Pierre Pagé: "Befördert - nicht entlassen"

Red Bull lobt den erfolglosen Coach hoch: Er ist nicht mehr EHC-Trainer in München, sondern Direktor in Salzburg. Im AZ-Interview erklärt Pagé, was nun aus seiner Mars-Mission wird.  
von  Matthias Kerber
Ist ab sofort nicht mehr Trainer des EHC Red Bull München: Pierre Pagé.
Ist ab sofort nicht mehr Trainer des EHC Red Bull München: Pierre Pagé. © Rauchensteiner/Augenklick

Red Bull lobt den erfolglosen Coach hoch: Er ist nicht mehr EHC-Trainer in München, sondern Direktor in Salzburg. Im AZ-Interview erklärt Pagé, was nun aus seiner Mars-Mission wird.

 

AZ: Herr Pagé, Ihre Ära beim EHC Red Bull München endete nicht mit dem von Ihnen versprochenen Meistertitel, sondern mit Hinwegbeförderung auf den neugeschaffenen Posten des Global Sports Director Hockey bei Red Bull. Das soll wie eine Beförderung aussehen – oder sind Sie nicht eher auf einen schönen Posten hinweggelobt worden angesichts des Scheitern bereits in den Preplayoffs?

PIERRE PAGÉ: Lassen Sie mich mit einer Gegenfrage antworten: Ist die Position von Ralf Rangnick als Fußball-Verantwortlicher für Entwicklung bei Red Bull eine Beförderung oder eine Herabstufung?

Klingt zumindest wie eine Beförderung.

Es ist eine große, neue Aufgabe, ich habe jetzt eine große, neue Aufgabe im Eishockey. Ich habe diesen Posten vor der vergangen Saison angeboten gekriegt, ich habe mich damals für den Trainerposten in München entschieden, jetzt habe ich die Stelle und Funktion wieder angeboten gekriegt – und ich habe sie angenommen. Bevor hier ein falscher Zungenschlag reinkommt, will ich gleich mit einem Gerücht aufräumen. Ich bin nicht entlassen worden, niemand hat mich gefeuert – ich habe eine andere Aufgabe angenommen. In dieser Funktion beabsichtige ich weiterhin viel Gutes zu tun, für Eishockey in München, aber auch Eishockey generell.

Trotzdem sind Sie mit der Mission in München gescheitert.

Man braucht die richtigen Leute am richtigen Platz zur richtigen Zeit, um Erfolg zu haben. Manchmal sind die falschen Leute am falschen Ort zur falschen Zeit. Das heißt nicht, dass es an sich falsch ist, das heißt nur, dass es in dieser Konstellation nicht funktioniert hat. Wir hatten einen Plan, eine Vision, die haben wir immer noch. Als John F. Kennedy zum Mond fliegen wollte, fand er in den gesamten USA keinen Ingenieur, der das für ihn bewältigen konnte, also hat er sich in Deutschland umgeschaut und Wernher von Braun gefunden. Sie starteten zusammen eines der größten Projekte der Menschheit. Das Projekt war immer richtig, es fehlten immer nur die richtigen Leute.

Um aber wieder am Boden zu landen, in München kam Ihre Vision nicht an.

Ich habe hier in München eine wichtige Lektion gelernt, daraus werde ich die Lehren ziehen. Auch wenn viele mich anders wahrgenommen haben – oder wahrnehmen wollten – mir geht es nur um den Erfolg, das Siegen. Mir geht es nicht darum rumzuschreien, Spieler zu vergraulen, Negativität zu verbreiten. Schauen Sie in meine Vita: Wo immer ich war, sind gute Dinge passiert, und wann immer ich gegangen bin, sind die Dinge gut geblieben oder noch besser geworden, weil ich den Weg geebnet habe. So wird es auch in München sein. Man kann von München aus den Mars erkunden. Wir bei Red Bull müssen jetzt die Leute holen, die in der Lage sind, Eishockey zu verändern und die hier zu bündeln. Das war immer unser Ziel, das werde ich weitervorantreiben.

Wie viel Entscheidungsgewalt werden Sie den bei den Entscheidungen in München – etwa in der Trainer- oder Spielerfragen noch haben?

Ich weiß, was gut für München ist. Ich weiß, welche Art Trainer es jetzt braucht. Ich werde mich einbringen, aber ich habe jetzt natürlich auch andere Aufgaben. Die Prioritäten werden sich verschieben.

Werden Sie in München wohnen bleiben?

Ich denke nicht. Ich werde näher an die neue Akademie in Salzburg heranmüssen, ich muss in der Nähe von Flughäfen sein. Aber München ist eine der lebenswertesten Städte der Welt. Wir haben hier viel vor – und wir werden Erfolg haben. Ich war sicher eine Reizfigur, vielleicht habe ich mich nicht immer so ausgedrückt, dass alle unsere Vision verstanden haben, vielleicht haben wir nicht alle Kommunikationswege perfekt genutzt, um zu verhindern, dass man missverstanden, missinterpretiert wird. Barack Obama hat die Wahl in den USA gewonnen, weil er sich Facebook und Twitter bedient hat, Bush hat verloren, weil er sich nicht genug erklärt hat. Die Welt ändert sich, manchmal ändern wir uns mit ihr, manchmal ändern wir sie.

 

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