Raubein Pinizzotto: Die Faust des EHC

Steve Pinizzotto, Neuzugang des EHC Red Bull München, verprügelt Mannheims Denis Reul, der einen doppelten Kieferbruch erleidet. Kein Verfahren der DEL.  
von  Matthias Kerber
Chancenlos: Mannheims Denis Reul (l.) gegen EHC-Star Steve Pinizzotto.
Chancenlos: Mannheims Denis Reul (l.) gegen EHC-Star Steve Pinizzotto. © sampics/Augenklick

Steve Pinizzotto, Neuzugang des EHC Red Bull München, verprügelt Mannheims Denis Reul, der einen doppelten Kieferbruch erleidet. Kein Verfahren der DEL.

München -  Eishockey ist ein ausgeprägter Macho-Sport. Der Ruf, ein harter Hund zu sein, ist für so manchen die Existenzberechtigung. Und so reagiert man um des lieben Rufes willen anders, als die Natur einem eigentlich auferlegt.

Als Mannheims Verteidiger Denis Reul, 1,93 Meter groß, 107 Kilo schwer und mit der Anmut eines Kühlschranks gesegnet, beim Faustkampf mit Münchens Raubein Steve Pinizzotto (1,85 Meter, 98 Kilo) feststellen musste, dass dessen Reputation aus Nordamerika als einer der Tough Guys nicht gelogen ist, wäre er wohl am liebsten davongelaufen.

Wenn es eben nicht um Eishockey ginge. Also drehte er bei dem Schlaghagel nur den Kopf weg, feuerte ein paar Alibi-Schwinger ab. Er, der Nationalspieler, der so viele andere Akteure in der DEL mit seiner Physis, seiner Härte einschüchtert, wurde von Red Bull Pinizzotto windelweich geprügelt.

Mit blutverschmiertem Gesicht musste er in die Kabine. Dort kam er nach einer medizinischen Erstuntersuchung sogleich ins Krankenhaus. Am Ende stand fest: doppelter Kieferbruch, Reul muss operiert werden, fällt voraussichtlich acht Wochen aus. Ob die Verletzung schon bei Pinizzottos Check, der die Keilerei auslöste, oder erst bei den brutalen Schlägen passiert ist, ist unklar. Fakt ist: Eine derartige Härte, ja Brutalität, ist man in der DEL nicht gewohnt. Pinizzotto schlug mehrere brachiale Aufwärtshaken. Ein Schlag, der eine boxerische Grundausbildung erfordert. „Die Liga muss sich das anschauen“, forderte Mannheims Teammanager Teal Fowler nach der 2:4-Pleite der Adler beim EHC Red Bull München. „Mannheim hat kein Verfahren eingeleitet, wir selber stellen keine Ermittlungen an“, sagt Ex-Profi Tino Boos, der jetzt der Vorsitzende des Disziplinausschusses der DEL ist, der AZ: „Die Folgen sind tragisch, aber Reul war nicht in einer schutzlosen Position. Daher sind von unserer Seite keine Sanktionen zu erwarten. Aber Pinizzotto sollte sich mit seinem Spiel auf die DEL einstellen. Von der Kraft her wird es nicht viele geben, die sich mit ihm messen können.“

Pinizzotto, der einen deutschen Pass besitzt, bringt es meist auf über 100 Strafminuten in der Saison, für Check und Keilerei kassierte er gegen Mannheim gleich 26 Minuten. „Was soll Steve in der Situation tun? Der andere landet den ersten Schlag“, sagte EHC-Coach Don Jackson, der selber in seiner Zeit als NHL-Verteidiger als harter Hund galt. Vor der Saison hatte Jackson die Neuzugänge aus Nordamerika eingeschworen, in der DEL weniger physisch zu spielen. „Ich brauche harte Spieler, aber vor allem smarte Spieler, die ihr Spiel so kontrollieren können, dass sie es auch in der DEL umsetzen können.“

Hart war das Spiel von Pinizzotto, der Faust des EHC, aber smart?   

 

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