Sänger Tim Wilhelm im Interview: "Ohne dich ist unser Team allein"

München - AZ-Interview mit Tim Wilhelm: Der 44-Jährige ist seit 2012 Sänger der Kultband "Münchener Freiheit".
AZ: Herr Wilhelm, es könnte sein, dass in den Eishockey-Fankurven künftig ein Lied Ihrer "Münchener Freiheit" gesungen wird...
TIM WILHELM: Das wäre schön!
"Als die DEL auf uns zugekommen ist, waren wir sofort Feuer und Flamme"
Sie haben den Gassenhauer "Ohne dich (schlaf ich heute Nacht nicht ein)" umgeschrieben, als Ode an die Eishockey-Fans. Spieler aller Klubs - vom EHC Red Bull Justin Schütz und Maximilian Kastner - haben mitgesungen und treten in einem Video auf.
Gemeinsam mit den Spielern zu singen, das fand ich großartig. Das ist auch bei unseren Konzerten so: Wenn alle zusammen als großer Chor singen, dann entsteht ein großer Moment. Das liegt mir auch am Herzen. Als die DEL auf uns zugekommen ist, waren wir sofort Feuer und Flamme. Die Liga vergibt ja den Preis für den "Unsung Hero" der Saison an die Fans, und da gehört das Verbindende dazu. Das ist auch ein entscheidender Link zum Eishockey: Da steht Teamgeist und Teamwork ganz vorne an.
"Wir haben auch extra einen neuen Mix gemacht"
Und, was sagen Sie als Sänger - haben die Spieler die Noten getroffen?
Ich habe extra für die Jungs eine Vorabversion aufgenommen. Es gibt Gründe, warum ich nicht auf dem Eis stehe - und warum sie nicht auf der Bühne sind. Aber alle haben ihr Bestes gegeben. Sie haben da nicht mitgemacht, weil sie es mussten, sondern weil sie es selbst wollten. "Ohne dich ist unser Team allein" - ein Satz, der es genau trifft. Wir hatten geradezu positivste Rückmeldungen, von den Spielern bis hin zum Präsidium.

Wir haben auch extra einen neuen Mix gemacht. Aron, Gitarrist und Urgestein der "Münchener Freiheit", und mir war wichtig, dass dicke Gitarren draufgepackt werden und der Song gitarren-lastiger und rockiger klingt, als man es vielleicht von der "Münchener Freiheit" erwartet. Wobei wir live auch rockiger sind. Wir wollten, dass es den Fans gefällt - und es zum Eishockey passt.
Popstar Justin Bieber ist ja auch großer Eishockey-Fan.
Das geht auch. Keiner von der "Münchener Freiheit" ist ein echter Fachmann, was Eishockey angeht, aber wir haben alle eine Verbindung dazu. Unser Schlagzeuger Renard zum Beispiel ist gebürtiger Kanadier, er hat seine Kindheit da verbracht und natürlich viele Berührungspunkte mit Eishockey gehabt. Ein alter Freund hat mich mit zu den Straubing Tigers genommen. Da war ich oft und gerne.
Der Sänger der "Münchener Freiheit" als Fan der Straubinger... Sind Sie sich der Rivalität bewusst?
(lacht) Ich bin kein Straubinger Fan. Ich habe ein Zeit lang in Regensburg gewohnt, da ergab sich das. Übrigens ist keiner von der "Münchener Freiheit" gebürtiger Münchner. Da war das Lebensgefühl damit gemeint. Wir wollen nicht parteiisch sein. Wenn, dann wäre ich Fan von Bayreuth, wo ich groß wurde. Das war in den 1980er Jahren durchaus eine ernstzunehmende Mannschaft.
Am liebsten Live-Auftritte an allen Standorten
Mit Hans Zach als Trainer.
Genau! Die jetzt aber vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga steht.
Leidet da Ihre Fanseele mit?
Ich leide immer mit einer Mannschaft, die ihr Bestes gibt, aber dann absteigen muss. Klar, er ist kein Eishockeyspieler, aber als bekennender Oliver-Kahn-Fan halte ich es mit dem Leitsatz "Immer weiter!" Der Abstieg..
...den es ja nun erstmals seit 2006 wieder in der DEL gibt...
...kann eine schwere Zeit sein. Er kann aber auch Schwung geben, wieder erfolgreich zu werden.
Werden Sie denn bei einem DEL-Spiel auftreten?
Das ist tatsächlich noch nicht sicher. Es steht ja noch nicht fest, ob das Spiel am 8. Mai stattfindet.
Das wäre das optionale fünfte Finalspiel.
Wir haben einen stehenden Tourplan, und der ist ziemlich voll. Auch, weil wir in den vergangenen Monaten viele Verschiebungen aus bekannten Gründen hatten. Ich persönlich fände es mega, wenn wir nicht nur bei einem Spiel der DEL, sondern an allen Standorten auftreten würden. Mir war es in dem Lied auch wichtig, zu betonen, wie wichtig die Menschen vor der Bühne - beziehungsweise auf der Tribüne - sind.
Haben Sie für Ihren Text Ihre Fanerlebnisse einfließen lassen?
Ja, den habe ich nicht in zwei Minuten geschrieben, sondern ich wollte damit ein Gefühl ausdrücken. "Ich hör' die Trommeln schlagen" habe ich zum Beispiel gleich an den Beginn des Liedes gestellt - da stelle ich mir vor, wie du durch den Tunnel einläufst. Wie beim Einmarsch der Gladiatoren. Und wenn ich singe: "Ohne dich fühle ich nicht diese Glut"... Das, was man im Stadion erlebt, ist etwas, was man sich nicht downloaden kann, sondern was du in diesem Moment erlebst. Dieses außergewöhnliche Brennen, das die Fans im Stadion spüren, das kann ich total nachvollziehen.