Paul Stastny: Eishockey im Blut
München - Die Amerikaner sind bekannt dafür, in ihren Sportarten die absurdesten Statistiken zu erfassen. Deswegen gibt es in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, auch eine ewige Vater-und-Sohn-Tabelle: Peter und Paul Stastny liegen dort hinter den legendären Familien Howe und Hull auf Platz vier. Die Liste der Rekorde und Errungenschaften des Hauses Stastny ist lang: Peter etwa spielte von 1981 bis 1985 gemeinsam mit seinen Brüdern Anton und Marian bei den Quebec Nordiques.
Paul ist der Top-Star der Gegenwart aus der Eishockey-Dynastie Stastny, er läuft seit sechs Spielzeiten für Colorado Avalanche („Lawine”) auf, ist dort ein Führungsspieler. Ab dem kommenden Wochenende spielt er für den EHC München. Manager Christian Winkler hat die Verpflichtung am Donnerstag um 5.15 Uhr in der früh fix gemacht. „Wenn eine Familie Eishockey im Blut hat, dann seine”, sagt Winkler.
Wie schon zuvor Blake Wheeler von den Winnipeg Jets erhält Stastny vorerst einen Vertrag bis zum 23. Dezember, möglich gemacht hatte das weitere Engagement einer NHL-Größe Sponsor Drive.de. „Sollte der Lockout in der NHL aber andauern, werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, die beiden zu behalten”, sagt Winkler.
Was die bloßen Zahlen betrifft, steht Stastny (26) sogar noch besser da als Wheeler: In 472 Spielen in der US–Liga hat er 374 Scorerpunkte gesammelt. „Er ist ein absoluter Leader, ein wichtiger Führungsspieler”, sagt Winkler. Nicht nur in der NHL, sondern auch bei internationalen Turnieren in der US-Auswahl. Ebendiese Rolle ist auch beim EHC für ihn vorgesehen. „Unsere Spieler sollen sehen, was einen Top-Star ausmacht.”
Stastny reist direkt zum Auswärtsspiel des EHC am Freitagabend bei den Hannover Scorpions (19.30 Uhr). Seinem Einsatz stehen allerdings noch einige Formalitäten im Weg. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir ihn einsetzen können, schätze ich auf 60 Prozent”, sagt Winkler. „Zum Derby am Sonntag gegen Augsburg sollte er dann auf jeden Fall dabei sein.”
Von Stastnys charakterlicher Eignung für Pat Cortinas Mannschafts-Modell der harten Arbeiter ohne Allüren hat sich Winkler am Telefon überzeugt. „Ein toller Junge und sehr bescheiden”, sagt er. „Er hat mir vor allem eins zu verstehen gegeben: Er will einfach nur Eishockey spielen.” Dass Stastny letztendlich beim EHC unterschrieb, war auch der Empfehlung von Blake Wheeler zu verdanken. „Und dass sein Bruder Yan in Nürnberg, also ganz in der Nähe spielt”, sagt Winkler.
Ursprünglich stammt Stastnys Familie aus Europa. Sein Vater Peter, gebürtiger Slowake, floh aus der damaligen Tschechoslowakei, um in der NHL Eishockey zu spielen. Er wurde der erste Europäer, der die 1000-Punkte-Marke in Nordamerika erreichte. Paul ist in Quebec, Kanada, geboren und hat sowohl die kanadische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.
„Aber in seinen Adern fließt slowakisches Blut”, sagt Winkler. Das dürfte vielleicht auch Paul Stastnys recht unamerikanisches Sport-Interesse erklären: Er mag Tennis – und Fußball.
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