Richie Regehr - der Fisch auf dem Eis
EHC-Profi Richie Regehr über seinen Spitznamen, die Zeit im Dschungel, sein Leben in der Wildnis und einen Wiesn-Besuch mit seinen Eltern.
AZ: Herr Regehr, Ihre Ohren müssen fast klingeln von all den positiven Dingen, die Ihr Coach, EHC-Trainer Don Jackson, über Sie sagt: Der Mann, der immer Kriegsbemalung trägt, eine natürliche Autoritätsperson mit einer Aura, die jeder im Stadion spürt.
RICHIE REGEHR: Wow, ich weiß gar nicht, was ich so recht dazu sagen soll. Ich bin, wie ich bin. Es ist in meinen Genen drin, dass ich immer das Bestmögliche aus mit herausholen will. Ich wurde von meinen Eltern nach dem Grundsatz erzogen: Behandle Menschen mit dem gleichen Respekt, mit dem du selber behandelt werden willst. So bin ich eben. Ich bin ein sehr stiller Mensch. Ich rede nicht gerne, aber wenn ich den Mund aufmache, dann habe ich etwas zu sagen. Zumindest hoffe ich, dass es so ist. (lacht)
Als passionierter Angler passt das ja. Wussten Sie, dass es Spieler – die aber Informantenschutz bei uns haben – gibt, die Ihnen den Spitznamen „Fisch“ verpasst haben?
(lacht) Das wusste ich nicht, aber wenn es so ist, kann ich nicht widersprechen. Ich schaue in meiner Freizeit Videos über das Angeln und ich bin ein stiller Kerl. Ich mag auch alles an Fischen, ich esse sie gerne, ich angle sie gerne, mich stört das Ausnehmen nicht. Ich will immer draußen in der Natur sein.
Kein Wunder, Sie wurden in Indonesien geboren, wuchsen im Dschungel auf, weil Ihre Eltern dort als Missionare tätig waren.
Ja, es war eine tolle Zeit, ein richtiges Abenteuer für ein Kind. Ich habe nicht sehr viele Erinnerungen, weil wir nach Kanada zurückkehrten, als ich dreienhalb war, aber ich erinner’ mich, wie ich durch den Dschungel in den Wald gelaufen bin, wie ich im Fluss geschwommen bin, wie ich versucht habe, beim Tauchen Fische zu fangen. Ich erinnere mich an Barney, er war mein Weggefährte, ein kleiner Klammeraffe, das war paradiesisch.
Richie, der Tarzan-Junge, der sicher keine Angst vor Schlangen und Spinnen hat...
(lacht) Stimmt leider nicht. Spinnen stören mich nicht, aber vor Schlangen habe ich Angst. Denen möchte ich nicht begegnen. Zum Glück gibt es dort in Kanada, wo ich wohne, kaum Schlangen. Und die, die es gibt, sind nicht giftig.
Wie sieht das Leben des Richie Regehr in der kanadischen Wildnis aus? Sie leben direkt an einem See.
Ich bin immer draußen, mache irgendwas. Holz hacken, Bäume fällen, Zäune reparieren, ich will alles selber erledigen. Ich will niemanden für Dinge beauftragen und bezahlen, ich will das selbst schaffen. Mein Vater und seine Brüder sind da meine Vorbilder. Es ist unglaublich, was sie alles können, was sie mit ihren Händen reparieren und wieder zum Laufen bringen können. Ich frage sie dauernd um Rat – und sie haben immer einen. Ich finde es schade, dass wir das in unserer Gesellschaft immer mehr verlieren. Diese Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, die daraus erwächst, dass man Dinge selber macht und Sachen nicht wegwirft, nur weil sie vielleicht nicht funktionieren.
Ihre Eltern sind beide tiefreligiös, waren Missionare. Wie reagierten die beiden denn, als sie Ihnen zum Oktoberfest in München einen Besuch abstatteten?
Gut, sie sind schon etwas lockerer geworden, aber sie sind weiterhin tief in der Religion verankert. Es war vielleicht ein bisschen ein Kulturschock, aber das Oktoberfest hat ihnen schon gefallen. Meine Mutter nippt nur zwei, drei mal am Bier, mehr trinkt sie nicht – mein Vater trinkt vielleicht eine halbe Maß, nicht mehr. Sie beobachten lieber. Wie ich auch. Und es ist faszinierend, wie sich die gesamte Stadt während der Wiesn verändert. Alle sind in Dirndl und Lederhosn, die Stimmung ist ganz anders. Wir hatten in Kanada viel darüber gehört, aber das bereitet dich nicht darauf vor, es wirklich zu erleben. Es ist vollkommen verrückt.
Nicht gerade wie die kanadische Wildnis...
Wild schon, aber nicht wie die Wildnis, nein.
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