„Rippen wie Zündhölzer“

Verteidiger Markus Jocher, das Raubein des Eishockey-Zweitligisten EHC München, fällt zwei Wochen aus: „Nun habe ich eingesteckt!“
von  Abendzeitung
Wer austeilt, muss auch einstecken können: EHC-Verteidiger Markus Jocher (Mitte).
Wer austeilt, muss auch einstecken können: EHC-Verteidiger Markus Jocher (Mitte). © az

Verteidiger Markus Jocher, das Raubein des Eishockey-Zweitligisten EHC München, fällt zwei Wochen aus: „Nun habe ich eingesteckt!“

MÜNCHEN Die Stimme klingt flach, stark gepresst, als sich Markus Jocher am Telefon meldet. „Jeder Schnaufer, jeder Huster tut sakrisch weh“, sagt das Raubein des EHC München, das sich beim Spiel in Weißwasser durch einen Stockschlag einen doppelten Rippenbruch zugezogen hat.

Dabei war der 29-Jährige gerade erst nach einem Rippenbruch wieder zum EHC zurückgekehrt. Jetzt fällt er zwei Wochen aus, wird damit heute in Crimmitschau und am Sonntag im Heimspiel gegen Tabellenführer Bietigheim (18 Uhr) fehlen. Genau wie Stürmer Neville Rautert, der an einer Lungenentzündung laboriert.

„Das war jetzt sicher schon der siebte oder achte Rippenbruch in meiner Karriere, aber der erste doppelte. Und ich muss sagen, es tut auch doppelt weh. Aber Rippen brechen halt wie Zündhölzer“, sagt Jocher, für den die siebenstündige Heimfahrt im Bus mit der Mannschaft ein siebenstündiges Martyrium war. „Ich konnte nicht sitzen oder liegen. Ich musste die ganze Zeit stehen oder gehen, nur so ließ es sich aushalten. Und die Schmerzmittel haben nicht gewirkt. Ich hatte Angst, dass mein Lungenflügel kollabiert. Da habe ich mir echt Sorgen gemacht, dass wir nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus kommen, wenn das unter der Fahrt passiert“, sagt der ehemalige Spieler der München Barons, der mit dem Klub 2000 Deutscher Meister war.

Ins Krankenhaus kam er dann in Garmisch. Um 3.30 Uhr morgens checkte er ein. „Als dann der Befund kam, dass keine Organe verletzt waren und keine inneren Blutungen bestanden, war ich super erleichtert“, sagt Jocher, „ich habe schon viel mitgemacht, mehrere Gehirnerschütterungen, Schulter-Bruch, kaputtes Knie und Ellenbogen. Aber ich würde jede OP lieber machen als wieder die Rippen ab zu haben“, sagt der „Sheriff“ des EHC. Manager Christian Winkler meint dazu: „Markus ist ein sehr physischer Spieler, er geht dorthin, wo es wehtut. Das hat er jetzt schmerzlich erfahren. Er wird uns fehlen.“

Als hart, aber meist fair, könnte man sie bezeichnen. „Ich gehe sicher nicht aufs Eis, um jemand zu verletzen. Aber ich spiele sehr hart. Jetzt kriege ich das halt zurück, die Spieler der anderen Klubs wissen ja, wo ich angeschlagen bin. Aber man kann nicht sein Leben lang nur austeilen, sondern steckt eben auch was ein. Nun habe ich halt eingesteckt“, sagt Jocher, „ich werde meine Spielweise nicht ändern. So bin ich. Ich müsste ein anderer Mensch sein, damit ich anders spiele. Bin ich aber nicht. Aber ich bin bald wieder zurück.“ Zurück, wo es wehtut – nicht nur ihm, sondern dann auch den Gegenspielern.

Matthias Kerber

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