Peppi Heiß: "Ritterschlag gegen Gretzky"
Deutschlands Eishockey-Legende Peppi Heiß feiert 50. Geburtstag. Hier erinnert sich der Ex-Keeper an seine Jugendzeit, die größten Momente seiner Karriere und Ziele für seine Trainer-Zukunft
AZ: Herr Heiß, Gratulation zum halben Jahrhundert. Jetzt mal die Hand aufs Eishackler-Herz: was tut denn alles so weh, wenn Sie in der Früh aus dem Bett steigen?
PEPPI HEISS: Mei, alles a bisserl. 20 Jahre Leistungssport, das geht an keinem spurlos vorbei. Auch an mir nicht. Aber ich bin keiner der jammert, es zwickt, es sticht, aber das ist okay – ich weiß ja, was ich dafür alles erhalten habe.
Viele tolle Erlebnisse, viele tolle Erinnerungen. Welche sticht besonders hervor?
Ach, das sind so viele. Aber sicher unvergessen ist für mich, als ich 1996 beim World Cup in Montreal Wayne Gretzky getroffen habe. Der ist ja nunmal wirklich der großartigste Eishockeyspieler aller Zeiten.
Sie haben ihn ja nicht nur getroffen, sondern auch gegen ihn gespielt...
Ja, und er hat mir einen eingeschenkt. Ich erinner’ mich noch dran, als wäre es gestern gewesen. Der Schuss ging rechts halbhoch nei. Der Schuss war gut, aber den muss ich halten, der ging auf meine Kappe. Aber nach dem Spiel haben wir uns unterhalten und er hat mir dann gesagt, dass ich ein sehr gutes Spiel gemacht habe. Das war damals der Ritterschlag für mich. Ich hatte da echt Ehrfurcht, als ich mit ihm geredet habe. Da war ich nur Fan.
Und als guter Fan macht man Fotos und holt Autogramme.
(lacht) Ja, ich war ein guter Fan. Das Foto von ihm und mir habe ich auch später signieren lassen. Das ist bei den ganzen anderen Sachen, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe. Ich habe im Keller bei uns im Haus einige Kisten, da ist das Bild drin. Zusammen mit der Maske und dem Fanghandschuh, die ich beim Titelgewinn 1995 mit den Kölner Haien getragen habe. Oder das Teamtrikot von Olympischen Spielen in Nagano. Das habe ich hinten von allen Torhütern des Turniers signieren lassen. Aber vorne drauf, da durfte nur einer unterschreiben.
Wayne Gretzky!
Genau, da durfte nur der Größte hin mit seinen magischen Händen. Die Sachen packe ich dann im Keller manchmal aus, streiche drüber, schwelge in Erinnerungen, dann lege ich alles säuberlich zusammen. Und dann bleibt es wieder in der Kiste.
Bis zum nächsten Besuch.
(lacht) Genau, bis zum nächsten Keller-Besuch.
Denkt man zum 50. Geburtstag darüber nach, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie nicht den Sport gehabt hätten und dort zu Deutschlands Rekordnationaltorwart geworden wären?
Es ist witzig, ich habe mir diese Gedanken wirklich gemacht. Ich habe mir meine alten Spezln, die Kameraden aus der Schule so angeschaut, und es ist ziemlich sicher so: Wenn ich den Sport nicht gehabt hätte, dann wäre ich wahrscheinlich nie groß aus dem Ort, aus Garmisch, herausgekommen. Ich würde heute wahrscheinlich bei den Stadtwerken oder der Gemeinde arbeiten. Mir hat der Sport ungemein viel gegeben. Ich wäre garantiert ein anderer Mensch, wenn ich nicht das alles erlebt hätte, wenn ich nicht so in der Welt rumgekommen wäre.
Und Deutschlands bester Torhüter geworden wären...
Viele sehen nur den Glamour, aber ich weiß, welche Entbehrungen ich auch hatte. Viele meiner Spezln haben den Sport aufgegeben, als sie so 14, 15 waren. Da haben sie die Partys, die Mädels entdeckt. Und ich war dann der, der immer um Mitternacht nach Hause musste, weil er sonst den nächsten Tag nicht gepackt hätte. Meine Tage waren ja knallhart, ab 6.30 Uhr auf der Baustelle arbeiten, in der Mittagspause zum Training, weiterarbeiten, abends Training. Und an allen Wochenenden warst unterwegs zu Spielen. Aber ich will es nicht missen, Eishockey war und ist meine Welt.
Und plötzlich hat Sie die Eishockey-Welt nach drei Jahren als Co-Trainer beim EHC München zum Oberligisten EC Peiting verschlagen.
Stimmt, und der Cheftrainerposten macht mir sehr, sehr viel Spaß. Das ist mein Ding, ich denke, das ich eines Tages auch in der DEL als Headcoach tätig sein werde. Die Arbeit mit den jungen Kerlen macht viel Spaß, da bleibt man jung.
Auch mit 50.
Auch mit 50!
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