Rückkehr in die Hölle
MÜNCHEN Zwei Jahre lang war der EHC München für Daniel Sparre der Erzrivale schlechthin, der Intimfeind. Für einen Straubinger Tiger Ehrensache, wenn es gegen die Münchner geht. Jetzt muss der Stürmer am Freitag (19.30 Uhr) in Straubing antreten, der 28-Jährige wechselte vor dieser Saison zum EHC Red Bull München. Und der muss nach zwei Heimpleiten in Folge dringend bei den Niederbayern punkten. „Ich bin mir sicher, sie werden uns die Hölle heiß machen, aber mir macht es Spaß, in aufgeladenen, aufgeheizten Atmosphären zu spielen”, sagt der 28-Jährige, „als ich noch in Straubing war, gab es nichts Schöneres als gegen München zu spielen, da brauchte niemand Öl ins Feuer zu gießen.”
Doch als Öl-Zündler tat sich trotzdem Co-Trainer Bernie Englbrecht regelmäßig hervor. Der war ja 2007 mal beim EHC für ein paar Monate Chefcoach, ehe er auch da Feuer zündete und wegen vereinsschädigender Aussagen gefeuert wurde. „Wenn ein Mensch weiß, wie man zündelt, dann Bernie”, sagt Sparre, „ich habe alle die Stories über ihn gehört, wie er schon als Spieler war. Ich hätte ihn gerne mal in Aktion auf dem Eis erlebt, aber auch in der Kabine hat er es weiter in sich.”
Dass Sparre überhaupt wieder aufs Eis kann, ist nicht so selbstverständlich. Am 6. Januar 2013 wurde er beim Spiel gegen Iserlohn brutal in die Bande gecheckt. „Ich erinnere mich noch genau, wie ich vor dem Spiel gesagt habe, was es für ein toller Tag für das Eishockey ist, weil an diesem Tag der Lockout, die Aussperrung in der NHL, endete. Es wurde mit der schlimmste Tag meines Lebens für mich”, sagt Sparre, „ich lag am Boden und ich war nicht klar im Kopf. Als ich versuchte aufzustehen, war mir gleich klar, dass etwas Ernsteres passiert ist.”
Wie ernst es wirklich war, erfuhr er aber erst im Krankenhaus – Genickbruch! Sparres dritter Halswirbel war gebrochen. „Ich lag im Krankenhaus, fühlte mich eigentlich ganz gut und dann kam der Arzt rein und teilte mir das Ergebnis mit”, sagt Sparre, „ich war sprachlos, dann habe ich gefragt, ob er wirklich etwas von gebrochenem Genick gesagt hätte.” Hatte er.
Es folgte eine lange Reha, Sparre musste sechs Wochen eine Halskrause tragen, in der vergangenen Saison konnte er nicht mehr auflaufen. Dann kam das Angebot aus München – und Sparre mutierte vom Straubinger Tiger zum Münchner Rotbullen. Und obwohl Sparre so gut wie kein Deutsch spricht, verfügt der Mann, der im kanadischen Brampton geboren wurde, über einen deutschen Pass. „Bis vor vier, fünf Jahren wusste ich gar nichts von meinen deutschen Wurzeln. Mein Großvater ist aber in Stuttgart geboren worden und wanderte mit 21 nach Kanada aus. Mein Vater kam zur Welt, ehe mein Opa Kanadier geworden war, sodass er eben auch Deutscher war. Das wusste mein Vater übrigens auch nicht”, sagt Sparre und meint lachend: „Es schadet eben nie, wenn man bevor man Eishockey in einem anderen Land spielt, seinen Stammbaum anschaut.”
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