Red Bulls Schwarze Serie im "Clásico on ice"

München - Vor dem "Clásico" seines FC Bayern bei Borussia Dortmund schaute sich Julian Nagelsmann den "Clásico on ice" an. So hatte der EHC Red Bull das Spitzenspiel gegen die Adler Mannheim genannt. Der Bayern-Trainer beobachtete das Duell der besten Coaches der Deutschen Eishockey Liga.

EHC-Bandengeneral Don Jackson hat (vor dem Freitagabendspiel bei den Schwenninger Wild Wings) in 624 seiner 956 DEL-Spiele gesiegt. Das sind rund zwei Drittel seiner Partien - die beste Quote überhaupt! Mannheims Trainer Pavel Gross folgt mit 412 Siegen in 700 DEL-Partien (58,85 Prozent) auf Rang zwei.
EHC fehlt gegen Mannheim die Treffsicherheit
Und das, obwohl er jahrelang die Grizzlys Wolfsburg trainierte. Für die Fußballer: Das ist sowas wie das Leverkusen des Eishockeys. Ein Werksklub, der oft etwas überraschend vorne mitmischt, dem aber der große Meistertitel bislang verwehrt geblieben ist. Seit Gross aber 2018 zu DEL-Krösus Mannheim, sowas wie der FC Bayern der Liga, gewechselt ist, läuft es für ihn gegen Jackson und den EHC wie geschmiert.
Zuletzt gewannen die Adler sechsmal in Folge gegen den EHC. Nimmt man nur die Spiele im Münchner Olympia-Eisstadion, dann haben die Mannheimer sogar neun Siege am Stück im "Clásico on ice". Darunter auch die Partien des Finales 2019, das Mannheim in fünf Spielen gewann.
Warum der EHC in dieser rabenschwarzen Serie gegen das andere Schwergewicht der Liga feststeckt, das liegt an vielen Faktoren. Am Donnerstag war in einem intensiven Spiel die Effektivität der Ausschlaggebende. EHC-Stürmer Trevor Parkes - für die Fußballer: ein geborener Torjäger wie einst Gerd Müller, aber im Körper Erling Haalands - resümierte präzise: "Sie treffen, wir nicht."
Mannheim nutzt seine offensive Extraklasse aus
EHC-Goalie Danny aus den Birken hielt bei der 2:5-Niederlage nur 73,33 Prozent der Schüsse auf sein Tor. Nicht, weil er groß gepatzt hätte - sondern vor allem, weil Mannheim die Extraklasse im Angriff nutzte. Nigel Dawes - für die Fußballer: ein trickreicher Veteran wie Leo Messi - gilt als der teuerste Spieler der DEL. Bei zwei Toren im Mittelabschnitt schmiss er kurz mal sein Genie an - 1:4 für die Adler. Und hinten vereitelten Hexer Dennis Endras und zehn Mannheimer Schussblocker beste EHC-Chancen.
"Mannheim war rund um die Tore dominant und ist nun das Maß der Dinge", meinte Trainer Jackson auf der Pressekonferenz. Er verließ sie, anders als beim Aufeinandertreffen am Sonntag, nicht vorzeitig. Für Fußball-Fans: Sowas wie damals bei Trapattoni, nur dass sich seine Kritik nicht an sein Team, sondern an den Gegner richtete.
Christian Winkler, der Red-Bull-Eishockeychef, erläuterte: Jackson wirke nach außen ruhig, aber: "Don hat viel Feuer. Da rappelt's im Karton." Die Rivalität mit Mannheim tue der Liga gut, man pushe sich. Verteidiger Yannic Seidenberg meinte, man müsse die Niederlage mit Blick auf mögliche Playoff-Duelle analysieren.
Eins ist für Winkler klar: "Der Don will immer gewinnen." Beim nächsten Mal auch wieder gegen Mannheim, im "Clásico on ice". Zeit wird's langsam.