Patrick Hager: Wir spielen immer, um Titel zu gewinnen

München - AZ-Interview mit Patrick Hager. Der Nationalstürmer spielt seit 2017 beim EHC Red Bull München, der am Montag seinen Trainingsauftakt auf dem Eis hatte, seit 2019 ist er der Kapitän.
AZ: Herr Hager, der EHC Red Bull München hatte am Montag seinen Trainingsauftakt auf dem Eis. Wann standen Sie das letzte Mal davor auf den Kufen? Die Vorsaison hatte aufgrund der Corona-Pandemie ein abruptes Ende gefunden.
PATRICK HAGER: Wenn man das Trainingscamp in der vergangenen Woche in Salzburg nicht mitzählt, war es wirklich beim letzten Hauptrundenspiel am 8. März in Krefeld. Da ging der Blick noch nach vorne, wir warteten darauf, wer denn unser Gegner im Viertelfinale werden würde. Aber dann kam alles anders. Ganz, ganz anders.
Corona und Gehaltskürzungen: Unmut in der Liga
Der Schock über die Playoff-Absage war sicher groß.
Da muss man gar nicht drüber reden. Die Enttäuschung, der Schock war enorm. Du willst den Titel zurückholen und dann ist von einer Sekunde zur nächsten alles weg. Aber wenn man sieht, welche Ausmaße alles angenommen hat, was in der Welt durch das Virus passiert ist, muss man gar nicht mehr diskutieren, ob es die richtige Entscheidung war. Deswegen Freude wir uns auch alle, dass wir jetzt als Mannschaft wieder gemeinsam auf dem Eis trainieren können. Auch wenn das heißt, sich in der Kabine und so an gewisse Regeln zu halten. Es fühlt sich zwar nach so langer Zeit ein bisschen komisch an, wieder die Schlittschuhe anzuziehen, die Füße tun da schon weh, aber es tut so gut, dass ein Stück Normalität ins Leben zurückkehrt. Wir sind extrem froh, auf dem Eis zu stehen und nicht nur auf dem Rad zu sitzen. Denn letztlich trainieren wir nicht für die Sommerspiele, sondern sind Eishockey-Spieler.
Zu der neuen Realität im deutschen Eishockey gehört, dass die DEL einen 25-prozentigen Gehaltsverzicht bei allen Spielern durchgesetzt hat. Führt das auch zu Unmut?
Ich denke, da ist entscheidend, wie die Klubs, die Organisationen mit den Spielern umgegangen sind. Für unseren Verein kann ich sagen, dass wir in der Situation immer völlig offene, transparente Gespräche geführt haben, dass man immer sehr ehrlich miteinander umgegangen ist. Dass dies vielleicht nicht bei allen Vereinen in der Liga so war, ist eine andere Sache.
Die Frage war aber nach dem Unmut...
Klar, es freut sich keiner, wenn er auf einen substanziellen Teil seines Gehaltes verzichten soll, aber wenn es der einzige Weg ist, um die Branche am Leben zu erhalten, muss man das akzeptieren. Es bringt ja nichts, nur dazusitzen und zu warten, dass irgendeiner kommt und einem sagt: Es ist alles gut, es ist alles so, wie es früher war. Der Mann wird nicht kommen, und wer weiß: Die Welt hat sich verändert und man muss sich auch anpassen. Das sehen wir doch in unserem täglichen Leben. Am Anfang der Corona-Krise ging es mir schon so, dass ich zum Supermarkt gefahren bin und dort festgestellt habe, dass ich die Maske vergessen habe. Also: Wieder zurück und Maske holen. Nun ist es so, wenn ich das Haus verlasse, checke ich, dass ich den Schlüssel, das Geld, das Handy dabei habe – und eben auch die Maske.
Saisonstart: Geisterspiele im November
Im Zuge dieser Verhandlungen kam mal wieder das Ansinnen auf, eine Gewerkschaft der Spieler zu gründen...
Das stimmt, diese Idee gibt es ja immer wieder mal und darüber muss man auch nachdenken. Aber man muss auch ganz klar abstecken, für was eine Spielergewerkschaft zuständig wäre, wo und in welchen Angelegenheiten sie die Spieler vertritt – und wo eben nicht. Das muss man abwarten.
Im Moment ist es wahrscheinlich, dass beim Saisonstart im November keine oder nur wenige Fans ins Stadion dürfen. Wie haben Sie denn die Geisterspiele im Fußball erlebt?
Es ist schon mal sehr positiv, dass dieser Tag X überhaupt festgesetzt ist, dass das Schlimmste erstmal abgewendet ist, dass alle Vereine die Lizenz erhalten haben. Wir als Spieler tun alles dafür, dass wir an diesem Tag X fit und perfekt vorbereitet sind, und jetzt ist es an den Klubs, dass sie alle an ihren Orten die Voraussetzungen schaffen, dass wir wirklich spielen können. Natürlich wünschen sich alle, auch wir Spieler, dass möglichst viele Fans im Stadion sind. Aber entscheidend ist, dass alle Menschen, die beteiligt sind, geschützt werden. Wenn das heißt, dass erst mal keine, oder nur wenige, oder eben nur mit Mundschutz und Abstand ins Stadion können, dann ist es eben so. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit Spielen, in denen die Fans für Emotionen sorgen, das hat man ja im Fußball gesehen, aber es das Beste, was im Moment möglich ist.
Ein Ausblick auf die Saison: Das Ziel bleibt der Titel?
Ja, wo immer wir antreten, ist es unser Ziel, den Titel zu holen. Das gilt für die Meisterschaft und auch die Champions League. Es ist unser Selbstverständnis, dass wir spielen, um Titel zu gewinnen. Das kann man nicht oft genug sagen.
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