Pokalsieger EHC? „Der erste Titel ist immer speziell“

Cortina zieht mit seinem Team ins Endspiel eines wenig geschätzten Wettbewerbs ein. Jetzt will er den Finalerfolg – und erklärt, warum für seine Auswahl trotzdem Bescheidenheit eine Tugend ist.
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Die meisten Kriterien hat der EHC für einen Aufstieg erfüllt, jetzt muss aber erst einmal die Mannschaft die Meisterschaft holen.
Rauchensteiner/Augenklick Die meisten Kriterien hat der EHC für einen Aufstieg erfüllt, jetzt muss aber erst einmal die Mannschaft die Meisterschaft holen.

Cortina zieht mit seinem Team ins Endspiel eines wenig geschätzten Wettbewerbs ein. Jetzt will er den Finalerfolg – und erklärt, warum für seine Auswahl trotzdem Bescheidenheit eine Tugend ist.

AZ: Herr Cortina, Gratulation zum Sieg über Einzug des EHC München ins Pokalfinale. Wie wichtig ist Ihnen denn dieser ungeliebte Bewerb?

PAT CORTINA: Es ist der erste Titel, den der EHC in seiner Geschichte holen kann. Da ist es nicht so wichtig, ob es ein großer oder ein kleiner Titel ist, ob der Wettbewerb beliebt ist. Der erste Titel ist immer speziell. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir das in der ersten Runde nicht wahnsinnig ernst genommen – aber wir sind irgendwie weitergekommen. Mit jeder Runde wuchs für uns die Wertigkeit. Und jetzt wollen wir auch den Pokal holen.

Nebenbei haben Sie den Liga-Primus Schwenningen in dessen Halle mit 4:1 schlagen können. Eine wichtige Message, schließlich haben Sie dort vor ein paar Tagen in der Liga verloren.

Das war sehr wichtig. Es war ein glücklicher Zufall, dass wir so kurz nach der Niederlage, bei der wir Wischi-Waschi gespielt haben, die Chance hatten, die Fehler zu korrigieren. Der Sieg war eine wichtige Botschaft. An Schwenningen, an die Liga, aber vor allem an uns selbst. Wenn wir unseren Job richtig machen, können wir jeden schlagen. Wenn wir aber aufhören, EHC-Eishockey zu spielen, können wir auch gegen jeden verlieren.

Seit Sie Ihren Job beim EHC angetreten haben, war Bescheidenheit das wohl oberste Gebot. Ist das mehr Ihre Philosophie des Sports oder entspringt das Ihren persönlichen Erfahrungen?

Beides. Ich bin als Sohn hart arbeitender Einwanderer in Kanada aufgewachsen. Meine Eltern haben mir vorgelebt, was es heißt, Erfolg dank harter Arbeit zu haben. Kurzfristig kann man mit Glück Erfolg haben, langfristig nur mit harter Arbeit. Außerdem, wenn man sich die Sport-Geschichte anschaut, war bei allen großen Teams Bescheidenheit ein entscheidender Faktor. Ich hatte in meiner Zeit in Mailand das Vergnügen, Arrigo Sacchi kennenzulernen und mit Fabio Capello zusammenzuarbeiten. Auch sie betonten stets die Wichtigkeit der Bescheidenheit. Ich hoffe, dass ich nicht missverstanden werde: Bescheidenheit heißt nicht, dass es einem an Selbstvertrauen fehlt. Bescheidenheit bedeutet, zu wissen, dass das, was gestern war, keinen Wert hat, dass nur meine heutige Leistung mich definiert.

Sie haben in Italien erlebt, was es heißt, wenn man die Bescheidenheit verliert.

Das war in der Saison 1999/2000 mit Asiago. Wir gewannen das erste Spiel, verloren das zweite, und danach bis zum Finale keine Partie mehr. Das gesamte Umfeld sah sich schon als Meister. Die Köpfe waren in den Wolken, die Füße weit weg vom Boden. Im Stadion wurden Banner aufgehängt, der Weltrekord-Seriensieger spielt hier. Es gab keine Bescheidenheit. Nun, wir verloren das Finale.

Da wird die italienische Volksseele gekocht haben.

Definitiv! Plötzlich wurde alles infrage gestellt. Alles, was bis dahin gut war, war nun schlecht. Ich wurde infrage gestellt. Ich erhielt das Angebot italienischer Nationaltrainer zu werden und nahm es an, aber ich war enttäuscht, denn ich wollte den Job eigentlich zu Ende führen.

Haben Sie Angst, dass beim EHC-Umfeld die Bescheidenheit verloren geht? Es wird so viel von der DEL geredet!

Bei den Spielern nicht und auch im Umfeld mache ich mir momentan wenig Sorgen. Ich habe – aufgrund der Erfahrung in Asagio – sehr feine Antennen, wenn es darum geht, so etwas aufzunehmen. Zur Zeit schlagen sie nicht aus.

Interview: Matthias Kerber

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