf Punkte, Siege über die DEL-Größen Köln und Hannover, da stimmten die Stars mit Bierflaschen in der Hand in der Kabine auch gleich eine etwas atonal geratene Feier-Version des Hits der Münchner Freiheit „Ohne Dich" an. „Das war ein großartiges Wochenende, wenn uns das einer vorher prophezeit hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagte Manager Christian Winkler, „wir sind in der Liga definitiv angekommen.“
Und mehr noch: Die Gegner haben schon gehörigen Respekt vor dem Aufsteiger entwickelt. „Der EHC spielt mit sehr viel Leidenschaft, sie sind ein diszipliniertes Team, das noch viele Punkte in dieser Liga machen wird. Sie stehen absolut zu Recht in der Tabelle wo sie stehen“, sagte Scorpions-Trainer Anton Krinner über den Aufsteiger, der nun als Fünfter den Meister in der Tabelle hinter sich gelassen hat.
Nur Erfolgscoach Pat Cortina wollte nicht so recht in den euphorischen Chor einstimmen: „Wir haben drei Mal den gleichen Fehler gemacht und drei Mal haben wir daraus ein Tor kassiert. Das darf nicht passieren. Aber ich bin zufrieden, dass unser Gepäck um zwei Punkte voller ist“, sagte der Italo-Kanadier, der Matchwinner Schneider lobte: „Er ist vor dem Tor unglaublich abgebrüht.“ Der fünffache Familienvater hatte erst kurz vor Saisonbeginn bei den Münchnern angeheuert. „Das war ein echter Glücksfall für uns, Eric ist einfach Gold wert“, sagte Winkler.
Um 20.26 Uhr bestieg der Goldjunge zusammen mit den anderen Spielern des EHC München den ICE 635/685 am Hauptbahnhof Hannover. Um 0:41 kamen sie dann nach ihren Meisterprüfung wieder in der Heimat an: die Stars von Münchens Sportart Nummer zwei.
Matthias Kerber
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