Pierre Passé: Pagé vor dem Abschied?

Der EHC-Trainer steht vor dem Aus: Schon am Samstag könnte Pierre Pagé bei der Saisonabschlussfeier der Red Bulls seinen Abschied feiern – wie ein Jahr zuvor Pat Cortina.  
Matthias Kerber |
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Sein Team ließ ihn ratlos zurück: Trainer Pierre Pagé.
GEPA Sein Team ließ ihn ratlos zurück: Trainer Pierre Pagé.

Der EHC-Trainer steht vor dem Aus: Schon am Samstag könnte Pierre Pagé bei der Saisonabschlussfeier der Red Bulls seinen Abschied feiern – wie ein Jahr zuvor Pat Cortina.

München - Es war der 17. März 2013. Da verabschiedete der EHC Red Bull München seinen langjährigen Trainer Pat Cortina im Rahmen der Saisonabschlussfeier. Die Fans feierten „ihren Pat“ mit stehenden Ovationen, mit minutenlangen „Cortina“-Sprechchören. Und dieser Bär von einem Mann war angesichts der ihm entgegenschlagenden Anerkennung und unverblümten Liebe zu Tränen gerührt.

Es wird Samstag, der 22. März 2014 sein, dass die Red Bulls im Hacker-Pschorr-Bräuhaus an der Theresienhöhe (ab 17 Uhr) das Ende dieser Katastrophensaison, in der der EHC, der eine Truppe voller Superstars zusammengestellt hatte, dann aber in den Preplayoffs an Iserlohn scheiterte, begehen wird. Es könnte erneut zu einer Trainerverabschiedung kommen. Nach AZ-Informationen steht die Demission des umstrittenen Trainers Pierre Pagé wohl unmittelbar bevor: Pierre Passé? Zu sehr hat der 65-Jährige in München Mitarbeiter, Spieler, die Fans brüskiert. Wie tief der Bruch mit dem Team ging, zeigte sich im letzten Saisonspiel, der 1:4-Klatsche gegen Iserlohn.

Da wendete er sich die letzten fünf Minuten des Spiels von der Mannschaft ab, stellte das Coaching ein. Nach dem Motto: Ihr habt es nicht verdient, dass ich mich mit euch noch abgebe. Nach dem Spiel sprach er davon, dass er „angewidert“ sei: Von sich, weil er nie die Persönlichkeit des Teams ändern konnte, aber auch vom Team an sich. Die öffentlichen Verbalwatschn hatten schöne Regelmäßigkeit: Mal kanzelte er die Spieler als „Urlauber“ ab, mal sprach er ihnen „Charakter“ ab. Mal redete er tagelang nicht mit ihnen.

Überhaupt hatte er die Kommunikation zum Team weitgehend eingestellt. Bei Auswärtsreisen betrat er den Frühstücksraum ohne die Spieler zu grüßen – oder die ihn. „Wir haben Probleme geschaffen, wo keine waren. Man hatte viel vorher gehört, aber die Wahrheit hat alles getoppt“, sagte ein Spieler der AZ. Pagé war als Mann mit Visionen gestartet, er wollte München zu eine Eishockeyhochburg machen, wollte nicht nur den EHC, sondern Eishockey an sich ändern. Zwar lockte der EHC insgesamt 103274 Zuschauer in die Halle, machte mehr Punkte (81) und erzielte mehr Tore (161) als je in seiner DEL-Geschichte, doch Pagés Visionen konnten nur die wenigsten folgen. Weder Spieler, noch Fans.

Sein Spielsystem war innovativ, hochriskant, unterhaltsam – und tödlich für sein Team. Es gab keine festen Positionen, keine festen Zuordnungen. So sah es auch aus – alle Mann nach vorne, keiner zurück. Stammkeeper Jochen Reimer war oft der einsamste Mann der Welt, als er sich den Wellen an Alleingängen der Gegner gegenüber sah. Doch nicht nur auf dem Eis krachte es. Pagé, bekannt für seine cholerischen Anfälle und Schuldzuweisungen, cancelte kurzfristig Termine, ließ etwa gebuchte Hotels bei Auswärtsreisen urplötzlich stornieren, weil es ihm dort nicht gefiel.

Die Last-Minute-Umbuchungen waren dann eine Odyssee für die Mitarbeiter. Sein Stern im Red-Bull-Imperium, bei dem Oberboss Didi Mateschitz immer eine schützende Hand über Pagé gehalten hatte, begann endgültig Anfang des Jahres zu sinken. Als er seinen Spielern verbieten wollte, nach Siegen exzessiv mit den Fans zu feiern, gab’s nicht nur einen Fast-Aufstand der Anhänger, auch bei Red Bull dachte man darüber nach, dem Trainer vorzeitig Flügel zu verleihen.

Jetzt, nach dem frühen Scheitern, nach dem Bruch mit der Mannschaft – wird es wohl einen Neustart für das Eishockeyprojekt München von Red Bull geben.

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