Red Bull: Die EHC-Dämmerung
München - „This Is The End!“, intonierte Jim Morrison einst für die „Doors“ und vertonte damit die Seelenqualen einer gesamten Generation. Ein Song, der jetzt als der Soundtrack zur Saison des EHC Red Bull München fungieren könnte.
Denn Ende, das war das meiststrapazierte Wort der bereits im Viertelfinale dieser Playoffs von den Wolfsburg Grizzlies vollkommen entzauberten Truppe des bisherigen Trainer-Magiers Don Jackson.
Vier Spiele, vier Pleiten (0:4, 2:3, 0:2, 3:4) – die Höchststrafe für die Red Bulls, die als erstes Team der DEL-Geschichte auch noch ohne ein einziges Heimtor in den Playoffs erzielt zu haben die Spinde für diese Saison räumen müssen.
Die EHC-Dämmerung. „Das ist ein sehr bitteres Ende“, sagte Jackson mit brüchiger Stimme, „wir haben uns das sicher anders vorgestellt.“
Und Daniel Sparre, der Toptorschütze der regulären Saison, meinte: „Dieses Ende ist ein fürchterliches Gefühl. In mir herrscht Trauer, Wut, Enttäuschung, Frustration. Ich denke, wir werden daran noch einige Zeit zu knabbern haben. Wir können stolz auf das sein, was wir im letzten Spiel gezeigt haben, aber nicht darauf, wie wir uns in der gesamten Playoff-Serie präsentiert haben. Dieses Ende hat sicher keiner von uns erwartet.“
Ein Ende mit Schrecken. Der EHC war mit viel Geld – kolportiert wird der höchste Etat der Liga von zwölf Millionen Euro – und höchsten Ansprüchen („Im Sport zählen nur Titel!“, sagte Jackson) – in die Saison gestartet.
Am Ende stand zwar die Qualifikation für die Champions League als Zweiter der Hauptrunde, der Einzug ins Viertelfinale als größter Erfolg der Vereinsgeschichte. Doch jetzt, wo es wirklich um die Meisterschaft geht, ist der EHC zum Zuschauen verdammt.
Am Dienstagabend nach dem Ende aller Titelträume hatte es noch ein gemeinsames Essen im Teamhotel in Wolfsburg gegeben, dazu ein paar Frustbiere, gegen Mitternacht traten die EHCler dann die Saison-Abschlussfahrt nach München an.
Nach der Ankunft um 7.15 Uhr verstreuten sich die Unter-Soll-Gebliebenen erst einmal. „Wolfsburg war einfach stärker“, sagte noch EHC-Verteidiger Florian Kettemer.
Nationalstürmer Yannic Seidenberg meinte: „Es ist brutal frustrierend, aber wir waren einfach nicht gut genug. Die Playoffs zählen, da werden die Titel gewonnen. Wir hätten einfach bessere Leistungen bringen müssen. Klar sind wir stolz über die Vorrunde, aber leider bringt einem das am Ende nichts.“
Doch ihre Leistung gebracht haben viele der hoch bezahlten Spieler eben nicht. Es wird – wieder einmal – einen großen Umbruch geben. Einen, den nun Jackson, der zu dieser Saison relativ spät erst als Trainer installiert wurde, federführend verantworten muss. Die Red Bulls sind nicht nur an seinen eigenen Zielen in dieser Saison gescheitert, man hat auch in vielen Bereichen des Spiels den eigenen Ansprüchen nicht genügt.
Alex Barta, der EHC-Topscorer der vergangenen Saison, der in dieser Spielzeit aber nie die alte Form fand, verkündete schon mal gleich nach dem Spiel seinen Abschied. Er werde „definitiv nicht mehr für München spielen“. Er wird in Ingolstadt beim Meister anheuern.
Andere Spieler werden folgen. Folgen müssen. Zu ernüchternd, zu unterklassig waren die Darbietungen, die manch vermeintlicher Star in den Playoffs, der Zeit, in der – wie Jackson sagt – sich die Männer von den Bubis trennen, abgeliefert haben.
Es ist Zeit, die Bubis auszusortieren. „The End“ muss der Startschuss für einen Neuanfang sein.
Oder – frei nach Neue-Deutsche-Welle-Star Ina Deter: „Neue Männer braucht der EHC.“
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